Nach Anfeindungen aus eigenen Reihen hat sich der Tübinger Oberbürgermeister und Grünen-Provokateur Boris Palmer seine Partei vorgeknöpft.

Berlin - Überraschungsauftritt am späten Abend: Der Tübinger Oberbürgermeister und Grünen-Provokateur Boris Palmer hat sich seine Partei nach Anfeindungen gegen ihn vorgeknöpft. „Es ist okay zu sagen, der ist ein Quartalsirrer oder ein Rechtsausleger, oder was auch immer“, sagte der bei den Grünen höchst umstrittene Schwabe am Samstag den Delegierten des Berliner Bundesparteitags. „Das gehört zum Geschäft.“ Aber dass man ihm von der Bühne herunter „Halt doch mal die Fresse“ entgegengeschleudert habe, das treffe ihn.

 

Palmer, der zum realpolischen Parteiflügel gehört, bezog sich auf eine Rede der linksgrünen Direktkandidatin Canan Bayram aus Berlin-Kreuzberg. Sie hatte ihn am Vortag für seine Ansichten zu Asyl und Integration mit den Worten „Einfach mal die Fresse halten“ attackiert. Palmer eckt unter anderem mit seinem neuen Buch „Wir können nicht allen helfen“ an.

Auftritt war von Buh-Rufen und Applaus begleitet

Er habe als Siebenjähriger seinen Vater im Gefängnis besucht, weil der das Recht auf Meinungsfreiheit für sich in Anspruch genommen habe, sagte der Oberbürgermeister, dessen überraschender Auftritt am späten Abend von Buh-Rufen und von Applaus begleitet wurde. In der Satzung der Grünen stehe, dass sie „um Dialog, die gewissenhafte Suche nach Konsens oder tragbare Kompromisse bemüht“ seien. Das sei einer der Gründe für ihn, in dieser Partei zu sein.

Der Alt-Grüne Hans-Christian Ströbele, der die Partei bisher in Bayrams Wahlkreis vertritt, habe ihm den Angriff so erklärt: „Du hast die bis aufs Blut gereizt in Friedrichshain-Kreuzberg.“ Das tue ihm leid, darum sei es ihm nicht gegangen, sagte Palmer - aber er akzeptiere ja auch Anträge vom linken Flügel der Partei, über die „jeder Tübinger sagt, spinnen die jetzt?“. Er kämpfe und stehe für die Grünen. „Und das sollten wir gemeinsam tun“, forderte der Schwabe. „Nur Tübingen und Kreuzberg gemeinsam gewinnen Bundestagswahlen.“