Die Amtsleiter-Sekretärin Patrizia Schimek liest gern Bücher, die zum Nachdenken anregen. Zum Beispiel „Ein ganzes halbes Jahr“ von Jojo Moyes.

Möhringen - Die Liebesgeschichte von Louisa und Will regt zum Nachdenken an. Sie hat den eintönigen Alltagstrott ihres Lebens satt und stürzt dann doch in ein Loch, als sie ihren Job verliert. Er hat nach einem Motorradunfall, der ihn zum Rollstuhlfahrer gemacht hat, eine endgültige Entscheidung getroffen und will sterben. Der Roman um die Protagonisten Lou und Will von Jojo Moyes, „Ein ganzes halbes Jahr“, führte wochenlang die Bestsellerlisten an. Und er ist das Lieblingsbuch von Patrizia Schimek.

 

„Es geht um Liebe, Inklusion, Sterbehilfe und die Selbstbestimmung des eigenen Lebens“, sagt die 50-Jährige, die seit neun Jahren als Amtsleiter-Sekretärin im Bezirksrathaus Möhringen arbeitet. Deshalb habe sie das Buch fasziniert. Dass Protagonist Will sich – wie der Titel schon sagt – vorgenommen hat, nur noch ein halbes Jahr zu leben und dann selbstbestimmt aus dem Leben zu scheiden, war für Schimek sehr berührend. „Ich habe auch ein paar Tränchen vergossen.“

Sie leiht sich gern mal ein Buch von Freunden aus

Gerade diese Gefühle und Gedanken im Nachhinein seien es, die ein gutes Buch in ihr auslösen müssten. „Deshalb ziehe ich ein Buch jedem Film vor“, sagt sie. Bücher müssen die Fantasie anregen. Jojo Moyes Roman hat Patrizia Schimek von ihrer Schwägerin ausgeliehen bekommen und wollte es gar nicht mehr zurückgeben. Statt Kritiken und Bestsellerlisten zu wälzen, zieht Schimek es vor, die Buchempfehlungen ihrer Familie und Freunde zu lesen. So kommt auch ein breites Spektrum an Literatur zusammen: von Kriminalromanen über die Herr-der-Ringe-Trilogie oder Historienromane bis hin zu Liebesgeschichten. Aber nicht alle finden den Weg auch in Schimeks eigenes Bücherregal. „Dafür reicht der Platz einfach nicht.“ Deshalb leiht sie auch gern mal ein Buch von Freunden aus.

Als Kind schon weckten Klassiker wie Astrid Lindgrens „Kinder aus Bullerbü“ oder „Grimms Märchen“ ihre Lust am Lesen. Regelmäßig besuchte Schimek – später auch mit ihren eigenen Kindern – die Bibliothek. „Abends den Kindern aus einem Buch vorzulesen, das gehörte bei uns dazu.“ Dass sie damit auch ihre Leidenschaft für Bücher an die nächste Generation weitergegeben hat, macht sie ein bisschen stolz. „Beide Töchter sind fleißige Leser.“

Empfehlung für die Lust am Lesen

Ein Buch auf dem Tablet-PC oder einem E-Book-Reader zu lesen, käme hingegen nicht in Frage. Man müsse ein Buch in die Hand nehmen und zurückblättern können. „Ein gedrucktes Buch lebt.“ Zu schwere Lektüre kommt aber nicht mit in den Urlaub – dort nimmt sich die Amtsleiter-Sekretärin die meiste Zeit fürs Lesen. Auch wenn ihr aktuelles Lieblingsbuch kein Happy End hat, da sich der Rollstuhlfahrer Will trotz der Liebe zu Louisa nicht von seinem assistierten Suizid in der Schweiz abbringen lässt, kann Patrizia Schimek es jedem empfehlen, der mal wieder Lust zum Lesen hat.