Vier Wochen Urlaub standen auf meiner Liste. Letztendlich sind daraus drei geworden. Aber in der letzten Woche hatte ich dafür die wunderbare Aussicht auf ein schönes Leben mit einem italienischen Bäckerssohn.

Peschici - Es sind Semesterferien, lange Semesterferien. Um die irgendwie sinnvoll zu nutzen habe ich mich für einige Zeit nach Italien verabschiedet. Nicht etwa um Geschäfte mit der Mafia zu machen oder auf eine Bunga-Bunga-Party zu gehen. Vielmehr um einen unvergesslichen Sommer zu erleben und ihm einen Sinn zu geben. Auf ging es also nach Peschici (sprich: Peskitschi), den Ort mit dem zungenbrecherischen Namen. Man nennt ihn aber auch den Ort des Glücks. Klar, Orte des Glücks müssen auch einen besonderen Namen haben – damit ihn ja niemand richtig aussprechen kann.

 

Film ab

Vier Wochen standen auf meiner Liste, letztendlich wurden es nur drei. Aber in der letzten Woche hatte ich dafür die wunderbare Aussicht auf ein schönes Leben mit einem italienischen Bäckerssohn. Es standen sogar vier zur Auswahl, ich hätte einfach nur einwilligen müssen und schon hätte ich am Ort des Glücks mein Glück hinter einer Theke voller Brötchen gefunden. Back to the roots: der Bäcker, der auch unseren Campingplatz belieferte, war so nett mich mit in den Ort zu nehmen, damit ich zum Arzt gehen konnte. Da saß ich also zwischen ihm und seinem Gehilfen, und wir fuhren in den Ort.

Selbstverständlich nicht ohne einen altbekannten Moment der Peinlichkeit, denn das Einsteigen in ein Auto, das etwa 50 Zentimeterüber der Erdoberfläche beginnt, kann ganz schön schwierig sein. „Fettnäpfchen hallo, wir kennen uns ja schon. Pass auf, ich trete mal wieder rein.“ Denn anstatt die Treppe zu treffen und elegant einzusteigen, trat ich daneben und lag dann also mit dem Kopf zuerst im Auto. Nur minimal peinlich war das.

Eins, zwei, drei, vier Traumprinzen

Aber trotzdem schien ich dem Bäcker wohl sympathisch, denn als wir vor seiner Bäckerei hielten, erzählte er mir nicht nur von seinen vier Söhnen (von denen der Jüngste übrigens so alt war wie ich), sondern stellte sie mir gleich vor. Ich öffnete die Tür zur Bäckerei und da setzten sie alle ein strahlendes Lächeln auf, winkten und riefen „Ciao“ im Chor. Und wer jetzt denkt, dass das eine Szene wie aus einem italienischen Film hätte sein können, der hat absolut Recht. Aber das i-Tüpfelchen kam erst noch. Anstatt mit dem Auto weiter zum Arzt zu fahren, nahmen wir die Vespa. Türkis, alt und wunderschön – fast noch charmanter als die italienischen Söhne. Der Bäcker führte mich also zu seiner Vespa, nahm den Helm in die Hand, schaute mich an und sagte auf italienisch zu mir „Für dich habe ich keinen.“. Ach so. Ja klar, was hatte ich auch anderes erwartet. Italien eben.

Schon bevor ich dann aufgestiegen war, machte ich mir Gedanken darüber, wie ich mich denn am besten festhalten könnte. Es gab am hinteren Ende einen kleinen Griff, an den ich mich letztendlich versuchte zu klammern. Doch wirklich sicher fühlte ich mich nicht, so ohne Helm und dann in leichter Rücklage damit ich mich am Griff halten konnte. Wirklich sicher schien es mir nicht, also überwand ich mich und hielt mich an meinem Fahrer fest. Ganz leicht und nur über den Hüften, aber als ich dann die Steigung der Straße sah, wurde mir schon leicht mulmig. Als könnte der Bäcker meine Gedanken lesen, nahm er kurz meine Hände und legte sie um seine Plautze – so gut es eben ging. Ganz herum schaffte er es wahrscheinlich selbst nicht mal. Und so fuhren wir also davon, der Bäcker und seine deutsche Schwiegertochter in Spee. Kein Film und trotzdem ein Erlebnis, das man hätte filmen sollen.

Arrivederci Italia!

Zurück in Stuttgart. Keine Vespa, kein Bäcker und schon gar nicht mehr fast 40 Grad jeden Tag. Dafür aber meine gute alte WG endlich wiedersehen. Nur irgendwie ist alles anders. Alles an einem anderen Platz, unser super Tannenbaum ist inzwischen endlich im Müll gelandet und auch sonst kommt mir alles anders vor. Wenn ich das nächste Mal so lange verreise, mache ich vorher auf jeden Fall nochmal Fotos von der WG. Zum einen, damit ich sie nicht so doll vermisse und zum anderen, damit meine Mitbewohnerin mich nicht auslacht, wenn ich die ganze Zeit sage, dass da alles anders ist.

Vorher aufgenommene Beweisfotos als Corpus Delicti. Vielleicht war ich aber auch einfach zu lange weg aus Stuttgart und deshalb erscheint mir alles so anders. Denn eigentlich ist doch immer noch alles gleich: Die Baustellen in der ganzen Stadt, die Berge am richtigen Fleck, die Studenten der Uni am Lernen und Hausarbeiten schreiben und die S-Bahnen immer zu spät. Vielleicht träume einfach ich immer noch davon, dass mich ein dicker und liebenswerter Bäcker auf seinem Motorrad durch die Stadt fährt. Naja, träumen darf man ja.