Vor vier Jahren ist Hermann Färber über das Direktmandat in den Bundestag gewählt worden. Das will er auch diesmal schaffen. Die Aussichten für den CDU-Mann und Landwirtschaftsmeister sind im traditionell schwarzen Kreis Göppingen gut.

Böhmenkirch - Wenn Hermann Färber vom Schreibtisch seines Wahlkreisbüros in Süßen aufblickt, dann fällt sein Blick auf gerahmtes Schwarz. Eine Frau aus dem Kreis Göppingen hat ihm dieses Bild, das bei näherer Betrachtung einen schwarzen Bogen auf dunklem Hintergrund zeigt, mitgebracht – mit der bitteren Bemerkung: „So sieht meine Zukunft aus“. Seither ist dieses kleine Stück Papier hinter Glas für den CDU-Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis Göppingen eine Mahnung, „dass es in meinem Wahlkreis Menschen gibt, die für sich keine Perspektive sehen“. Und es ist ihm ein Ansporn, erneut für den Bundestag zu kandidieren. Sein Schicksal liegt ganz in der Hand der Wähler des Wahlkreises Göppingen, denn der Weg nach Berlin führt für ihn nur über das Direktmandat. Seine Chancen stehen gut. Im Kreis Göppingen ist die CDU traditionell sehr stark.

 

Vor der letzten Bundestagswahl im Jahr 2013 hatte die CDU im Kreis Göppingen Hermann Färber überraschend als Kandidaten auf den Schild gehoben und Klaus Riegert, der den Wahlkreis 21 Jahre in Folge im Bundestag vertreten hatte, den Laufpass gegeben. Mit 49 Prozent der Erststimmen errang Färber damals das Direktmandat. Und was viele für nicht möglich gehalten hätten – der Landwirtschaftsmeister und fünffache Familienvater aus Böhmenkirch fühlt sich in der Bundeshauptstadt genau am richtigen Platz. Deshalb kandidiert er erneut. „Ich verhandle mit meinen Chefs, den Wählern, um eine Verlängerung meines Mandats“, sagt er. Die Umstellung vom heimischen Bauernhof auf das Parlament in Berlin sei im Übrigen gar nicht so groß. „Ich habe vorher schon von morgens bis in die Nacht hinein geschafft. Nur liegen jetzt meine Tätigkeitsfelder weiter auseinander.“

Thema Verkehr steht oben auf seiner Liste

Vier Jahre in Berlin haben den 54-Jährigen vielleicht etwas geschmeidiger und weltläufiger gemacht, aber im Herzen ist er Bauer geblieben. Und Schwabe. Dazu steht er. Allerdings vertrete er in Berlin nicht nur diesen Berufsstand, sondern vor allem den ganzen Wahlkreis Göppingen. Entsprechend klar definiert sind die Themenfelder, an denen er sich auch im Fall einer erneuten Wahl abarbeiten möchte. Denn der Kreis Göppingen kämpft seit einer gefühlten Ewigkeit um eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, konkret: um den weiteren Ausbau der Bundesstraße 10 und der Autobahn 8. Diese Hauptverkehrsachsen seien existenziell wichtig, unterstreicht Färber, der die häufigen Staus auf der B 10 östlich von Süßen in Richtung Geislingen und am Albaufstieg der A 8 als einen handfesten Standortnachteil bewertet. Es gebe Betriebe in Geislingen, die eine Zulage an Mitarbeiter von außerhalb bezahlten, damit sie die mühevolle Anfahrt überhaupt in Kauf nähmen.

Deshalb will er bei diesem Thema nichts anbrennen lassen. Regelmäßig hake er bei den zuständigen Ministerien nach. „Die wissen mittlerweile genau, dass ich wiederkomme“, sagt er und lacht verschmitzt. „Das sind die hartnäckigen Bauern von der Alb.“ Erst vor ein paar Tagen hat er auf der Bohrplattform auf dem Geiselstein bei Geislingen gestanden. Dort wird zurzeit der Grund für einen weiteren Ausbau der B 10 über Gingen hinaus bis Geislingen und ins Rohrachtal erkundet.

Viele kommen mit ihren Sorgen zu ihm

Über die großen Themen hinaus ist ihm der direkte Kontakt zu den Wählern sehr wichtig. Man dürfe ihn jederzeit ansprechen, sagt er. „Ich kann doch nicht sagen, heute bin ich privat da. Wir sind immer zuständig.“ Das wissen die Leute. Als er kürzlich in Göppingen eine Sprechstunde abhielt, war „die Bude rappelvoll“, wie er nicht ohne Stolz sagt. Aus den anberaumten drei wurden mehr als fünf Stunden. Färber wird das nicht zu viel. Er kann zuhören. Deshalb kommen die Menschen nicht nur mit politischen Anliegen zu ihm, sie erzählen ihm auch von ihren Sorgen und Nöten, und wann immer es möglich ist, vermittelt Färber. „Wir schicken keinen weg.“

Der Einsatz für andere ist ihm offenbar auch im Petitionsausschuss des Bundestags nicht zu viel. Oft sei es mühevoll, die dicken Papierberge zu sichten. Um sich ein Bild von dem jeweiligen Petenten zu machen, liest er deshalb zuerst das Anschreiben. An einen Fall erinnert er sich besonders. Eine alte Frau in Detmold hatte um Hilfe gebeten, weil die Telekom einen mehr als mannshohen Schaltkasten direkt vor ihrem Fenster platziert und ihr damit den Blick nach draußen versperrt hatte. Weder die Telekom noch die Stadt fühlten sich zuständig. Färber aber stieg in den Zug und kam nach zigmaligem Umsteigen tatsächlich in Detmold an, wie er trocken bemerkt. Dort besuchte er die gehbehinderte 86-Jährige und verschaffte sich ein Bild von der Lage. In zähen Verhandlungen mit der Telekom und der Stadtverwaltung schaffte er es schließlich, dass der Kasten versetzt wurde. Als die „Bild“-Zeitung darüber berichten wollte, lehnte die Frau das ab und erklärte, dass sie nur den „Herrn Färber“ empfangen wolle.