Mehr als 40.000 Menschen ziehen jedes Jahr neu nach Stuttgart. Mit dem Projekt Divercities soll nun die Willkommenskultur verbessert werden. Dabei haben die Macher auch besonders die Studenten im Blick.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Mehr als 40 000 Menschen ziehen jedes Jahr neu nach Stuttgart. Die Arbeit, die Liebe, aber auch die Flucht aus dem Heimatland – es gibt viele Gründe, warum es Menschen nach Stuttgart verschlägt. Vor rund eineinhalb Jahren haben sich der Stadtplaner Frieder Hartung und der Betriebswirt Lars Becker zusammen gesetzt, um zu überlegen, wie es diesen Menschen geht, wenn sie in Stuttgart ankommen. Finden Sie einen Ort, an dem sie sich wohlfühlen? Wie finden sie sich zurecht? Diese Fragen haben sie sich gestellt. Dann haben sie sich entschieden, die Willkommenskultur in Stuttgart zu verbessern.

 

Gemeinsam einen Stuttgarter Weg entwickeln

Stuttgart habe eine gute Integrationspolitik, findet Lars Becker. Doch die beiden wollen in ihrem Konzept nicht nur Migranten betrachten, sondern alle Neuankömmlinge in Stuttgart. „Aus unserer Sicht wird das bisher nicht ganzheitlich betrachtet“, ergänzt Frieder Hartung. Das wollen die beiden in Zukunft tun. Ihre Idee ist, ein Willkommenshaus in Stuttgart ins Leben zu rufen. „Alles soll an einem Ort gebündelt sein, in einem Haus“, sagt Hartung. Ein Vorbild für die beiden ist das Hamburger Welcome Center. Auf ehrenamtlicher Basis wollen sie nun einen „Stuttgarter Weg“ entwickeln. „Alleine können wir das natürlich nicht“, sagt Hartung. Deshalb wollen sie mit Stadt, Wirtschaft und anderen Organisationen zusammenarbeiten.

Zielgruppe Studenten im Fokus

Becker und Hartung waren seit der Entstehung der Idee nicht untätig. Marketing-Chef, Integrationsbeauftragter der Stadt, Bürgerstiftung, unzählige Landtagsabgeordnete – an vielen Stellen haben sie bereits für ihre Idee geworben. Becker ist dabei der Networker im Team, er hat von einer früheren Tätigkeit her viele Kontakte. Hartung ist der, der sich schon auf kommunaler Ebene im Rahmen seines Berufs mit solchen Dingen beschäftigt hat.

Die Traumvorstellung der beiden ist ein Willkommenszentrum. Ein Ort, an dem alle ankommen, den jeder kennt, mit dem sich Neuankömmlinge identifizieren. „Da mussten wir aber einen Schritt zurück machen“, gesteht Becker. Inzwischen ist aber die Stadtverwaltung auf die Idee aufgesprungen und plant bereits in diesem Jahr die Eröffnung eines solchen Hauses.

Wie genau die Macher kooperieren wollen, wissen sie noch nicht. So befinden sie sich derzeit noch in der Findungsphase. „Die Stadt ist die Herrin des Verfahrens, wir müssen uns überlegen, welches unsere Rolle ist“, sagt Hartung. Wie stellen sie sich auf, wie wollen sie sich engagieren, mit welchen Gruppe zusammenarbeiten? All diese Fragen, müssten sie klären. Wichtig ist ihnen, nicht nur die Stadtverwaltung mit ins Boot zu holen, sondern auch Firmen, Vereine und Organisationen.

Vor allem auch um die Studenten wollen sie sich kümmern. Denn viele verlassen laut Becker nach ihrem Studium die Landeshauptstadt wieder. „Da geht viel Potenzial für eine Region wie Stuttgart verloren“, ergänzt Becker. Auch die Stadt Stuttgart veranstaltet nun im April eine Infoveranstaltung mit dem Titel „Deine Zukunft in Stuttgart“ für ausländische Studenten. Da kommt auch Claudia Mitev ins Spiel. Sie macht dann mit den Studenten eine Stadtführung.

Das Ziel von Hartung, Becker und Mitev ist nun, allen Menschen, die neu nach Stuttgart kommen, einen freundlichen Empfang zu bereiten. „Dann bleiben sie eher hier“, sagt Becker. Mitev kennt das aus eigener Erfahrung, sie wohnt seit 2006 in Stuttgart. „Ich bin deshalb ein bisschen das Studienobjekt in unserem Projekt“, sagt die 37-Jährige. Auch wenn sie und ihre Mitstreiter das Haus nicht ins Leben gerufen haben, sind ihre Ziele durchaus ambitioniert. „Wir wollen die Willkommenskultur zu einem Leuchtturmprojekt für Stuttgart machen“, sagt Becker.