Eine ÖPNV-Nutzerin aus Rohr sieht sonntags am Vaihinger Bahnhof meist nur die Rücklichter des 84ers. Die SSB will Abhilfe schaffen. Das heißt: der Busfahrer soll auf den 82er warten.

Vaihingen - Am vergangenen Sonntag hatte Sibylle Bauer endgültig die Nase voll. „Ich bin per Anhalter gefahren“, sagt die Dame von der Rohrer Höhe. Immerhin kam sie damit pünktlich zum Gottesdienst der International Baptist Church, die sich in unmittelbarer Nähe der Bushaltestelle am Buchrain-Friedhof befindet.

 

Mit dem Bus hat das meist nicht geklappt – und das seit der Fahrplanumstellung im Dezember 2009. Das Problem: wenn Sibylle Bauer mit dem 82er am Sonntagmorgen am ZOB in Vaihingen ankommt, fährt ihr der 84er oftmals vor der Nase weg. Das ist auch kein Wunder: Schließlich sind Ankunftszeit des einen und Abfahrtszeit des anderen identisch. Ein Zeitpuffer existiert nicht. Und die Linie 84 pendelt an diesem Tag nur einmal in der Stunde zwischen Vaihingen und Sindelfingen. „Ich muss dann eine Stunde warten“, sagt Bauer. Für die regelmäßige ÖPNV-Nutzerin ist das ein „Unding“. Zumal es vor der Fahrplanänderung völlig problemlos gelang, den Bus mit der Nummer 84 zu erreichen. Einige Minuten Wartezeit waren am Bahnhof eingeplant. Die Rohrerin weiß auch zu berichten, dass es früher möglich war, dass der 84er-Busfahrer erst dann losgefahren ist, wenn sie im Bus saß. Das habe der 82er-Kollege veranlasst. „Die Busfahrer sind da immer sehr, sehr nett“, sagt Bauer. Ein Fahrer habe sogar mal vier Minuten auf sie gewartet. Doch seit der Umstellung auf ein privates Busunternehmen sei diese Kontaktaufnahme nicht mehr möglich.

Kürzere Standzeiten in Rohr

Die Rohrer Bürgerin hat den Missstand aber nicht einfach hingenommen, sondern die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) kontaktiert. Doch ihre Bemühungen blieben ohne Erfolg. Da half auch der Verweis auf das teure Jahresticket nicht. Sie würde sich wünschen, dass die alten Abfahrtszeiten auf der Rohrer Höhe eine Renaissance erfahren, weil dann genügend Zeit ist, um in den 84er umzusteigen, sagt Bauer.

Dass die SSB damals die Taktzeiten umgestellt haben, ist nicht nur dem Einsatz von Gelenkbussen geschuldet, sondern auch einem privaten Stellplatz an der Endhaltestelle in Rohr, sagt der SSB-Mitarbeiter Joachim Keller, der sich unter anderem um die Fahrpläne kümmert. Die Fläche findet sich direkt an der Rathausstraße und wenn der Bus dort hält, dann kann der Besitzer nicht aus seinem Stellplatz herausfahren. „Wir haben daher die Standzeiten dort bewusst kurz gehalten“, sagt Keller. Diese Geschichte sei unglücklich gelaufen. Das Tiefbauamt habe die Fläche genehmigt, die SSB erst hinterher davon erfahren.

SSB: Bus soll künftig warten

Auf die Kritik der passionierten Busfahrerin reagiert das städtische Nahverkehrsunternehmen schnell: „Wir werden eine Information an das Auftragsunternehmen rausschicken“, sagt der SSB-Ingenieur. Will heißen: in die Fahrermappe des jeweiligen Busfahrers kommt eine Notiz, dass dieser warten soll, bis die Fahrgäste aus dem anderen Bus eingestiegen sind. Von seiner Wartebucht am Vaihinger Bahnhof könne er genau sehen, wenn jemand aus dem 82er aussteige, sagt Keller. Er ergänzt: „Das ist dann noch ein Fußweg von 50 Metern.“ Prinzipiell gehe er davon aus, dass ein Wagen auch angefunkt werden könne: „Aber der bessere Weg ist doch, wenn der Bus immer wartet“, sagt der SSB-Mitarbeiter. Man werde schauen, ob es dann noch weitere Klagen gebe und falls ja, noch einmal mit „Nachdruck darum bitten“. Für Keller ist auch denkbar, dass die Linie 84 zwei Minuten später als bisher am Vaihinger ZOB losfährt: „Da gibt es keine großen Anschlüsse zu beachten.“ Allerdings wäre dies erst zum Fahrplanwechsel im Dezember möglich.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Buslinie 82 seit der Fahrplanumstellung in der Kritik steht. Immer wieder hat sich auch der Bezirksbeirat mit der Linie befasst und speziell in den Morgen- und Abendstunden auf einen Zehn-Minuten-Takt gedrängt. Die SSB haben dafür aber bislang keinen Bedarf gesehen. Ohne Wirkung blieb der Protest aber nicht; so hat der Nahverkehrsbetrieb den Fahrplan angepasst und eine zusätzlichen Schülerbus installiert.

Das Umsteigeproblem vom 82er auf den 84er lässt sich da einfacher lösen. Das wird nicht nur Sibylle Bauer freuen, die vielleicht bald am Sonntag nicht mehr per Anhalter zum Gottesdienst zu fahren braucht.