Die Umfragen stehen schlecht für die Grünen, doch Cem Özdemir ist ein Politiker mit einem ganz eigenen Profil. Für seine Partei im Südwesten ist er die letzte Chance, die Nummer eins zu bleiben.

Diesmal sind es keine wütenden Bauern, die Cem Özdemir bedrängen, sondern radikale Tierschützer. „Auf ein Bier mit Özdemir“, lautet im mäßig gelungenen Reimformat die Veranstaltung, die den Bundesagrarminister in den Club Schocken in der Stuttgarter Innenstadt führte. Ein Transparent wird gezeigt, Bier verschüttet („Schade darum“, wird Özdemir später sagen) und auch ein paar Sprüche werden skandiert. Der grüne Minister – Jeans, grauer Hoodie, das Mikrofon in der Hand – sitzt auf seinem Barhocker und schaut indigniert. Eigentlich ist er guter Dinge, er kommt vom Stadion, wo der VfB soeben die Bayern in die Knie gezwungen hat. Özdemir (58) mag den VfB. Er sollte in den Aufsichtsrat gewählt werden – ach, ein schöner Traum. Aber das scheiterte dann an seiner Berufung zum Bundesminister. Beides geht rechtlich nicht.