Wie schwer ist es, den Schalter wieder umzulegen?

 

Eigentlich gar nicht so schwer. Man muss sich nur zurückerinnern an die Zeit, in der es besser gelaufen ist. Wir wissen ganz genau, dass wir besser spielen können, als wir es zuletzt getan haben. Gegen Leverkusen haben wir damit angefangen.

Vor diesem Spiel gab es eine Mannschaftssitzung ohne Trainer oder Manager. Was hat sie bewirkt?

Wir haben darüber gesprochen, dass wir uns wieder auf das besinnen müssen, was wir in der Vorrunde gut gemacht hatten; wir haben uns gesagt, dass wir uns wieder aufs Wesentliche konzentrieren müssen. Es war ein guter Austausch, und ich glaube, dass jeder verstanden hat, dass wir nur als Mannschaft erfolgreich sein können.

Tragen solche Maßnahmen auch dazu bei, dass sich eine Hierarchie herausbildet?

Was macht Sie zuversichtlich, dass es klappt?

Realistisch betrachtet ist es so, dass die Bayern gewinnen werden, wenn sie ein optimales Spiel hinlegen. Sie haben die beste Mannschaft, den besten Kader in der Liga. Aber an einem Abend ist es möglich, sie zu schlagen.

Zumal der Zeitpunkt günstig scheint.

Möglich. Zum einen können bei diesen äußeren Bedingungen und diesen kalten Temperaturen ganz verrückte Dinge passieren. Und zum anderen sind die Bayern momentan nicht in ihrer besten Form. Das hat man in den letzten Spielen gesehen.

Wie muss man gegen die Bayern spielen?

Sehr diszipliniert, das ist das Wichtigste. Wenn wir versuchen, den Gegner im Eins-gegen-eins-Spiel zu stellen, haben wir kaum eine Chance, denn individuell sind die Bayern sehr stark. Wir müssen kompakt stehen und als Mannschaft dagegenhalten. Und: wir müssen den größeren Einsatz und Willen zeigen.

Kann man sich Borussia Mönchengladbach als Vorbild nehmen, die zu Beginn der Rückrunde 3:1 gegen die Bayern gewonnen haben?

Gladbach spielt so, wie wir es eigentlich auch können: aus einer klaren Ordnung mit schnellen Kontern. Auf diese Weise kann man den Bayern wehtun, das hat man in diesem Spiel deutlich gesehen.

Wie viel Auftrieb gibt Ihnen der psychologisch wertvolle Punkt in Leverkusen?

Nicht nur der Punkt war wichtig, sondern vor allem die Art und Weise, wie wir ihn uns erkämpft haben. Eine Mannschaft, in der es nicht stimmt, wäre nach dem unglücklichen Elfmeter kurz nach der Pause auseinandergefallen. Das ist uns nicht passiert, wir haben bis zum Schluss nicht aufgegeben. Das gibt uns viel Mut.

Was ist denn in den Spielen davor schiefgelaufen? Der Trainer Bruno Labbadia spricht davon, gegen Ende der Rückrunde habe sich Selbstzufriedenheit breitgemacht.

Wir haben in der ersten Hälfte der Vorrunde auch enge und weniger überzeugende Spiele gewonnen, wie zum Beispiel gegen Kaiserslautern oder Hoffenheim. Dadurch haben wir uns vielleicht ein bisschen zu sicher gefühlt und gedacht, mit dieser Leistung reicht das auch in Zukunft. Aber so stark sind wir noch nicht. Wenn wir nur ein paar Prozent nachlassen, bekommen wir Probleme. Dadurch sind wir Stück für Stück nach unten gerutscht.

"Wir haben nach wie vor zu wenig Punkte"

Wie schwer ist es, den Schalter wieder umzulegen?

Eigentlich gar nicht so schwer. Man muss sich nur zurückerinnern an die Zeit, in der es besser gelaufen ist. Wir wissen ganz genau, dass wir besser spielen können, als wir es zuletzt getan haben. Gegen Leverkusen haben wir damit angefangen.

