Durch Cybercrime entstehen laut einer Studie weltweit Schäden von rund 300 Milliarden Euro pro Jahr. Gemessen an seiner Wirtschaftskraft bezahlt Deutschland den höchsten Preis im Ländervergleich.

Stuttgart - Das perfekte Verbrechen findet mittlerweile offenbar im Internet statt: Cybercrime ist lukrativ, mit wenigen Risiken verbunden – und richtet wirtschaftlich enorme Schäden an. Jährlich 400 Milliarden US-Dollar (rund 300 Milliarden Euro) kostet Internetkriminalität die globale Wirtschaft. Das ergab eine Untersuchung des unabhängigen Center for Strategic and International Studies in Washington in Zusammenarbeit mit dem IT-Sicherheitsunternehmen McAfee.

 

Deutschland belegt dabei den unrühmlichen Spitzenplatz der 32 untersuchten Länder: der Schaden durch Cybercrime wird hierzulande auf 1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geschätzt – keine andere Nation zahlt einen so hohen Preis für die kriminelle Bedrohung aus dem Netz. Deutschland liegt damit vor den Niederlanden (1,5 Prozent), den USA und Norwegen (jeweils 0,64 Prozent) sowie China (0,63 Prozent). Doch Internetkriminalität schlägt sich für Regierungen, Unternehmen und Privatpersonen nicht nur in finanziellen Verlusten nieder. Laut der Studie unter dem Titel „Die globalen Kosten von Cybercrime“ gehen dadurch in hochentwickelten Wirtschaften auch zahlreiche Arbeitsplätze verloren. In Europa werden demnach rund 150 000 Jobs durch Verbrechen im Zusammenhang mit Computern und dem Internet vernichtet, in den USA 200 000.

Besonders groß ist das Problem des Datendiebstahls: Allein in Deutschland wurden laut der Untersuchung im vergangenen Jahr persönliche Daten von 16 Millionen Menschen gestohlen, weltweit waren mindestens 800 Millionen Menschen betroffen. Zu persönlichen Daten zählen zum Beispiel Kreditkartennummern, Zugänge zu Internet-Shops, Bezahldiensten, E-Mail-Accounts und Online-Banking.

Größte Schäden entstehen Unternehmen

Auch wenn der Diebstahl von digitalen Identitäten im Einzelfall hohe finanzielle Schäden verursacht und unangenehme Folgen für den Bestohlenen haben kann, sind die Auswirkungen von Datenklau für Unternehmen meist gravierender: „Der Schaden durch den Diebstahl von intellektuellem Eigentum ist nach wie vor sehr hoch zu bewerten“, erklärt Hans-Peter Bauer, Deutschland-Chef von McAfee.

Dabei gebe es keine Branche, die nicht betroffen ist. In besonderem Fokus stehen jedoch Unternehmen in den Bereichen Finanzen, Chemie, Luftfahrt, Energie, Rüstung und IT. Für Cyberkriminelle sind sämtliche Daten interessant – von Kundeninformationen bis hin zu Projekten in Entwicklungs- und Forschungsabteilungen. In der Studie wird ein ehemaliger deutscher Geheimdienstmitarbeiter zitiert, wonach Hacker zunächst besonderes Interesse am Bereich erneuerbare Energien gehabt hätten, nun aber vermehrt die deutsche Automobilindustrie ausspionierten.

Viele Firmen haben aufgrund der akuten Bedrohungslage in den Schutz ihrer Computernetze investiert. „Das Bewusstsein ist in Unternehmen wesentlich höher ausgeprägt als noch vor einigen Jahren“, stellt Bauer fest. Jedoch werde das Thema IT-Sicherheit künftig noch komplexer durch die Vernetzung von Industrieanlagen und Entwicklungen wie das Internet der Dinge, in dem beispielsweise Haushaltsgeräte miteinander kommunizieren.