Die Zahl der Besucher war in der zu Ende gegangenen Saison der Burgfestspiele in Jagsthausen höher als erwartet. Dem neuen Intendanten Axel Schneider ist die Konsolidierung allem Anschein nach gelungen.

Jagsthausen - Die Talsohle ist wohl endgültig durchschritten: die Burgfestspiele Jagsthausen haben sich im ersten Jahr der neuen Intendanz unter dem Hamburger Axel Schneider nicht nur konsolidiert, sondern auch so eindeutig beim Publikum positioniert, dass die wirtschaftliche Basis der Festspiele nicht mehr gefährdet ist. In den vergangenen Jahren hatte es noch Bedenken gegeben, wie lange sich die Festspiele noch halten könnten. Jetzt sind die Zahlen gut, und alle sind erleichtert.

 

Für die gerade zu Ende gegangene Saison hatte man mit 49 000 Besuchern kalkuliert, um eine schwarze Null zu erreichen, 55 000 Besucher sind es geworden. Der Etat wurde für 2014 von 1,6 auf 1,9 Millionen Euro erhöht, aber auch die Zahl der Vorstellungen um 30 auf 93. Die Eigenfinanzierungsquote in Jagsthausen, das sich explizit als „professionelles“ Theater versteht, lag zuletzt bei 80 Prozent. Alle Zahlen sprechen also für eine wirtschaftlich gute Bilanz. Auch wenn man mit diesem Ergebnis noch nicht an die Glanzzeiten der seit 65 Jahren bestehenden Festspiele heranreicht, ist die Zufriedenheit dennoch ausgeprägt. Denn das gute Ergebnis ist das Ergebnis einer gewissen Neuorientierung.

Anspruch und Unterhaltung sollen Hand in Hand gehen

Dennoch empfindet es Roland Halter, Geschäftsführer und Bürgermeister in Jagsthausen, als „Wagnis“, wie das „anspruchsvolle Programm bewältigt und von den Zuschauern angenommen wurde. Die gerade zu Ende gegangene Spielzeit bestärke die Festspiele darin, den beschrittenen Weg weiter zu verfolgen, und vor allem weiterhin zu versuchen, dem Publikum anspruchsvolles und unterhaltsames Theater im Sommer anzubieten. Diese Einschätzung teilt Intendant Axel Schneider: Man habe viel riskiert und die Rechnung sei aufgegangen. Schneider hatte in seiner ersten Spielzeit auf zugkräftige Namen gesetzt, sowohl beim Schauspiel-Ensemble, beispielsweise mit Götz Otto als „Götz“, mit Musical-Star Helen Schneider und auch mit dem international renommierten Regisseur Michael Bogdanov, dazu wurden populäre Stoffe gewählt wie die „Die Päpstin“ und die Feuerzahngenbowle“, als Kinderstück „Michel aus Lönneberga“. Das Musical „Ghetto-Swinger“ blieb, wohl wegen des schweren Stoffes, unter den Erwartungen. Intendant und Festspielleitung bekennen sich eindeutig auch zu dieser Wahl.

Im „Götz“ spielten viele Statisten aus Jagsthausen mit

Schneider hat, im Gegensatz zu einigen seiner Vorgänger, auch sehr auf das jahrzehntelange Miteinander zwischen Ort und Festspielen aufgebaut. So kam besonders gut an, dass er im „Götz“ üppig Statisterie einsetzte, ein wesentlicher Identifikationsfaktor für die Jagsthausener: „Ich bin den Menschen in Jagsthausen sehr dankbar, die ihre Burgfestspiele mit sehr viel Liebe und oft persönlichem Einsatz unterstützten.“ Laut Schneider möchte jeder Schauspieler auch 2015 gerne wiederkommen. Sicher nicht mehr dabei sein wird allerdings der Schlagersänger Gunter Gabriel (als „Johnny Cash), der wegen Pöbeleien sogar Hausverbot in der Götzenburg-Gastronomie erhielt, und leider auch nicht mehr Götz-Darsteller Götz Otto. Für die nächste Saison ist die einzige Wiederaufnahme die „Feuerzangenbowle“, als Musical steht „Anatevka“ auf dem Spielplan, dazu kommt die Bühnenbearbeitung des Jonas-Jonasson-Bestsellers „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Die 66. Spielzeit beginnt im nächsten Jahr am 3. Juni, es wird durchgespielt bis zum 30. August.