Donald Duck, Superman, die Simpsons – sie sind die Helden ganzer Generationen. Auf der Comic-Börse in Stuttgart konnten sich Sammler jetzt mit echten Raritäten eindecken.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Wer „Das bunte Monatsheft“ von 1951 in Augenschein nehmen will, muss schon danach fragen. Stefan Brenner hat das Mickey-Maus-Heft nicht auf einen der Tische vor sich gelegt, sodass es jedermann anfassen könnte. Es liegt sicher hinter seinem Stand auf einem gesonderten Stapel. Blau ist die Rarität, auf dem Titel ist die Comicfigur mit Pelzmütze auf dem Kopf und Zepter zu sehen. Die Ausgabe von 1951 ist das dritte Micky-Maus-Heft, das überhaupt in Deutschland erschienen ist und entsprechend begehrt ist bei Sammlern. 75 Pfennig hat es damals gekostet, „das war ein Stundenlohn, also richtig viel Geld“, sagt Brenner. Sein Erstbesitzer muss es geliebt haben. Das Heft ist tadellos erhalten. Das ist gut. Sammler wünschten „am liebsten den neuwertigen Zustand“, berichtet der Stuttgarter, der in Untertürkheim einen Comicladen hat.

 

Stefan Brenner ist einer von rund 40 Anbietern am Samstag auf der Stuttgarter Comic-Börse im Gewerkschaftshaus. Comicläden, mehrere Kleinverlage, Zeichner und engagierte Sammler, die ihre Dubletten loswerden wollen, haben hier Tische aufgebaut. In Kartons lagern dicht an dicht die kunterbunten Heftchen: Donald Duck, Superman, Star Treck, die Simpsons – Helden ganzer Generationen. Viele Comics sind mit Folien geschützt. Mal kosten einzelne Ausgaben nur einen oder zwei Euro, dann wieder gibt es 30 Hefte im Pack für 45 Euro. „Gebot“ hat ein Händler auf eine besonders wertvolle „Buffalo Bill“-Reihe geschrieben. Auch Comics mit lokalem Bezug liegen aus: „Die Wilhelma-Falle“ hat Martin Frei seinen neuen dritten Fall mit Kommissar Eisele genannt, der beim Kleinverlag Gringo-Comics erschienen ist und erstmals auf der Comic-Börse präsentiert wird. Der Mitinhaber von Gringo-Comics, Holger Bommer, ist selbst Comic-Zeichner. Sein Geld verdient er allerdings mit einem Job in der Automobilindustrie. „Heute ist es schwierig, es gibt so viele andere Medien“, sagt der Esslinger.

Die Kundschaft ist gealtert

Der große Boom liegt hinter der Branche. Das sagt auch Richard Eckardt, ein städtischer Angestellter und Stuttgarter Sammler, der die Comic-Börse 1981 aus der Taufe gehoben hat und zweimal im Jahr organisiert. Früher hätten die Leute schon zwei Stunden vor Beginn vor der Tür gestanden, um möglichst als erste reinzukommen. Heute gibt es für die ersten 222 Besucher einen Bonus. Seit 14 Jahren können sie sich einen Comicdruck kostenlos mitnehmen, diesmal vom Künstler Yves Ker Ambrun. Der ehemalige Art Director von Disney ist sogar zum Signieren vor Ort.

Stefan Brenner ist bereits seit 1981 durchgehend mit einem Stand auf der Comic-Börse. Er hat als Kind angefangen zu sammeln und kann sich noch lebhaft erinnern, wie ihm die Lehrerin und die Mutter die Hefte weggenommen haben. Comics hatten bis in die 80er Jahre hinein einen schlechten Ruf. Das ist vorbei. „Doch unsere Kundschaft ist mit uns gealtert“, sagt der 50-Jährige bedauernd.

Tatsächlich sind die meisten Besucher erwachsene Männer, Kinder und Jugendliche sind kaum vertreten. Gerade kommt ein Stammkunde zu Brenner. Er ist 66 Jahre alt und weiß genau, was er sehen will: Originalseiten des holländischen Donald Duck-Zeichners Daan Jippes. Brenner zieht vorsichtig eine Seite aus einer Mappe, die hinter seinem Stand auf dem Boden liegt. Die Zeichnung, die den Rentner interessiert, gibt es nur einmal. Sie kostet 400 Euro. Der 66-Jährige bewundert die Strichführung, dann gibt er die Seite doch zurück. „Ich kann mich noch nicht durchringen“, sagt er, „aber wir sehen uns“. Spätestens im November, bei der nächsten Comic-Börse.