Was war deine Aufgabe im praktischen Kunstabitur?
Die Geburt der Eva. Wir sollten ein Non-Finito fertigen, aus dem Tonblock heraus. Es sollte eine Figur sein, die sich rauswindet, sich aus dem Ton zu befreien versucht.
Du arbeitest gerne mit den Händen.
Ja. Wenn ich mit der Schule fertig bin, will ich einen Bildhauerkurs machen, bei dem man lernt, richtige Statuen zu machen.
Was habt ihr für das Abitur gelesen?
„Dantons Tod“ von Georg Büchner, „Agnes“ von . . . eigentlich müsste ich wissen, von wem das ist . . . und „Homo Faber“ von Max Frisch. Das Buch hasse ich wirklich.
Warum hasst du Homo Faber?
Er ist ein richtig schrecklicher Mensch. Es geht ja darum, dass er seine Tochter trifft und nicht weiß, dass sie seine Tochter ist. Aber er könnte es sich eigentlich denken und ignoriert die Hinweise, und dann fängt er etwas mit ihr an. Manchmal möchte ich am liebsten zu den Figuren hingehen und sie schütteln und sagen: Jetzt benutzt doch mal euren Verstand!
Spielen Bücher eine Rolle in deinem Leben?
Ich lese viel. Früher habe ich diese ganzen Bücher gelesen: „Tribute von Panem“, „Twilight“ – was man dann halt so liest. Jetzt lese ich viele englische Bücher. Ein Buch hat mir in letzter Zeit besonders gut gefallen. „The Glass Castle“ von Jeanette Walls. Von der ist auch das Abi-Buch in Englisch. Es hat so einen Eindruck bei mir hinterlassen. Es handelt von ihrer Kindheit, die nicht schön war. Das bringt einen zum Nachdenken.
Wie war deine Kindheit?
Ich fand meine Kindheit sehr schön. Mein großer Bruder und ich waren ungefähr im gleichen Alter und konnten zusammen spielen. Wir waren viel draußen, haben Kreidehäuser gemalt. Ich war im Waldkindergarten. Damals wäre ich lieber in einem normalen Kindergarten gewesen, wir hatten nur einen kleinen Bauwagen. Wenn es geregnet hat, mussten wir trotzdem raus. Aber im Nachhinein war es eine gute Idee meiner Eltern, mich dahin zu schicken.
Wie sind deine Eltern?
Wir verstehen uns meistens gut. Es gab natürlich Phasen, in denen ich mich oft mit ihnen gestritten hab’. Streng sind sie nicht. Es gibt zum Beispiel keine bestimmte Uhrzeit, wann ich zu Hause sein muss. Es hängt eher davon ab, wie ich wieder nach Hause komme, ob noch Busse fahren. Meiner Mutter kommt aus Bayern, ist Krankenschwester. Mein Vater ist in Sindelfingen geboren und arbeitet als Anwalt. Das meiste, was ich von Politik weiß, bekomme ich von meinen Eltern mit. Sie sprechen oft über Politik. Ich bin politisch nicht so involviert.
Das ändert sich ja vielleicht, wenn bald der Ernst des Lebens beginnt.
Es kommt jetzt fast so rüber, als wären meine Eltern ganz ernste Menschen. Aber das sind sie gar nicht. Mein Vater ist nie richtig ernst, macht eigentlich dauernd Witze und macht sich über einen lustig. In letzter Zeit fangen meine Eltern an, diese ganzen komischen Sendungen im Fernsehen anzuschauen, „Kochprofis“ und so. Normalerweise schauen die das nicht. Aber gerade sind sie da voll drin.
Sind deine Eltern Vorbilder für dich?
Es ist schwer, seine Eltern als Vorbild zu nehmen, weil teilweise will man es ja anders machen, seinen eigenen Weg finden. Ich finde es toll, wenn Leute sich durchsetzen können, sie selbst sind. Wenn sie sich eine Meinung zu einem Thema bilden und nicht nur abnicken.
Was willst du später einmal anders machen als deine Eltern?
Ich weiß es nicht. So viele Gedanken hab’ ich mir darüber noch nicht gemacht.
Was regt dich auf?
Also es gibt eine Sache, die hasse ich wirklich, die macht mich richtig aggressiv: wenn ich morgens in den vollen Bus steige und jemand hat seine Tasche auf dem leeren Platz neben sich stehen. Ich weiß nicht, was in dem Menschen vorgeht. Will er nicht neben fremden Leuten sitzen? Oder fällt ihm das nicht auf? Oder ist es ihm einfach egal? Wenn es ihm egal ist, finde ich es am schlimmsten. Wenn er sich nicht in andere hineinversetzen kann.