Per Crowdfunding wird vorerst das Überleben eines Integrationsprojekts im Ekiz gesichert. Flüchtlingskinder und deren Eltern erlernen dabei spielerisch die deutsche Sprache.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Seit Mitte März sammeln die beiden Pädagoginnen und zwei angeleitete Laien gute Erfahrungen in ihrem Projekt für Flüchtlingsfamilien. Sie laden die Leute ins Eltern-Kind-Zentrum (Ekiz) ein, geben ihnen Spiele an die Hand und erklären diese auf Deutsch. Die Idee ist, dass Flüchtlingskinder durch den spielerischen Umgang mit diversen Materialien quasi nebenbei die deutsche Sprache lernen. Die Eltern sollen während des Spielens dabei sein und mitlernen. Auf diese Weise sollen Sprachkenntnisse, Eltern-Kind-Bindung und Integration zugleich gefördert werden. Dabei passe sich die Methode den sprachlichen Vorkenntnissen der Familien an. Bislang nehmen fünf Familien teil, die einmal wöchentlich eine Stunde lang zum gemeinsamen Spielen ins Ekiz in der Ludwigstraße kommen.

 

Kinder dürfen Spielsachen behalten

„Die Sprache spielt auf dem Weg zur Integration eine zentrale Rolle. Es ist einfacher eine Sprache zu lernen, wenn es Spaß macht. Frühe Bildung schafft die Voraussetzung zur Chancengleichheit und erleichtert die Integration in die Gesellschaft“, schreibt Adriane Gentner über das Projekt. Die Sozialpädagogin, Coach und Systemische Kinder- und Jugendtherapeutin ist nicht nur Initiatorin des Projekts, sie betreut es auch ehrenamtlich gemeinsam mit einer Kollegin und zwei angeleiteten Kräften. Trotz des ehrenamtlichen Engagement fallen bei dem Projekt Kosten an, die bislang durch eine 900-Euro-Spende gedeckt waren. Da ist einerseits die Aufwandsentschädigung für die Laien. Andererseits dürfen die Kinder die Spielsachen behalten. „Man kann den Kleinen schlecht die Sachen hinterher wieder wegnehmen. Außerdem besitzen die Flüchtlingskinder sonst fast nichts zum Spielen“, erklärt Gentner. Das werde auch bei „Opstapje“ so gehandhabt, einem Programm mit vergleichbarem pädagogischen Ansatz, das seit 2007 im Ekiz laufe.

Nach zwei Monaten geht dem Flüchtlingsprogramm allmählich das Geld aus. Weil es aber so gut ankommt, wollen die vier Frauen gerne weitermachen. Deshalb hat sich Adriane Gentner nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten umgetan und es mit Crowdfunding versucht. Auf der Crowdfunding-Plattform www.bw-crowd.de stellt sie das Projekt im Ekiz, das helfen will, dass Flüchtlingskinder und deren Familien sich rasch in Deutschland zuhause fühlen. „Die Flüchtlingsfamilien sind im Ekiz willkommen und sollen durch das Spiel-Programm, welches zwölf Wochen pro Familien geht, integriert und gefördert werden“, heißt es in der Projektbeschreibung auf der Website.

Hemmschwelle wird überwunden

Bereits lange vor Ablauf der Funding-Frist in elf Tagen ist der Mindestbetrag von 1000 Euro erreicht worden. Aber ein „Zu Viel“ gebe es eigentlich nicht, sagt Gentner: Je mehr Geld über das Crowdfunding eingespielt werde, desto mehr Flüchtlingsfamilien könnten am Projekt teilnehmen. Sie hat ausgerechnet, dass pro Familie im Schnitt 150 Euro benötigt werden.

Gentner und ihre Kolleginnen freut auch ein positiver Nebeneffekt ihres Programms: Die Familien nehmen nun auch andere Angebote im Ekiz wahr. Einige kommen beispielsweise zum offenen Kindersingen. Das ist alles andere als selbstverständlich. Denn anfangs hätten sich die Flüchtlingsfamilien gar nicht erst ins Ekiz getraut. „Als wir unser Programm in der Flüchtlingsunterkunft vorgestellt haben, sagten viele, dass sie kommen würden. Doch als es dann los ging, saßen wir alleine da und haben uns ziemlich darüber gewundert.“ Es habe sich dann herausgestellt, dass die Leute schlicht zu scheu gewesen waren. So beschloss das Team, die Familien in ihrer Unterkunft abzuholen. Das Spielprogramm habe solche Berührungsängste abgebaut. Das sei gut so, sagt Gentner. Der Kontakt mit anderen Familien im Ekiz sei wichtig, denn er fördere die Integration.