Seit seiner Gründung im Jahr 2012 will das Remstalwerk vier kommunale Stromnetze übernehmen. Am 1. Januar ist es so weit. Die notwendige Entflechtung ist fast abgeschlossen.

Remshalden - Das Remstalwerk strebt eine unabhängige und regional geprägte Energieversorgung an. Diesem Ziel kommt das Unternehmen mit der Übernahme des Stromnetzes von vier Kommunen im Remstal näher. „Das ist ein echter Meilenstein“, sagt die Geschäftsführerin Gabriele Laxander.

 
Frau Laxander, mit welchen Gefühlen schauen Sie dem 1. Januar 2017 entgegen?
Sehr gelassen. In meiner früheren Tätigkeit habe ich schon ein Gasnetz übernommen, von daher ist das nicht meine Premiere. Und ich bin davon überzeugt, dass alles funktioniert. Denn wir arbeiten im technischen Bereich mit einem starken Partner, den Stadtwerken Schorndorf, zusammen.
Hinter dem Remstalwerk liegt in Bezug auf die Übernahme des Stromnetzes ein langer Weg. Was war denn der schwierigste Teil in diesem Prozess?
Auf jeden Fall die Verhandlung des Kaufvertrages. Das liegt in der Natur der Sache: Der Abgebende möchte das Netz so teuer wie möglich hergeben, der Käufer nicht so viel bezahlen. Wir haben zunächst ein gutes Jahr über den Entflechtungsvertrag verhandelt. Das dauert seine Zeit, weil jedem Beteiligten wichtig ist, dass sein Netz auch danach sicher ist. Erst danach konnten die Kaufverhandlungen beginnen, die dann noch einmal etwa ein Jahr gedauert haben.
Waren Sie denn mit dem Ergebnis zufrieden?
Sagen wir so: die EnBW hat gut verhandelt und nichts verschenkt. Aber wir haben eine Basis, auf der wir weiterarbeiten können. Über den Kaufpreis kann ich übrigens nichts sagen, da gibt es eine Verschwiegenheitserklärung im Vertrag.
Die Entflechtung kostet das Remstalwerk 1,5 Millionen Euro. Wie weit sind Sie denn mit der Trennung vom Netz der EnBW?
Wir sind weitgehend fertig. Mit der Leitungsverlegung sind wir fast durch. Die meisten Leitungen sind auch schon angebunden, sodass wir am 1. Januar nur auf den Knopf drücken müssen. Es fehlt noch eine große Schalthausstation in Remshalden, die Ende des Monats kommen soll. Die Entflechtung lief wirklich gut. Und wenn es doch mal ein Problem gab, haben die Techniker auf dem kurzen Dienstweg alles sehr gut regeln können.
Das Gebiet wird durch Weinstadt und Schorndorf getrennt. Ist das ein Problem?
Nein. Im Prinzip haben wir drei Netze herausgetrennt: Kernen, Remshalden-Winterbach und Urbach.
Aber die Netzübernahme beschäftigt vermutlich nicht nur die Techniker.
Wir bekommen etwa 29 000 Netzkunden, sprich 29 000 Zähler werden ab Januar betreut. Das muss von kaufmännischer und technischer Seite intensiv vorbereitet werden. Zudem gibt es etwa 1000 Einspeiser, zum Beispiel Besitzer von Photovoltaikanlagen, die in Zukunft ihren Strom in unser Netz einspeisen und dafür von uns die Einspeisevergütung erhalten. Die Übernahme der Stromeinspeiser ist etwas aufwendiger. Wir haben in jeder Kommune eine Infoveranstaltung zu dem Thema „Was ändert sich für der Stromeinspeiser“ abgehalten und werden auch die Daten der Anlagen nochmals genau prüfen. Und schließlich sind wir schon dabei, die Investitionen der kommenden Jahre zu planen –in allen unseren Kommunen entstehen neue Bau- oder Gewerbegebiete, bei denen wir für die Infrastruktur, also die Stromversorgung, verantwortlich sind.
Langweilig wird Ihnen also nicht gerade. Lohnt sich der Aufwand?
Es ist das zentrale Ziel der Gesellschafter, die Energieversorgung in die eigene Hand zu nehmen. Und letztendlich soll durch die Netzentgelte auch Geld verdient werden. Für die Kunden ist es ein großer Vorteil, dass wir direkt vor Ort sind, dass sie bei Problemen zu uns kommen können und unsere Techniker kurze Wege haben. Für das Remstalwerk erhoffe ich mir durch die Netzübernahme, dass die Bürger uns anders wahrnehmen und auch Strom- und Gaskunden bei uns werden. Momentan haben wir 3000 Kunden, da ist noch einiges Potenzial da.