Die Elektromobilität sorgt auch auf der Reisemesse CMT für Bewegung. Bestes Beispiel: das E-Tretboot Seacyler der Firma Mermade. Daran hätte auch James Bond seine Freude.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Als Anfang der Achtziger die Neue Deutsche Welle in die Hitparaden schwappt, wird auch Frl. Menke nach oben gespült. Es sind vor allem zwei Urlaubshits, die sie bekannt machen: „Hohe Berge“ und „Tretboot in Seenot“. Was gut zu einem Auftritt der nach wie vor tourenden Franziska Menke auf der Reisemesse CMT in Stuttgart passen würde. Als Gaststar eines Wanderurlaub-Veranstalters – oder von Steffen Ehlert. Der könnte gleichzeitig darauf verweisen, dass sein Tretboot statt in Seenot zu geraten für die Seenothilfe tauglich ist. Die Berliner Wasserrettung erwägt jedenfalls gerade den Kauf seines Schiffs für den Glienicker See, auf dem Motorboote aufgrund der Trinkwasserversorgung verboten sind.

 

Ehlert ist für einen vergleichsweise kleinen Stand verantwortlich, an dem lediglich ein Produkt präsentiert wird. Das reicht trotzdem, einer der besonders gut besuchten Aussteller der diesjährigen CMT zu sein. Der Seacycler ist eben ein besonderer Hingucker, der edle Optik mit innovativer Technik kombiniert. Als Geschäftsführer der Firma Mermade promotet Ehlert ein stark batterieunterstütztes Tretboot, dass in Anlehnung an das E-Bike entwickelt wurde.

Eine dreistündige Bootsfahrt ist locker drin

Herausgekommen ist ein Schiff, an dem James Bond seine Freude hätte. Ist es doch der Motorbootikone „Riva“ nachempfunden, die 007 schon stilvoll gesteuert hat. Entsprechend ist die Seacycler mit hochwertigen Materialien ausgestattet – und mit interessanter Technik. Dazu zählt der unter Wasser angebrachte Elektro-Antrieb, der auch einen James-Bond-Bezug hat. Erstmals kam dieser in einer Filmszene mit Tauchern auf Unterwasserscootern zum Einsatz.

Das E-Tretboot eignet sich für bis zu vier Personen, von denen Fahrer und Beifahrer in die Pedale steigen. „Bei sportlichem Treten bringt es der Seacycler auf acht bis zwölf Knoten, was etwa 15 bis 20 Stundenkilometern entspricht“, sagt Steffen Ehlert, der mit der stärkeren 20-Kilowatt-Version sogar knapp 35 Stundenkilometer in Aussicht stellt. Eine dreistündige Fahrt sei bei entspannter Trittfrequenz locker drin, sagt der Schiffsbauer, der sich hochkarätige Entwicklungspersonal ins Boot geholt hat. Dies gelang, weil Professor Jakob Andert von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen begeistert von der Tretboot-Idee auf E-Basis gewesen ist und vier seiner Doktoranden an Steffen Ehlert vermittelt hat. „Aachen ist mein Maschinenraum, wenn ich Rat brauche, bekomme ich den dort sofort“, sagt der Mermade-Macher.

Verkehrsmittel mit Zukunft

Der Seacycler hat seinen Preis. 40 000 Euro kostet das E-Tretboot. Das ist einem Bootsverleih am Bodensee aber offenbar wert, seine Flotte damit gleich mit mehreren Exemplaren zu schmücken. Entsprechende Gespräche laufen gerade.

Neben dem in Giebelstadt bei Würzburg gefertigten Vorzeigeboot tüftelt Ehlert gerade an einem einfacheren und etwa 25 000 teuren Nachfolger. Für beide Modelle sieht der vom Brahmsee in Schleswig-Holstein stammende Bootsmann viel Potenzial für die Zukunft. Neben dem Freizeiteinsatz sieht Steffen Ehlert noch eine weitere Nutzungsmöglichkeit. „Als sauberes Verkehrsmittel in Städten mit viel Wasser“, sagt er und nennt als Beispiele Berlin, Venedig, Stockholm und Kopenhagen . Ebenso sei eine Verwendung auf Kreuzfahrtschiffen als Beiboote denkbar, um die Passagiere umweltverträglich an Land zu bringen. Die extrem stabilen, etwa 600 Kilogramm schweren E-Treter mit 48-Volt-Batterien sind nämlich auch für küstennahe Gewässer zugelassen.

Zum Repertoire von Frl. Menke gehört übrigens auch der Song „Messeglück in Düsseldorf“. Der ließe sich für die CMT sicher umtexten.