Der Club Schocken wir zehn und hat zum Auftakt die Band Chuckamuck eingeladen. So viel Jugend und Punk und Schweiß auf nackter Haut sieht man nicht alle Tage. Aber es sind auch solche Abende, für die wir den Club Schocken gern haben.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Der Club Schocken wird zehn und feiert mit dem, was er am besten kann: Live-Musik, Popkultur und Party. Zum Auftakt waren am Mittwochabend Chuckamuck zu Gast im Schocken-Keller – soll schließlich schön voll werden, und so richtig Mainstream sind die Vier auch (noch) nicht.

 

„Kinder-Country“ ist da angekündigt. Das ist natürlich barer Unsinn, zumindest was den Country angeht. Aber es ist doch ein schöner Begriff und zeigt, wo die Reise musikalisch-ideologisch hingeht. Klar, eine Ideologie haben so junge Hüpfer wie Chuckamuck nicht oder zumindest nicht zwingend. Aber wie es sich für eine Garage oder Punk Rock machende ehemalige Schülerband aus Berlin gehört, nehmen sie sich selbst nicht extrem ernst. Dass sie jung sind, wissen sie selbst. Also warum nicht Kinder-Country?

Nach drei Songs ist die Hälfte der Band halbnackt

Chuckamuck-Musik ist schnell erklärt: Schlagzeug, zwei Gitarren und zwei Stimmen, Bass. Mal jagt die Band an der Gitarre oder auf dem Hi-Hat Geschwindigkeitsrekorden hinterher, zwischendrein gibt’s ein kleines Gitarrensolo und viel, viel Geschrammel. In ihrer 2:30-Minuten-Single „Hitchhike“ singen sie im Refrain „Hitchhike Baby, von hier bis Amsterdam“ und so geht es thematisch auch in den meisten anderen Songs zu: eine Mischung aus den Texten und der Intonation der seligen Superpunk und dem Übermut von Kakkmaddafakka, der jüngst im LKA zu besichtigen war. Außerdem passt das perfekt zu den anderen Bands des Labels Staatsakt: Bonaparte, Jeans Team, Fraktus (ja, die mit dem Film) oder den erst kürzlich beim Chansongfest im Merlin präsentierten Die Heiterkeit.

Chuckamuck brauchen zwischen ihren Songs keine großen Ansagen, sondern sie spielen Western-mäßige Jingles, bitten um eine Feuerzeug (als Bottleneck für Gitarren-Slides!) oder nehmen sich ein Minütchen, um ihre Gitarren zu stimmen. Sie repräsentieren eine eigene Version von Coolness, vielleicht nennen Sozialtheoretiker ihr Auftreten Anti-Coolness. Oder: Die sind halt, wie sie sind. Aber so, wie sie sind, sind sie cool. Nach drei Songs ist die Hälfte der Band halbnackt. Aber das Hemd reißen die Chuckamucker nicht in großer Pose vom Leib, sondern wischen sich damit noch den Schweiß ab. Was auf Dauer natürlich nichts bringt: Wenig später fließt er wieder in Strömen von jungen Oberkörpern herab. Und der aufmerksame Zuschauer erkennt, dass Chuckamuck sich den Namen ihrer Band auf die rechte Brust tätowiert haben.

Tanzen, bis die Hütte brennt

Dieser Auftritt hat Energie, auch wenn die Band sich nicht so inszeniert, dass es aussieht, als würde sie vor Kraft platzen. Da stehen einfach junge Männer auf der Bühne, deren Pop Power hat. Die acht Bier bestellen und dann doch gierig Wasserflaschen leertrinken. Die schon beim dritten oder vierten Song auf der Theke neben der Bühne tanzen – aber nicht als Pose, sondern einfach, weil die Theke da ist und man ja irgendwo hingehen muss beim Spielen. Doch, kann man machen.

Kleiner Kritikpunkt zum Schluss: Auf CD klingen Chuckamuck super – auch ein bisschen rau, aber eben schön gemischt und mehr oder weniger aufgeräumt. Aufgeräumter jedenfalls als live, der Sound im Schocken-Keller war am Mittwochabend doch arg trocken. Punkrockmäßig halt.

Der nach einem abgerissenen Kulturdenkmal und Kaufhaus Schocken benannte Club holte kurz nach seiner Öffnung vor zehn Jahren die heute allseits hochgejubelte Band The National auf die Clubbühne. Jetzt feiert er weiter sein Zehnjähriges und holt dafür am Donnerstag einen altgedienten Großmeister der deutschen Popmusik. Der „Sterne“-Sänger Frank Spilker wird aber nicht musizieren, sondern aus seinem Roman vorlesen. Für den Lokalkolorit gibt’s am Freitag ein Konzert von Putte & Edgar und danach bis in den frühen Sonntagmorgen DJs. Motto: „Wir bitten zum Tanz bis die Hütte brennt“. Aber hoffentlich nicht ganz in echt.