Leben: Ricarda Stiller (rst)

Das Titelthema der aktuellen November-Ausgabe lautet „Die Zukunft des Ich“. Spätestens bei der Lektüre dieses Themenschwerpunktes wird klar: man wünscht sich auch weiterhin gedruckte Hefte. Zu komplex und nachlesenswert sind viele der Gedanken, die im einleitenden Text über die Grenze oder eben Nicht-Grenze zwischen analogem und digitalem Ich stehen. Hinter der Überschrift „Avatare fürs Leben“ und der Unterzeile „Wer bin ich – und wenn ja, wie viel Megabyte?“ verbirgt sich der wohl lesenswerteste Artikel der deutschen Neuauflage von Wired.

 

Hier wird thematisiert, was so viele von uns umtreibt. Bleibe ich sozialen Netzwerken tatsächlich dauerhaft fern, um meine Privatsphäre zu schützen? Ist dies noch zeitgemäß? Oder höre ich auf, als soziales Wesen zu existieren, wenn ich mich dem Digitalen komplett verweigere? Beschrieben wird unter anderem das Experiment eines US-amerikanischen Künstlers, der im Jahr 2013 versucht hat, ein nicht identifizierbares Internet-Ich zu konstruieren, aus dem keinerlei Rückschlüsse auf die wahre Identität zu finden waren. Eine im Alltag nicht durchzuhaltende Herangehensweise, wie der Künstler Curtis Wallen feststellt. Auch wenn Datenschützer sich es wünschten.

Dass die Frage nach dem Ich nicht erst seit Facebook, Twitter oder Instagram existiert, ist bekannt. „Vielleicht aber wird uns die Spaltung zwischen dem sozial konstruierten, öffentlichen Ich und dem Ich, das sich als Subjekt wahrnimmt, erst durch die Facebook-Timeline bewusst“, wird der amerikanische Philosoph Patrick Stokes in der Titelgeschichte zitiert. Und vielleicht wird es Wired sein, die Zeitschrift, die uns parallel auf vielen Kanälen erreichen wird, die uns in den nächsten vielen Jahren im Umgang mit dem Digitalen reflektierter, bewusster und entspannter werden lässt.