Blinde und sehbehinderte Bewohner des Limeshofs haben in Welzheim ihre erste CD „Colours of Life“ vorgestellt. Die Band Black Points ist das Resultat eines Musikprojekts in der Einrichtung, die zur Nikolauspflege gehört.

Welzheim - Mit dem Lied „Lady in Black“ von Uriah Heep haben sie damals angefangen. „Zwei Akkorde – das schafft eigentlich jeder“, sagt Ralf Friton, der Bandleader der Black Points. Das war vor ungefähr zehn Jahren. Inzwischen ist aus dem Musikprojekt, das der Heilerziehungspfleger Ralf Friton im Welzheimer Limeshof angeleiert hat, eine gestandene Band geworden, die am Donnerstagabend in einer Welzheimer Bankfiliale ihre erste eigene CD vorgestellt hat.

 

Das Repertoire der Combo reicht von aktuellen Songs von Cold Play oder den Sportfreunden Stiller bis zu Klassikern wie „Knockin’ on heaven’s door“ oder „Locomotive breath“. Ihre Besonderheit ist, dass die Mehrheit der Musiker blind oder stark sehbehindert ist. Daher auch der Name Black Points, erklärt Ralf Friton – eine Anspielung auf die drei schwarzen Punkte, die manche Blinde als Erkennungszeichen auf einer gelben Armbinde tragen. „Aber wir wollen die Blindheit nicht in den Vordergrund stellen“, betont der Bandleader. Denn beim Musizieren spielt sie wahrlich nicht die erste Geige, sondern eine untergeordnete Rolle.

Jede Menge Musiktalente

Schon nach den ersten Proben, erzählt Ralf Friton, sei damals klar gewesen: „Die Fähigkeit zum gemeinsamen Musikmachen ist da.“ Und je größer der Limeshof – eine Einrichtung der Nikolauspflege für blinde und sehbehinderte Menschen – geworden sei, desto mehr Musiktalente habe er zusammentrommeln können.

Mittlerweile besteht die Kapelle aus sechs Bewohnern und drei Mitarbeitern, die locker ein anderthalbstündiges Konzertprogramm bestreiten können. An Auftrittsmöglichkeiten gebe es keinen Mangel, sagt Friton – unter anderem habe die Band schon beim Internationalen Fest der Caritas oder bei der Journalistenpreisverleihung der Diakonie gespielt. Einen großen Traum aber haben sich die Black Points erst jetzt erfüllen können: Mit der Hilfe des blinden Musikproduzenten Christoph Oliver Zenz haben sie ihre erste CD aufgenommen, die den Titel „Colours of life“ – „Die Farben des Lebens“ trägt.

„Wir haben ein buntes Leben, obwohl wir gar nichts oder ganz wenig sehen“, so erklärt Lorenza Alfieri, die von Geburt an blind ist, wie die CD zu ihrem Namen gekommen ist. „Viele denken, Blinde haben keinen Bezug zu Farben, aber das stimmt nicht. Farben können auch Töne sein, man spricht ja schließlich von Klangfarben.“ Für Volker Mauch, den ebenfalls geburtsblinden Frontmann der Black Points, ist die schönste Farbe des Lebens „natürlich die Freiheit“. Den passenden Song stimmt der Mann, der eine goldene Sonnenbrille mit Krokomuster trägt, auch prompt an: „Freiheit“, die Hymne des Sängers Marius Müller Westernhagen. Und das Publikum im Schalterraum der Bank, das singt mit.

Nach zwei Tagen war die CD im Kasten

Zwei Tage hat es gedauert, bis die Aufnahmen für die CD im Kasten waren. Anstrengend sei das gewesen, sagt Ralf Friton – aber das Ergebnis könne sich sehen lassen. Da zahlt sich aus, dass die Band jede Woche probt. „Wir hören uns ein Lied einmal an, dann fangen wir an zu üben“, sagt Ralf Friton. Noten benutzen nur die Mitarbeiter, die übrigen Musiker verlassen sich auf ihre Ohren. Der Bandleader legt Wert darauf, dass seine Kapelle jedes Jahr neue Lieder einstudiert: „Sonst würde das Projekt einschlafen.“

Und so hat Ralf Friton nun, wo sich der Wunsch von der eigenen CD erfüllt hat, schon ein neues Projekt unter dem Motto „Music & Lyrics“ angestoßen: Die Black Points wollen ihre Lieder und die Gedichte der Limeshof-Bewohnerin Claudia Müller zu einem Hörbuch arrangieren.