Vor diesem Spiel gab es eine Mannschaftssitzung ohne Trainer oder Manager. Was hat sie bewirkt?

Wir haben darüber gesprochen, dass wir uns wieder auf das besinnen müssen, was wir in der Vorrunde gut gemacht hatten; wir haben uns gesagt, dass wir uns wieder aufs Wesentliche konzentrieren müssen. Es war ein guter Austausch, und ich glaube, dass jeder verstanden hat, dass wir nur als Mannschaft erfolgreich sein können.

Tragen solche Maßnahmen auch dazu bei, dass sich eine Hierarchie herausbildet?

Das ist möglich. Wir befinden uns auch in diesem Bereich in einem Prozess, der noch ein bisschen andauert. Aber wir kommen voran: Serdar Tasci ist ein guter Kapitän, und wir Spieler aus dem Mannschaftsrat nehmen unsere Aufgabe sehr ernst. Ich spüre, dass wir sowohl auf Seiten der Mitspieler als auch auf Seiten des Trainerteams Gehör finden. Das ist eine gesunde Basis.

Es heißt aber oft, dem VfB fehlen zwei, drei kernige Typen, die vorneweg marschieren.

Das sehe ich anders. Heutzutage gibt es im Fußball kaum mehr die Lautsprecher, die auch in den Medien das große Wort führen. Und ich glaube auch nicht, dass man solche Spieler noch unbedingt braucht. Akzeptanz innerhalb der Mannschaft erwirbt man sich nur auf eine Weise: durch Leistung auf dem Platz.

Wie hat sich Ihr Stellenwert seit Ihrer Rückkehr zum VfB verändert?

Am Anfang war es sehr schwierig für mich. Es lief sportlich nicht gut, wir hatten mehrere Trainerwechsel. Trotz allem habe ich relativ früh gemerkt, dass ich im Team anerkannt werde. Das will ich jetzt weiter bestätigen. Denn natürlich ist es mein Anspruch, ein Führungsspieler zu sein.

Haben Sie eine Erklärung dafür, dass Sie bei den Fans lange Zeit so wenig Kredit hatten und teilweise ausgepfiffen wurden?

Ich vermute, dass das auch an der Art und Weise liegt, wie ich Fußball spiele. Bei mir sieht es eben nicht so aus, als würde ich 90 Minuten lang den Platz umpflügen. Mittlerweile ist dieses Thema für mich erledigt. Ich habe in den vergangenen Monaten viel Unterstützung von den Fans erfahren.

Dann ist jetzt wieder alles gut mit Ihnen und dem VfB?

So weit sind wir noch nicht. Das Spiel in Leverkusen war ein erster kleiner Schritt. Wir haben nach wie vor zu wenig Punkte.

Vor allem spielerisch hat man den Eindruck, dass einiges im Argen liegt.

Natürlich sind auch wir damit nicht zufrieden. Aber es gibt in der Bundesliga kaum eine Mannschaft, die in der Lage ist, alles spielerisch zu lösen und sich ständig Chancen herauszuarbeiten. Es geht eher über eine schnelle Balleroberung und ein gutes Konterspiel. Das ist das, was wir wieder hinbekommen müssen. Dann wird es auch wieder aufwärtsgehen.

Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass nach all den Turbulenzen der vergangenen Jahre beim VfB Ruhe einkehrt.

Das wünsche ich mir, und das wünscht sich der ganze Verein. Ich bin auch sicher, dass das gelingt, wenn wir in dieser Konstellation weiterarbeiten können. Fredi Bobic macht einen guten Job. Und Bruno Labbadia lässt sich nicht von seinem Weg abbringen und bleibt auch in schwierigen Phasen ruhig. Deshalb bin ich guter Hoffnung, dass hier weiter etwas wächst.

Wo sehen Sie den VfB mittelfristig?

Für mich zählt der VfB nach wie vor zu den Top Fünf in Deutschland. Mit seiner Tradition und dem ganzen Umfeld gehört der Verein mittelfristig in den Europapokal - am besten in die Champions League.