Auch das Stuttgarter Bankhaus BW-Bank ist in Wulffs Kredit-Affäre hineingezogen worden. Doch sie verlangte Sicherheiten vom Bundespräsidenten.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Es war eine zwiespältige Werbung für die BW-Bank. Bundesweit wurde die Tochter der LBBW in den vergangenen Tagen als jenes Institut bekannt, bei dem der heutige Bundespräsident Christian Wulff (CDU) seinen Privatkredit durch ein Bankdarlehen abgelöst hat. Doch zugleich rätselte die Republik, weshalb sich der damalige niedersächsische Ministerpräsident im Frühjahr 2010 ausgerechnet an ein Stuttgarter Geldhaus gewandt hatte, das nach eigenen Angaben "mit besonderem Fokus auf das Mittelstandsgeschäft in Baden-Württemberg tätig ist".

 

Diese Frage ist inzwischen geklärt, andere sind noch offen. Entgegen ersten Spekulationen hatte der frühere Regierungschef Günther Oettinger - nicht nur ein Parteifreund, sondern auch ein enger Verbündeter Wulffs aus dem einst legendären "Andenpakt" - wohl nichts mit dem Kredit zu tun. Entsprechende Angaben des heutigen EU-Kommissars bestätigte die BW-Bank der StZ. Tatsächlich sei der Kontakt, wie es das Staatsoberhaupt angegeben hatte, über den Unternehmer Egon Geerkens zustande gekommen. Ob wirklich dessen Frau oder doch er selbst das Darlehen gewährt hatte, scheint inzwischen wieder unklar. Geerkens soll der BW-Bank seit Langem geschäftlich verbunden sein.

"Im Mittelfeld aller Anbieter"

"Grundsätzlich" äußert sich die Bank zwar nicht zu Kundenbeziehungen, im Fall Wulff machte sie aber eine Ausnahme, nachdem der Bundespräsident sie teilweise vom Bankgeheimnis befreit hat. "Herr und Frau Wulff haben einen Immobilienkredit bei der BW-Bank", lautet die autorisierte Auskunft. Da war der prominente Kunde deutlich konkreter geworden: Zunächst habe er ein "kurzfristiges und rollierendes Geldmarktdarlehen" aufgenommen, das inzwischen in ein langfristiges Bankdarlehen umgewandelt worden sei.

Alle anderen Fragen beantwortet der Pressesprecher der BW-Bank nur abstrakt. Die Kreditkonditionen waren es danach nicht unbedingt, die Wulff nach Stuttgart lockten: Sie lagen zum fraglichen Zeitpunkt "im Mittelfeld aller Anbieter". Ein 500.000-Euro-Darlehen für eine Immobilie, deren Kaufpreis wie im Fall Wulff darunter liegt, gibt es nur unter Bedingungen: Beleihungen über den Marktwert nehme man vor, wenn "werthaltige Zusatzsicherheiten" gestellt würden. Voraussetzung sei ohnehin eine Grundschuld auf das finanzierte Objekt, auf die Wulffs private Geldgeber verzichtet hatte; Ausnahmen wären "für Banken unüblich", heißt es dazu.

Hartes Vorgehen gegen Verantwortliche

Als Niedersachse ist der Bundespräsident angeblich kein Exot bei der BW-Bank. Ihr Geschäftsschwerpunkt, so der Sprecher, liege zwar in Baden-Württemberg, "aber darüber hinaus akquiriert sie interessante Kunden aus dem gesamten Bundesgebiet". Ob das Politiker sind, spielt offiziell keine Rolle. "Politisch exponierte Personen" seien für die Bank "keine besondere Kundengruppe", lautet die Antwort auf die Frage, ob der eigene Vorstand oder die Mutter LBBW mit dem Kredit für Wulff befasst gewesen seien. Sonderkonditionen gebe es für Politiker ohnehin nicht.

Letzteres war übrigens auch die Auskunft der LBBW, als die StZ im September Informationen über Probleme bei Günther Oettingers privater Bankverbindung nachging. Der EU-Kommissar selbst wollte sich damals nicht zu Angaben äußern, dass die Bank sein Konto wegen einer dauerhaft hohen Überziehung gesperrt habe. Dies werde er nicht kommentieren, ließ er seine Sprecherin ausrichten - anstatt das Thema mit einem klaren Dementi aus der Welt zu schaffen. Ganz abstrakt erläuterte die Bank die Konsequenzen für den Fall, dass geschützte Kundendaten an die Öffentlichkeit gelangten: Dann werde man "eine interne Prüfung einleiten" und hart gegen Verantwortliche vorgehen.