Im Gespräch mit Erstwählern stellt sich heraus, dass viele von ihnen nichts von den etablierten Parteien halten. Sie wählen die AfD, weil sie Angst um ihre Zukunft haben.

Kreis Göppingen Von wegen junge Leute interessieren sich nicht für Politik. Viele Jungwähler beobachten durchaus interessiert, was sich auf der politischen Bühne in Berlin abspielt. Ihre Reaktionen auf die Politik der „Alten“ sind allerdings häufig überraschend. Viele haben keine Skrupel, ihre Stimme auch Außenseitern zu geben. Bei den vergangenen Wahlen profitierten davon insbesondere die Piraten, dieses Mal scheint es vor allem die AfD zu sein – zumindest legt das ein Gespräch mit Schülern des Göppinger Wirtschaftsgymnasiums nahe. Viele von ihnen unterstützen die Blauen – denn die Schüler machen sich Sorgen, dass sich Deutschland mit der Eurorettung übernimmt und sie das eines Tages ausbaden müssen. Ob sie wählen gehen würden, war für die Jugendlichen überhaupt keine Frage: „Wenn man nicht gewählt hat, kann man sich nachher auch nicht beschweren. Man muss sein Mitspracherecht doch nutzen“, findet Kevin, und Carsten erinnert daran, dass „es auch Länder gibt, die keine Demokratie haben“. Für ihn, so sagt er, gehöre das Wählen einfach „zu den Aufgaben des Bürgers“. Max und Matthias sind „mit der Regierung unzufrieden“ und hoffen deswegen, dass ihre Stimmen dabei helfen werden, einen Wechsel herbeizuführen. Rebekka hat sich lange Gedanken gemacht, bis sie sich für eine Partei entschieden hat. Doch dass sie wählen gehen würde, war auch für sie von Anfang an klar. „Da geht es schließlich auch um unsere Zukunft“, sagt die Schülerin. Auch Sophia hat sich lange mit den Parteien und ihren Wahlprogrammen auseinandergesetzt und will nicht darauf verzichten, ihren Beitrag zu leisten.

 

Offenbar hat es sich ausgezahlt, dass die Schule eine Podiumsdiskussion mit den Kandidaten aus dem Kreis organisiert und die Schulleitung immer wieder betont hatte, die Schüler sollten ihr Wahlrecht auch nutzen. Die Schüler sagen, sie hätten es gut gefunden, die Kandidaten mal persönlich zu erleben. Allerdings bedauern sie, dass zu wenig diskutiert worden sei. Zudem hatten einige den Eindruck, dass die Kandidaten den Besuch an der Schule wie einen Pflichttermin abgesessen hätten.Den Schülern ist klar, dass die AfD in vielerlei Hinsicht populistisch argumentiert und dass die Partei eigentlich nur ein Thema hat, den Euro. Trotzdem ist für sie ein Votum für die Blauen durchaus akzeptabel, denn ihre Sorge um die eigene wirtschaftliche Zukunft ist groß. Die diesbezüglichen Versprechen der etablierten Parteien konnten viele von ihnen nicht beruhigen. Nur ein Schüler wählt die SPD, die CDU findet keiner wählenswert.

In der AfD seien „hochgebildete“ Leute, sagt einer der Schüler, die von der Protestpartei angetan sind. Die seien durchaus wählbar. Und was ist mit ehemaligen Protestparteien wie den Grünen? Nur ein Mitglied der Schülerrunde wählt Grün. Bei den anderen scheint die ehemalige Bürgerschreckpartei in dem Maß an Boden verloren zu haben, in dem sie in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. „Unglaubwürdig“, findet sie ein Schüler: „Die wollen die Umwelt schützen, und dann fahren sie im dicken Daimler in den Bundestag, der 20 Liter verbraucht. Und Claudia Roth hat nicht einmal einen Schulabschluss.“

Natürlich gäbe es dann auch noch die Linken. Aber die sind den Jugendlichen zu links. Und der Jungwähler-Hit der vergangenen Wahlen, die Piraten? Die seien nicht so gebildet wie die Leute von der AfD.