„Wir gehören zu den letzten Mohikanern, die die Flagge des BDS hoch halten“, sagt Axel Ueberschär vom HGV in Stammheim. Doch auch er hält einen Austritt für wahrscheinlich. Im Vorstand habe man sich bereits darüber verständigt und von einem Anwalt das Prozedere prüfen lassen. „Wir werden einen Beschlussantrag formulieren und bei der Mitgliederversammlung im März darüber abstimmen.“ Weil die Mitgliedschaft im Dachverband in der Satzung des HGV festgeschrieben ist und der BDS auch im Namen auftaucht, müsste die Satzung geändert werden. Ueberschär persönlich sieht wenig Vorteile darin, weiter Mitglied zu bleiben: „Für unsere praktische Arbeit ist der BDS kaum spürbar, dabei könnte der BDS die Gewerbevereine in vielen Bereichen unterstützen; etwa wenn es darum geht, Genehmigungen bei der Stadt einzuholen oder Mitglieder zu werben, dafür fehlt uns die Zeit.“ Für den Mitgliedsbeitrag beim BDS bekomme man zu wenig geboten: „Wir haben 70 Mitglieder und zahlen rund 3500 Euro pro Jahr an den BDS, dafür könnte man eine Aushilfskraft beschäftigen, die uns ein, zwei Tage im Monat unterstützt. Damit kämen wir weiter.“

 

Sind wir für den BDS da, oder der BDS für uns?

Seinem Gefühl nach sei der BDS mehr mit sich selbst und der Politik beschäftigt als damit, die Handels- und Gewerbevereine vor Ort zu unterstützen. „Ich stelle mir schon die Frage: Sind wir für den BDS da, oder der BDS für uns?“ Ueberschär beklagt fehlendes Interesse von Seiten des BDS: „Dass wir über einen Austritt nachdenken, ist sei längerem bekannt, doch in den vergangenen Wochen hat sich keiner vom BDS nach uns erkundigt.“ Zunächst stehe der Beschluss über den Austritt aus dem Dachverband im März an, eine Mitgliedschaft bei den „Aktiven Stuttgartern“ hält der Stammheimer Vorsitzende für möglich: „Darüber denken wir ernsthaft nach.“

Der Botnanger GHV ist seit vielen Jahren nicht mehr Mitglied im BDS-Kreisverband. „Wir sind noch vor meiner Zeit als Vorsitzender ausgetreten. Das ist also mehr als elf Jahre her“, sagt Matthias Oechsner. „Ich glaube ich war damals der Einzige, der dafür war, drin zu bleiben.“ Der Kosten-Nutzen-Faktor wurde damals in Frage gestellt. „Wir hatten einen Jahresbeitrag von 50 Euro. Die Hälfte ist an den Kreisverband gegangen. Dafür war die Unterstützung einfach nicht groß genug“, sagt Oechsner. Ob der GHV Botnang nun beim Verein „Aktive Stuttgarter“ mitmache, werde in der Mitgliederversammlung im Februar thematisiert. „Kostenlos ist die Mitgliedschaft dort aber auch nicht“, sagt Oechsner.

Von den einst 23 Gewerbe- und Handelsvereinen seien nur noch fünf Mitglied im BDS Stuttgart, sagt Jochen Heidenwag. Der Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins (GHS) Feuerbach ist gleichzeitig stellvertretender BDS-Kreisvorsitzender. Als er vor fünf Jahren sein Amt antrat, sei der Erosionsprozess in vollem Gange gewesen. „Wir haben nicht alle Mitglieder in den letzten fünf Jahren verloren.“ Beim GHV Feuerbach gebe es momentan keine Bestrebungen, aus dem BDS auszusteigen. Und in Mühlhausen sei ein derartiger Antrag zuletzt von den Mitgliedern mehrheitlich abgeschmettert worden. Heidenwag stellt sich dennoch der Kritik: „Die Ortsvereine wollen konkrete Hilfen und Unterstützung haben. Unterm Strich kommt da zu wenig Leistung vom BDS-Landesverband.“ Es genüge einfach nicht, wenn BDS-Vertreter lediglich als Lobbyist bei hochrangigen Politikern in Erscheinung treten: „Dann wird zum 100. Mal die Forderung gestellt, dass die Gewerbesteuer endlich abgeschafft werden müsse“, sagt Heidenwag. Der BDS-Landesverband tue zu wenig für die Vereine vor Ort. Andersherum sei es aber auch schwierig: „Wenn wir die Ortsvereine fragen, welche konkreten Hilfen und welche Unterstützung wollt ihr denn haben: Dann wissen sie oft nicht, wie diese Aktivitäten aussehen sollen.“