Der Stadtlieferwagen Citan ist das erste Auto, das aus der Allianz von Daimler und dem französischen Autobauer Renault entstanden ist.

Stuttgart - Auf der Internationalen Automobilausstellung feiert die Transportersparte von Daimler in diesem Jahr eine Premiere der besonderen Art. In den Messehallen von Hannover wird im September der Stadtlieferwagen Mercedes-Benz Citan enthüllt. Der Name des Modells ist eine Kombination aus „City“ und „Titan“. Der kleine Lieferwagen ist das erste Auto, das aus der Partnerschaft von Daimler mit Renault-Nissan entstanden ist. Die beiden Autokonzerne haben vor zwei Jahren eine Allianz geschlossen, in deren Rahmen auch der neue Smart gemeinsam mit dem Nachfolger des Renault Twingo entwickelt und produziert wird.

 

Der Mercedes-Benz Citan ist der zweite Anlauf des Stuttgarter Autobauers im Marktsegment der kleinen Transporter. Vor zehn Jahren brachte Daimler mit dem Mercedes-Benz Vaneo, der auf der A-Klasse basierte, im Alleingang einen kleinen Lieferwagen auf den Markt. Die Produktion im Werk Ludwigsfelde wurde jedoch schon nach drei Jahren wieder eingestellt, weil sich der Wagen schlecht verkaufte.

Volker Mornhinweg, der Chef der Transportersparte von Daimler, glaubt an den Erfolg des neuen Wagens, der im nordfranzösischen Maubeuge produziert werden soll. Dort läuft auch das Schwestermodell Renault Kangoo vom Band. Mornhinweg begründet seine Zuversicht unter anderem mit den Ergebnissen der Marktforschung. Sowohl Mercedes-Kunden als auch den Käufern von Stadtlieferwagen anderer Autobauer habe man den neuen Wagen in unterschiedlichen Entwicklungsphasen gezeigt. Die Resonanz sei durchweg gut gewesen, sagte der Daimler-Manager. Mornhinweg hat auch keine Bedenken, dass die Allianz mit dem Massenhersteller dem Image der noblen Marke mit dem Stern schaden könnte. Dies könnte der Fall sein, wenn Kunden in dem kleinen Transporter einen verkappten Renault sehen würden. Die Marktforschung, so Mornhinweg, habe ergeben, dass die Kunden darauf vertrauen würden, dass der Citan den Qualitätsansprüchen von Mercedes-Benz gerecht werde. Bis spätestens 2014 will Daimler in diesem Marktsegment, in dem jährlich in Europa 700 000 Fahrzeuge verkauft werden, einen Anteil von vier bis fünf Prozent erreichen.

Löwenanteil des Absatzes entfällt auf Westeuropa

Von der gemeinsamen Entwicklung und Produktion versprechen sich Daimler und Renault niedrigere Kosten in einem hart umkämpften Markt, weil die Investitionen geteilt und mehr Fahrzeuge produziert werden, was auch die Auslastung der Fabrik verbessert. Der Einstieg in das Segment der  Stadtlieferwagen ist Teil eines ehrgeizigen Expansionsplans, zu dem auch die Erschließung neuer wachstumsstarker Transportermärkte wie etwa China oder Russland gehören. Bereits 2015 will Daimler weltweit insgesamt 400 000 Transporter verkaufen, nachdem der Absatz im vergangenen Jahr um 18 Prozent auf mehr als 264 000 Fahrzeuge ausgeweitet werden konnte. Der Umsatz stieg 2011 im Gleichschritt auf 9,2 Milliarden Euro. Der Gewinn hat sich fast verdoppelt: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte auf den historischen Bestwert von 835 Millionen Euro. Die Umsatzrendite erreichte somit 9,1 Prozent. Damit haben die Transporter bereits vorzeitig die eigentlich erst für 2013 angepeilte ambitionierte Renditemarke von neun Prozent erreicht. Daimler sei weltweit ganz klar der profitabelste Transporterhersteller, sagte Mornhinweg.

Der Löwenanteil des Absatzes entfällt bisher auf Westeuropa, wo zwei Drittel aller Transporter verkauft werden. Der höchste Zuwachs wurde im vergangenen Jahr mit 72 Prozent auf rund 18 000 Fahrzeug auf dem US-Markt erreicht. In China, wo der Markt leicht schrumpfte, legte Daimler gegen den Trend um elf Prozent auf rund 13 500 Transporter zu. Damit hat China bereits das Gewicht von Lateinamerika erreicht. Im roten Riesenreich werden allerdings nur Fahrzeuge für den Personentransport verkauft. Das Image der Marke Mercedes-Benz sei dort so hoch angesiedelt, dass sich die Chinesen nur schwer vorstellen könnten, einfache Waren wie etwa Reissäcke mit solch einem Luxusgefährt zu transportieren, begründete Mornhinweg diese Einschränkung. Seit zwei Jahren produziert Daimler in China Transporter in einem Gemeinschaftsunternehmen in der Hafenstadt Fuzhou.

In Russland verhandelt der Stuttgarter Konzern bereits seit Ende 2010 mit dem Unternehmen GAZ über die Auftragsfertigung von Transportern. Die Verhandlungen liefen gut, versicherte der Daimler-Manager und zeigte sich zuversichtlich, bald eine Entscheidung verkünden zu können.