Geldmacher erzählt diese Geschichte aus der Ich-Perspektive, und man kann Harrys verworrene Gedankengänge schön von innen mitverfolgen. Wie schlau er sich findet. Wie er immer wieder ganz erstaunt ist, welche Fehler ihm unterlaufen. Wie er in seinem Hamsterrad immer hektischer wird. Und wie ihm am Schluss doch alles gelingt, sogar seinen mysteriösen Verfolger, Bens misstrauischen Vater, in den Abgrund fahren zu lassen und es zum Selbstmord zu erklären.

 

Seelisches Gepäck

„Willkommen@daheim“ (Harrys neues Passwort und ein ironischer Schlenker auf seine verkorkste Wohnsituation) ist ein sehr witziger Roman über unsere alltägliche und besonders unsere Liebeskommunikation. Die nämlich oft nicht funktioniert, wenn Menschen ihr seelisches Gepäck weiter mit sich herumschleppen und verstecken müssen. Der andere aber ahnt, dass da ein Päckchen ist, darf oder soll aber nicht wissen, was für eines.

Szenen des sich aufschaukelnden Missverstehens beherrscht Geldmacher so gut wie Loriot, ihre Dialoge gehören zum Leichtesten und gleichzeitig Geschliffensten, was die deutsche Krimiszene zu bieten hat. Aber man sollte das Buch wegen seines hintersinnigen Humors nicht unterschätzen: Geldmachers Diagnose ist oft so bitter wie der Kaffee, den Sylvia so unerbittlich charakterisiert. Dass Harry ein Chauvi ist, macht sein Leben mit der selbstständigen Miriam nicht einfacher, denn natürlich lässt sie sich vieles nicht bieten. Wieso sie mit ihm zusammen ist, bleibt ein Rätsel. Aber eigentlich sind alle Beziehungen in diesem Roman rätselhaft, und fast alle Personen schwer erträglich.

Abstruse Menschen

Sofort werden die Personen lebendig, die Atmosphäre ist dicht und genau, die Sprache ist flott und schlank. Und viele Details aus dem Leben dieser normalen, seltsamen Menschen, die Geldmacher beschreibt, sind so abstrus, dass man Angst bekommt, es könnte sie wirklich geben. Wie der Extralack eines Tiroler Geigenbauers, mit dem Nicky die Schaltplatinen seiner Stereoanlage bestreicht. Oder die Lautsprecherkabel, die ohne Fußbodenkontakt auf Porzellanträgern über das Parkett gelegt sind und so Resonanzstörungen verhindern. „Behauptet jedenfalls Klangmagier Nicky.“ Oder der Generator, der „unverfälschten Strom erzeugt: Der Strom, der ungefiltert aus der Steckdose komme, sei nicht rein genug. Er sei verschmutzt von Störfrequenzen, dem neuesten Feind im Hörgenuss.“

Sind wir Menschen so abstrus? Geldmacher scheint es zu glauben. Ich inzwischen auch.

Sein größtes Problem aber wird, dass er dumm ist. Ungeschickt. Ein ausgemachter Trottel. Nicht in seinem Beruf, da schafft er es, neue, wichtige und einflussreiche Kunden zu akquirieren und seinen Chef mit neuen Ideen zu begeistern. So initiiert er das Projekt „Rheinland-Pfalz an Belgien“, das sofort viral geht und in allen sozialen Medien auf ein großes Echo trifft Nein, Harry schafft es weder, mit Miriam ins Reine zu kommen, noch klar zu denken: Er verstrickt sich in so abstruse Lügengeflechte, dass man sich beim Lesen ständig vor den Kopf schlägt und ihn schütteln möchte.

Ungeschickte Lügen

So sagt er seinem Therapeuten, er heiße Michael und seine Freundin habe ein Lebensmittelgeschäft, aber schon in der zweiten und dritten Stunde verplappert er sich. Er behauptet, Nicky wäre abgereist und schicke ihm Mails von seiner Weltreise, obwohl er wissen oder zumindest fürchten müsste, dass man ihn und seine Papiere finden wird und dann wahrscheinlich auch herausbekommt, dass er längst tot ist. Er vergisst, Nickys teure Uhr und sein Smartphone zu vernichten, so dass Miriam sie findet. Er nimmt Maßanzüge von ihm mit - auch die findet Miriam. Er vergisst die Wanderkarte im Leihwagen - Nickys Name steht drauf. Und er lügt derart ungeschickt und verhält sich so unmöglich, dass Miriam einfach misstrauisch werden muss. Man kann kaum aufhören aufzuzählen.

Leicht und geschliffen

Geldmacher erzählt diese Geschichte aus der Ich-Perspektive, und man kann Harrys verworrene Gedankengänge schön von innen mitverfolgen. Wie schlau er sich findet. Wie er immer wieder ganz erstaunt ist, welche Fehler ihm unterlaufen. Wie er in seinem Hamsterrad immer hektischer wird. Und wie ihm am Schluss doch alles gelingt, sogar seinen mysteriösen Verfolger, Bens misstrauischen Vater, in den Abgrund fahren zu lassen und es zum Selbstmord zu erklären.

Seelisches Gepäck

„Willkommen@daheim“ (Harrys neues Passwort und ein ironischer Schlenker auf seine verkorkste Wohnsituation) ist ein sehr witziger Roman über unsere alltägliche und besonders unsere Liebeskommunikation. Die nämlich oft nicht funktioniert, wenn Menschen ihr seelisches Gepäck weiter mit sich herumschleppen und verstecken müssen. Der andere aber ahnt, dass da ein Päckchen ist, darf oder soll aber nicht wissen, was für eines.

Szenen des sich aufschaukelnden Missverstehens beherrscht Geldmacher so gut wie Loriot, ihre Dialoge gehören zum Leichtesten und gleichzeitig Geschliffensten, was die deutsche Krimiszene zu bieten hat. Aber man sollte das Buch wegen seines hintersinnigen Humors nicht unterschätzen: Geldmachers Diagnose ist oft so bitter wie der Kaffee, den Sylvia so unerbittlich charakterisiert. Dass Harry ein Chauvi ist, macht sein Leben mit der selbstständigen Miriam nicht einfacher, denn natürlich lässt sie sich vieles nicht bieten. Wieso sie mit ihm zusammen ist, bleibt ein Rätsel. Aber eigentlich sind alle Beziehungen in diesem Roman rätselhaft, und fast alle Personen schwer erträglich.

Abstruse Menschen

Sofort werden die Personen lebendig, die Atmosphäre ist dicht und genau, die Sprache ist flott und schlank. Und viele Details aus dem Leben dieser normalen, seltsamen Menschen, die Geldmacher beschreibt, sind so abstrus, dass man Angst bekommt, es könnte sie wirklich geben. Wie der Extralack eines Tiroler Geigenbauers, mit dem Nicky die Schaltplatinen seiner Stereoanlage bestreicht. Oder die Lautsprecherkabel, die ohne Fußbodenkontakt auf Porzellanträgern über das Parkett gelegt sind und so Resonanzstörungen verhindern. „Behauptet jedenfalls Klangmagier Nicky.“ Oder der Generator, der „unverfälschten Strom erzeugt: Der Strom, der ungefiltert aus der Steckdose komme, sei nicht rein genug. Er sei verschmutzt von Störfrequenzen, dem neuesten Feind im Hörgenuss.“

Sind wir Menschen so abstrus? Geldmacher scheint es zu glauben. Ich inzwischen auch.

Christiane Geldmacher: Willkommen@daheim. Bookspot Verlag, Planegg 2016.

208 Seiten, 12,95 Euro.