Breuninger und das Land sind offenbar uneins. Der Umzug des Kultusministeriums wirft neue Fragen auf, die Büroräume erscheinen üppig.

Stuttgart - Was einst unter dem Arbeitstitel "Da Vinci" als großes Gemeinschaftsprojekt von Breuninger und dem Land angekündigt wurde, droht in den neu gefärbten politischen Mühlen zunehmend zermahlen zu werden. Die Neubebauung am Karlsplatz mit Geschäften, Luxushotel und Ministerien scheint nach einem Gespräch von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Breuningerchef Willem van Agtmael, das vor Kurzem stattfand, und den laufenden Verhandlungen mit dem Finanzministerium auf Messers Schneide zu stehen. Es verdichten sich Gerüchte, dass das Land aus dem Gemeinschaftsprojekt aussteigen und Breuninger bei der Neugestaltung seines Hinterhofs allein Regie führen könnte - so denn das Land überhaupt mitspielt.

 

Knackpunkt ist und bleibt das große Gebäude des Innenministeriums, das für Neues weichen müsste. Fest steht bis jetzt nur, dass es im Frühjahr frei wird, weil dann das Innenministerium in seinen Neubau an der Willy-Brandt-Straße zieht. Ursprünglich wollten Land und Breuninger eine Projektgesellschaft gründen, in welche das Land dieses Grundstück, eingebracht hätte. Was aber, wenn das Land aussteigt? Aus informierten Kreisen heißt es, aktuell drehten sich die zähen Verhandlungen um den von Breuninger nun angestrebten Erwerb des Areals. Das Land aber wolle sich davon nur im Gegenzug eines Mietvertrages für welches Ministerium auch immer trennen, doch diesen auszuhandeln brauche mehr Zeit, als Breuninger bereit sei, weiter zuzuwarten.

Um eine Antwort winden sich alle Beteiligten

Steht das Projekt vor dem Scheitern? Um eine Antwort winden sich alle Beteiligten. "Zum Stand der Verhandlungen äußern wir uns nicht", heißt es bei Breuninger. Der Sprecher des Finanzministeriums betont, ein Ausstieg am Karlsplatz sei "im Augenblick eher unwahrscheinlich", ergänzt aber: "Man hält sich jedoch alle Verhandlungsoptionen offen." Das Staatsministerium, das zum Ärger des Finanzministeriums bei der Ministerienrochade und den Neubauplänen zunehmend die Fäden zieht, bleibt auf Anfrage die Antwort schuldig.

Auch im Rathaus ist man nicht schlauer. "Wir warten auf ein Signal des Landes", sagt OB-Sprecher Markus Vogt. Dem Baubürgermeister geht es gerade so. Im Städtebauausschuss musste er auf Fragen zum Stand der Dinge passen. "Wahrscheinlich kann nur der Ministerpräsident sagen, was läuft", so Matthias Hahn. Er gehe jedoch davon aus, dass die Stadt einbezogen werde, sobald es konkret werde. "Alles andere wäre ein Kunstfehler", sagte Hahn eingedenk des Streits über das Bauvolumen der alten Planung, die wegen des Erhalts des ehemaligen Hotels Silber überholt ist.

Kunstverein als Interimsquartier für das Staatsministerium im Gespräch.

Das Ringen um die Neubauten am Karlsplatz wird weiterhin von der Umzugsrochade mehrerer Ministerien und Begehrlichkeiten des Landtags überlagert. Auch mit dessen Präsidenten gab es jüngst ein Gespräch des Ministerpräsidenten. Neuerdings ist neben dem Neuen Schloss der vom Land angemietete Königin-Olga-Bau neben dem Kunstverein sowohl als Interimsquartier für das Staatsministerium als auch für Abgeordentenbüros im Gespräch.

Der angekündigte Umzug des Kultusministeriums vom Neuen Schloss in das alte Postquartier an der Lautenschlagerstraße wirft indes neue Fragen auf wie einst beim Neubau des Innenministeriums. Das Land hat 14.000 Quadratmeter Büros für 380 Beschäftigte gemietet, was nach der Dienstanweisung für staatlichen Hochbau als äußerst üppig erscheint. Denn demnach sind als reine Bürofläche pro Kopf im Schnitt lediglich 17,5 Quadratmeter vorgegeben, was sich lediglich auf 6650 Quadratmeter addieren würde. Selbst wenn noch eine neue Kantine geplant sein sollte, wie gemunkelt wird, bliebe noch viel Platz und Erklärungsbedarf für Flure und Nebenräume. "Die künftigen Flächen sind deutlich kleiner, bisher haben wir 17.000 Quadratmeter", betont ein Sprecher des Kultusministeriums. Beim Landesrechnungshof heißt es, dass man das Unterbringungskonzept nicht kenne und deshalb dazu nichts sagen wolle. Allerdings, so ein Sprecher: "Die Unterbringung der Ministerien könnte grundsätzlich ein künftiges Prüfungsthema sein."