Die beiden singen bei der Neuproduktion natürlich nicht mehr mit, aber dafür leihen eine ganze Reihe von inspirierten internationalen Newcomern den Katzen auf der Londoner Müllkippe ihre Stimmen, Gesichter und Beine: „Cats“ wird im Zelt sehr professionell in Szene gesetzt, die Rundbühne ähnelt der der Londoner Uraufführung, die tragenden Stimmen klingen gut, und dem inszenatorischen Eifer wurden bei „Cats“ von den Rechteinhabern immer schon sehr enge Grenzen gesetzt. Das einzige Problem der Neuauflage: Stellenweise sind die englischsprachigen Darsteller bei ihren Versuchen, auf Deutsch zu singen, nur sehr schwer zu verstehen. Und das ist schade, denn bei diesem Stück kommt es stark auch auf den Text an.

 

„Wenn das so ist, ist das schlimm“, sagt Peter Weck, der Schirmherr, der erklärt, dass man im Mai womöglich einen unglücklichen Abend mit vielen Zweitbesetzungen erwischt habe. Denn ihn selbst habe an „Cats“ immer die Poesie fasziniert: „Dieses Zusammenwirken der Choreografie, des Lichts, der Erzählung und der einzelnen Katzen ist ein Gefüge, das den Leuten vom Kind bis zur Großmutter gefällt.“

Die Erzählung basiert auf Gedichten des US-amerikanischen Schriftstellers T. S. Eliot, der anno 1939 ein Buch mit Katzen-Gedichten veröffentlichte. Also versammeln sich im nächtlichen Schrottplatz-Ambiente so charakterstarke Figuren wie Mr. Mistoffelees, Rum Tum Tugger und Mungojerrie, um den Jellicle Ball zu tanzen und denjenigen unter ihnen ausfindig zu machen, der alsbald wiedergeboren werden darf. Wer „Cats“ als Jugendlicher erlebt hat, dem beschert die neue Zeltproduktion ein ganzes Arsenal von Erinnerungen, die man längst verschüttet glaubte. Wer „Cats“ dagegen zum ersten mal sieht, dem kommt die Singtanzerei in kätzischen Trikots mit Wuschelperücken und mit jeder Menge Schminke in den Gesichtern vielleicht ein bisschen retromäßig vor, was grundsätzlich aber ja auch kein Fehler sein muss.

„Der Humor ist teilweise so vordergründig geworden“, sagt Peter Weck über das Unterhaltungsgeschäft von heute, seine Katzen natürlich ausgenommen. Und er sagt, dass Unterhaltung nicht einfach sei: „Es ist viel schwieriger, etwas menschlich komisches zu spielen, als wenn man mit aufgestelltem Kragen und Dreitagebart einen Kommissar spielt, der nur Fragen stellt.“ Ermittler gibt es keine bei „Cats“. Suchende dafür umso mehr.