Bei „Cars & Coffee“ haben sich am Sonntag Oldtimerliebhaber am Mercedes-Benz Museum zu Kaffee, Butterbrezeln und Gesprächen unter Gleichgesinnten getroffen.

Stuttgart - Andreas Bertolla ist durch ein Tauschgeschäft zu seinem Oldtimer gekommen. Der Triumph TR3 B, Baujahr 1961, gehörte einem Freund aus Holland. Als dieser Interesse an Bertollas Porsche Targa anmeldete, wurde kurzerhand getauscht. „Das war eine gute Entscheidung. Wir sind sehr glücklich und noch immer befreundet“, sagt er lachend.

 

An diesem Sonntagvormittag steht Andreas Bertolla vor dem Mercedes-Benz Museum. Sein hellblauer Triumph steht eingereiht zwischen anderen Oldtimern, die anlässlich der Veranstaltung „Cars & Coffee“ (Autos und Kaffee) auf dem Vorplatz stehen. Der Oldtimer-Treff findet seit vier Jahren statt. In diesem Jahr gab es bisher drei Termine. Am 6. Juli lag der Schwerpunkt auf Cabrios und Roadstern, am 27. Juli auf dem Mercedes-Benz W 124. Doch sowohl bei den vergangenen Terminen wie auch beim Treffen am Sonntag war der Platz für alle Automarken geöffnet. „Wir möchten Oldtimerliebhabern eine Plattform für den Austausch bieten“, sagt Georg Wolfahrt, Leiter des Mercedes-Benz Classic-Club-Managements. Konkurrenz zwischen den Marken gebe es in dem Bereich nicht: „Jeder freut sich hier über die Oldtimer, ganz egal welcher Marke. Besucher genauso wie die Besitzer der Autos.“ Jeder bringe sein persönliches Schätzchen mit. „Die Leute investieren viel Zeit und Enthusiasmus in ihre Fahrzeuge und bewahren damit ein kulturelles Erbe. Das könnten wir in diesem Umfang alleine gar nicht leisten“, sagt Georg Wolfahrt weiter.

Die Oldtimer als Vehikel für eine Zeitreise

Mehr als 90 Fahrzeuge parken im Laufe des Vormittags auf dem Museumsvorplatz. Das Wetter spielt mit, die Besitzer trinken in der Lounge einen Kaffee, essen Butterbrezeln und haben Zeit für den Austausch mit anderen Oldtimer-Liebhabern. Währenddessen fotografieren sich Besucher vor den Gefährten. Dabei ist nicht nur der hellblaue Triumph aus Großbritannien ein beliebtes Motiv, auch ein weißer Mercedes 3000 D, der „Adenauer-Mercedes“ von 1959 mit seinen roten Ledersitzen. „Die Menschen träumen sich mit diesen Autos auch ein stückweit in eine andere Welt“, sagt Wolfahrt. Die Fahrzeuge seien ein Beleg einer anderen, vergangenen Zeit. Und jedes umgibt eine andere Geschichte. Rudolf Körper etwa erzählt, dass sein weißer „Adenauer-Mercedes“ zuvor dem Chef von Coca-Cola gehört habe, bevor er ihn einem Händler in Los Angeles abgekauft habe.

Nach einem Plausch geht es für die meisten Klassik-Fahrer zurück ins Auto und auf die Straße. „Wir haben unsere Wagen ja zum Fahren nicht zum Anschauen“, sagt Andreas Bertolla. Der Triumph ist nicht das einzige alte Fahrzeug, das in der Garage des 51-Jährigen steht, er sammelt außerdem historische Motorräder. „Ich sammle Oldtimer, seit ich einen Führerschein habe“, sagt er. Klassische Fahrzeuge sind bei ihm keine kurzzeitige Modeerscheinung, sondern eine echte Leidenschaft. „Ich bin von der Ästhetik der historischen Fahrzeuge genauso fasziniert wie von der Mechanik“, sagt er. Deshalb komme keines seiner Schätze in eine Werkstatt: „Ich schraube an allen selbst. Das gehört für mich zum historischen Fahren dazu.“

Aus dem Familienwagen wird ein Oldtimer

Ganz anders ist das bei Joachim Bogner. Er besitzt nur einen Oldtimer, der zur Reparatur in die Werkstatt gebracht wird. Doch es ist ein ganz besonderes Auto. „Den BMW 3200 CS Bertone hat mein Vater 1964 gekauft“, erzählt er. Jahrzehntelang ist das Fahrzeug von der Familie gefahren und gepflegt worden. „Das Auto war nie etwas Besonderes, ich bin ganz einfach damit aufgewachsen“, sagt er, „und plötzlich war der BMW ein Oldtimer.“