Beim Bürgertreff, dem Neujahrsempfang der Stadt, zieht der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky eine insgesamt positive Bilanz für das Jahr 2016. Er übt aber auch so manche Kritik an Bürgern und dem Gemeinderat.

Waiblingen - Hurra wir leben noch“ – dieser Song aus den Achtzigern sei ihm beim Rückblick auf das Jahr 2016 in den Sinn gekommen, hat der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky am Mittwochabend beim gut besuchten Neujahrsempfang im Bürgerzentrum gestanden. „Manches kam in den vergangenen Monaten schon etwas heftiger als sonst“, bilanzierte der Rathauschef. Dennoch sei es „ein lehrreiches Jahr“ gewesen, aus dem er „persönlich gestärkt herausgehe“. Und so passte das vom Philharmonischen Chor Waiblingen gewählte Eingangsstück „Freut euch alle“ dann trotz allem doch.

 

Etwas zäh, in ganz kleinen Schritten, sei es bei einigen Projekten vorangegangen, resümierte Hesky. Bei anderen, Beispiel Remstalgartenschau, habe es lange Diskussionen gegeben. Und bei wieder anderen Vorhaben, etwa der „Baustelle Bahnhofsvorplatz“, sei der Gemeinderat „auf die Bremse getreten“. Das Gremium hatte die bereits beschlossene Umgestaltung im Dezember trotz aller Appelle Heskys gestoppt.

Ärger um Flächensuchlauf

Insgesamt, klagte der Oberbürgermeister, könne man den Eindruck gewinnen, „dass manche Menschen mehr Lust daran gefunden haben, sich gegen etwas zu engagieren als für etwas“. Hesky erwähnte den Suchlauf, mit dem die Stadt neue Flächen für öffentlich geförderten Wohnraum auftun wollte. Das Vorhaben hatte heftige Proteste in Teilen der Bürgerschaft ausgelöst. Mit bemerkenswertem Feuereifer seien da freie Flächen verteidigt worden, als Argumente hätten die Gegner der Bebauung den Naturschutz oder drohende Verkehrsprobleme angeführt. Im Gespräch mit ihm habe ein Gegner schließlich mit folgendem Satz eingeräumt, worum es ihm wirklich gehe, sagte Hesky: „Die Stadt ist doch voll.“ Derjenige, der das gesagt habe, sei übrigens selbst einmal nach Waiblingen zugezogen.

Kräftigen Gegenwind hat Hesky 2016 wie in den Vorjahren auch von den Gegnern eines Windkraftstandorts auf der Buocher Höhe bekommen. Bei der Erwähnung des Ortes ging denn auch ein Raunen durch das Publikum. Die Pläne für eine mögliche Windenergienutzung seien aber „nicht aufgegeben“, betonte Hesky und merkte an: „Die persönlichen Anwürfe gegen mich im vergangenen Jahr bekamen eine Schärfe, die mit einer sachlichen Auseinandersetzung nichts mehr zu tun hatten.“ Er habe dabei viel über Menschen erfahren.

Streitpunkt Buocher Höhe

Die heftigen Reaktionen hatte die Nachricht ausgelöst, dass die Flugsicherung bereits im Oktober 2015 in einem Brief an das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) und die Stadtwerke Waiblingen die Buocher Höhe als Standort für Windkraftanlagen ausgeschlossen habe. Das jedoch war erst ein Jahr später publik geworden. Hesky kann die Aufregung darüber nicht verstehen: „Wenn der Brief eine solche Bedeutung gehabt hätte, dann hätte das RP ihn selbst veröffentlicht und dem Verband Region Stuttgart, dem Umweltministerium und dem Landratsamt zugeleitet. Hat es aber nicht“, sagte der Rathauschef. Und überdies: Die Stadt habe das Landratsamt bereits im April darüber informiert.

Auch die interkommunale Gartenschau mit ihren teils umstrittenen Projekten hat dem Waiblinger OB wohl so manches graue Haar beschert. Er habe, so versicherte er, „die Argumente und Wünsche und Vorstellungen“ von Befürwortern wie Gegnern der Remskuben, Kanuroute und Kunstlichtung „sehr wohl gehört und verinnerlicht“. Eine demokratische Gesellschaft lebe davon, dass jeder seine Meinung sagen dürfe – „aber die Mehrheit entscheidet“, schloss Hesky und bekam großen Applaus.

Die Remstalgartenschau sei „eine gute Sache“, bekräftigte Hesky. Wie zum Beweis flimmerte wenig später deren Imagefilm über die Leinwand. Sie wird auch in diesem Jahr eine große Rolle spielen. Als weitere Projekte, die anstehen, nannte Hesky die Sanierung der Rundsporthalle sowie den Bau einer Trainingshalle und die Sanierung der Gemeindehalle in Bittenfeld. Gestalt annehmen könnten die Pläne für das „Grüne Hochhaus“ auf der Korber Höhe. Ein wichtiger Punkt sei zudem die Ausweisung neuer Gewerbeflächen, sagte Hesky. Die bereits angesiedelten Betriebe haben der Stadt 2016 rund 58 Millionen Euro Gewerbesteuer beschert. Da könne man schon feuchte Augen bekommen, sagte der Oberbürgermeister – in diesem Fall vor Freude. Der Philharmonische Chor lieferte mit dem Song „What a wonderful world“ den entsprechenden musikalischen Schluss.