Laura Halding-Hoppenheit bekommt das Bundesverdienstkreuz verliehen – für ihre Arbeit gegen die Diskriminierung von Schwulen.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord/S-Mitte - Ich freue mich so“, das sagt Laura Halding-Hoppenheit immer wieder, wenn man sie auf das anspricht, was am 23. Januar passiert: Sie bekommt das Bundesverdienstkreuz am Band verliehen, für ihre Arbeit in der Schwulenszene, gegen die Diskriminierung und die Stigmatisierung von Aidskranken.

 

Vor vierzig Jahren sah das alles noch anders aus, sagt Laura Halding-Hoppenheit: „Da haben mich alle für einen Paradiesvogel gehalten.“ Die gebürtige Rumänin kam nach Deutschland, um nach ihrem Kunstgeschichtsstudium hier ihre Promotion über religiöse Malerei im 14. Jahrhundert zu schreiben. „Ich konnte kein Deutsch, hatte nur entfernte Freunde hier“, erinnert sie sich. So fand sie den Kontakt zur Schwulenszene: „Die Schwulen waren die einzigen Menschen, die immer zu mir gestanden haben, die mich nicht ausgelacht haben. Menschen, die ähnliche Probleme haben, halten zusammen.“ Mit ihrem ersten Ehemann und zwei kleinen Kindern kam sie nach Stuttgart. Inzwischen sind sie geschieden. „Wir haben nicht zusammengepasst“, sagt sie. „Ich wollte nicht nur Ehefrau und Mutter sein, ich wollte noch etwas anderes, ich wollte etwas bewegen.“ Dann hörte sie von ihren schwulen Bekannten, dass ein neuer Club in Stuttgart aufmache: der Kings Club, das war 1977. „Es war eine super Atmosphäre. Die Schwulen konnten sich dort ohne Angst treffen.“ Zuerst hatte sie eine Bar im Club, dann stieg sie zur Chefin auf. Diese Rolle füllt sie bis heute aus. „Die Leute sind abends Schlange gestanden, um mit mir zu reden, mir ihre Probleme zu erzählen.“ Die Schwulen sind ihre Familie, auch das sagt sie immer wieder. „Dann habe ich angefangen, politisch interessiert zu sein. Ich wollte diese meine Familie gesellschaftlich etablieren, sie sollten die gleichen Rechte haben wie alle anderen Menschen. Ich halte meine Hände schützend über sie.“

Auf Stuttgart lässt sie nichts kommen

Daraus habe sich ein Projekt nach dem anderen entwickelt. Sie setzt sich für die Aidshilfe ein, unterstützt Mutter-Kind-Projekte, den Prostituierten- und Strichertreff La Strada und den Verein Lagaya, der drogenabhängigen Frauen hilft, und finanziert Streetworkerstellen aus eigener Tasche. „Das Bundesverdienstkreuz ist die gesellschaftliche Anerkennung meiner Arbeit“, sagt sie. „Hier in Stuttgart kann man so viel machen, es ist eine Stadt mit Herz.“ Eine Stadt, auf die sie nichts kommen lässt: „Ich werde hier niemals weggehen. Dass ein Aids-Kongress wie 2009 im Rathaus stattfinden kann, das hat es sonst nur in Berlin gegeben, das war ganz toll.“ Stuttgart sei keine kleinkarierte Stadt, sondern eine Weltstadt, ist sie überzeugt.

Es gibt noch viel zu tun

Laura Halding-Hoppenheit hat viel vor: „Es gibt heute noch viel zu tun. es hat sich zwar schon viel verändert, aber die Debatte über Thomas Hitzlsperger beweist, dass wir noch nicht da angekommen sind, wo wir hin wollten.“ Ein Ende ihres Engagements kann sie sich nicht vorstellen. „Ich werde nie aufgeben. Ich mache das, bis ich hundert Jahre alt bin!“ Ihr geht es nicht nur um das eigene Wirken, sondern auch um die Generationen, die nach ihr kommen werden: „Schulklassen kommen zu mir in den Kings Club und interviewen mich. Die Schüler von heute sollen lernen, dass Homosexualität etwas ganz Normales ist.“ Im April kommt ein Film über Halding-Hoppenheit in die Kinos, gedreht hat ihn der Regisseur Rosa von Praunheim: „Laura – Ein Juwel aus Stuttgart“. Auch Bilder der morgigen Bundesverdienstkreuzverleihung werden darin zu sehen sein. „Rosa kommt mit zur Verleihung, er will das unbedingt im Film haben“, sagt Laura Halding-Hoppenheit. Sie sitzt für die Linke im Bezirksbeirat Nord, im Mai wird sie für den Gemeinderat kandidieren. „Da kann ich noch mehr für meine Familie bewegen“, sagt sie. Mit ihrer Familie wird dann auch gefeiert: am Donnerstagabend beim Sektempfang im Kings Club.