Haben Sie Ambitionen, in die Bundesregierung nach Berlin zu gehen?
Nein, ich strebe das nicht an. Wir haben noch nicht einmal eine Regierung, und dann über Posten zu spekulieren, halte ich für falsch. Ich bin sehr ausgelastet mit meiner Arbeit hier in Mainz.
Und wie sieht es mit der Spitzenkandidatur bei der nächsten Landtagswahl aus?
Bis zum Jahr 2021 ist es noch lange hin. Das wird entschieden, wenn es an der Zeit ist.
Sie greifen gerne den stellvertretenden Ministerpräsidenten Volker Wissing an – wie ist Ihr Verhältnis zur FDP?
Aber nicht als Person, sondern in der Sache. Allerdings ist es schon erstaunlich, wie wandlungsfähig die FDP ist. Wenn ich sehe, was sie zu Recht vor der Wahl kritisiert hat und was sie jetzt an rot-grüner Politik verteidigt, ist das schon bemerkenswert. In Berlin hatten wir mit den Grünen schon Dinge konzertiert, die die FDP hier in Mainz nie durchbekommen hat – etwa sichere Herkunftsländer, den maximalen Richtwert von 200 000 Flüchtlingen, und die Aussetzung des Familiennachzugs subsidiärer Flüchtlinge wäre um ein Jahr verlängert worden.
Die Ampelkoalition in Mainz funktioniert inklusive FDP und Grünen. Warum hat dann Jamaika nicht geklappt?
Es ist ja die Frage, was man unter Funktionieren versteht. Bei der Infrastruktur sind die Aussagen von FDP und Grünen hier im Lande konträr. Wenn man Wert auf Überzeugungen und Inhalte legen würde, würde es nicht funktionieren. Aber es ist eine Zweckgemeinschaft, die keiner auflösen wird, weil man ja in Ämtern hier ist. Wir haben einen ziemlichen Stillstand im Land. Da werden viele Dinge so geregelt, dass sie nicht ganz explodieren, aber sie werden nicht gelöst. Bei der Verschuldung der Kommunen liegen wir weit über dem Bundesdurchschnitt, beim schnellen Internet auf den hinteren Plätzen. Es gibt sehr viel Unterrichtsausfall. Auch bei Patenten und Neugründungen gibt es enormen Nachholbedarf. Die Landesregierung hat keine Konzepte, wie sie das Land weiterentwickeln will, sie geht nur reaktiv vor.