Die Ratsmehrheit pocht auf eine kleinere Nutzfläche des Quartier am Karlsplatz. Der Erhalt des Hotels Silber bleibt umstritten.

Stuttgart - Die städtebauliche Neuordnung am Karlsplatz ist am Dienstag in ihre entscheidende Phase getreten. Der Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderates hat mit großer Mehrheit den sogenannten Aufstellungsbeschluss für den baurechtlich notwendigen Bebauungsplan gefasst. Die Stadträte von Grünen, CDU, SPD, Freien Wählern und FDP votierten dafür, jetzt in das von der Gemeindeordnung vorgeschriebene Verfahren einzusteigen – Hannes Rockenbauch, der Fraktionschef der SÖS/Linken, stimmte dagegen.

Wie berichtet, wollen das Land und das Haus Breuninger gemeinsam in zwei Baublöcken, die das Stuttgarter Architekturbüro Stefan Behnisch entworfen hat, Büros für Ministerien bauen lassen, dazu ein Luxushotel direkt am Karlsplatz, aber auch Läden, Restaurants sowie eine Tiefgarage. 2012 soll mit den Arbeiten begonnen werden, 2014/15 will man das neue Quartier am Karlsplatz eröffnen.

Seit Dienstag ist allerdings klar, dass es im Gemeinderat und seinen Gremien eine neue Debatte über die städtebaulich verträglichen Baumassen am Karlsplatz geben wird. Denn Werner Wölfle, der Fraktionschef der Grünen, hat einen Antrag eingebracht, in dem es heißt: "Die zulässige Nutzfläche muss zwischen 47.000 und 49.000 Quadratmetern liegen." Nach aktuellem Stand plant das Architekturbüro Behnisch jedoch mit 49.400 Quadratmetern. Wie aus Ratskreisen verlautet, pocht die neue Mehrheit aus Grünen, SPD und SÖS/Linke darauf, diesen Wert deutlich zu verringern. Die Entscheidung darüber muss in den kommenden zwei Wochen gefällt werden, denn bereits am 5. Oktober soll der Technikausschuss die nächste Stufe des neuen Planverfahrens beschließen, den sogenannten Auslegungsbeschluss; am Abend zuvor wird sich der Bezirksbeirat Mitte mit dem Karlsplatz befassen. Der Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) rechnet damit, "dass der Satzungsbeschluss vor der Sommerpause 2011 fallen kann". Erst damit wäre das Verfahren abgeschlossen.

Arbeitskreis tritt am 7. Oktober zusammen


Der von Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) einberufene Arbeitskreis, der über die historische Besonderheit des einstigen Gestapogefängnisses Hotel Silber an der Dorotheenstraße beraten soll, tritt am 7. Oktober erstmals zusammen. Auch dieser Bereich ist nach wie vor umstritten.

Werner Wölfle sagte gestern: "Alles hängt davon ab, ob es gelingt, wenigstens einen Teil der Fassade zu erhalten, damit dieser Ort ablesbar bleibt." Teile der Grünen und der SPD wären bereit, unter dieser Bedingung den Abriss des Gebäudes zu befürworten – noch aber sei die Entscheidung darüber "völlig offen".

In der ausführlichen Debatte über die Zukunft der einstigen Gestapozentrale für Württemberg wurden die unterschiedlichen Ansichten erneut deutlich: SÖS/Linke und SPD sehen das Haus als einen "heimatgeschichtlich wichtigen Ort", der zu erhalten sei, selbst wenn er nicht unter Denkmalschutz stehe. CDU, FDP, Freie Wähler und auch die Grünen setzen darauf, dass der geplante Wettbewerb für den Gedenkort an der Dorotheenstraße angemessene Lösungen erbringt.