Der Landkreis Böblingen will nun in das Geschäft mit Altkleidern einsteigen. Doch das Rote Kreuz will weiter für Bedürftige sammeln.

Böblingen - Ins Geschäft mit dem Altpapier ist der Landkreis bereits vor vier Jahren eingestiegen – mit guten Erfahrungen. Nun soll auch mit Altkleidern und gebrauchten Schuhen Gewinn gemacht werden. Im Visier hat die Kreisverwaltung dabei weniger die karitativen Sammler als vielmehr die vielen gewerblichen Unternehmen, die überall Container für gebrauchte Textilien aufstellen – zumeist ohne Genehmigung. 300 bis 350 Euro bekomme man momentan pro Tonne Alttextilien, sagt Wolf Eisenmann, der Erste Landesbeamte und verantwortlich für den Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises. Kein Wunder also, dass viele an diesem lukrativen Geschäft mitverdienen wollen. „Unser Ziel ist es aber, dass das Geld im Landkreis bleibt“, sagt Eisenmann.

 

Kreis rechnet mit 100 000 Euro Gewinn

Von Januar an will der Abfallwirtschaftsbetrieb die 31 Container des Roten Kreuzes auf den Wertstoffhöfen übernehmen. Zusätzlich sollen in den Gemeinden weitere 150 Sammelbehälter aufgestellt werden. Der Umweltausschuss des Kreistags hat diese Pläne kürzlich abgesegnet. Abzüglich der Kosten für Anmietung, Aufstellung und Entleerung der Container rechnet Wolfgang Bagin, der Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs mit rund 100 000 Euro Gewinn pro Jahr. Und das sei vorsichtig gerechnet, hofft er doch auf einen ähnlichen Effekt wie nach der Einführung er Altpapiertonne. Damals war die Papiermenge deutlich gestiegen.

Gewerbliche Textiliensammlungen könne der Kreis mit dem Aufstellen eigener Container künftig verbieten, sagt Dusan Minic, der Pressesprecher des Landratsamtes. Soziale Organisationen und Kirchen sollen aber weiterhin Sondergenehmigungen für Sammlungen erhalten.

Mit dem Deutschen Roten Kreuz sei alles bereits abgesprochen, versichert Minic. „Der Abfallwirtschaftsbetrieb mietet die DRK-Container. Das Rote Kreuz erhält dafür Geld, das es in seine Arbeit stecken kann.“ Wolfgang Heubach, der Pressesprecher des DRK im Kreis Böblingen, bestätigt, dass es Gespräche zwischen der Kreisverwaltung und dem Roten Kreuz gegeben habe – allerdings noch ohne abschließendes Ergebnis. Grundsätzlich befürworte das DRK, dass dem Wildwuchs der Textilsammler ein Ende gesetzt werde. Allerdings benötige das Rote Kreuz nicht nur Geld als Entschädigung für die Container.

Rotes Kreuz will aber weiter Kleidung sammeln

„Wir brauchen auch immer wieder gut erhaltene Kleidung“, sagt Heubach. So habe das DRK den Partnern in Litauen versprochen für den bevorstehenden Winter warme Kleider für Bedürftige zu sammeln. „Auch bei Katastrophenfällen schicken wir immer wieder Kleiderspenden in betroffene Regionen.“ Und ein Teil der Textilien aus den Containern würde auch in den Kleiderkammern in Leonberg, Magstadt und Sindelfingen günstig verkauft.

Die DRK-Verwaltung führe momentan eine Befragung unter den Ortsvereinen über deren Sammelaktionen durch. Erst wenn das Ergebnis dieser Befragung vorliegt, könne man zu einer konkreten Vereinbarung mit der Kreisverwaltung über die Container kommen, sagt Wolfgang Heubach. Er ist jedoch zuversichtlich, dass in Kooperation mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb das Rote Kreuz auch weiterhin Kleiderspenden erhält und diese an Bedürftige weitergeben kann.