Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Denkbar in solchen kriegerischen Tagen, dass es dieses Kommando einmal mit der IS-Miliz zu tun bekommt. Der Vormarsch der Islamisten ist ein Thema, auch beim Generalleutnant. Er lehne es ab, die IS „als Terrorgruppe zu bezeichnen“, sagt er unterwegs. Ehemalige Militärführer Saddam Husseins, heißt es, hätten das Wort. Gerüchten zufolge zählt die Miliz mittlerweile 30 000 bis 40 000 Radikale. „Das hat aber auch einen Vorteil“, erklärt der Taktiker Roßmanith: „Sie bieten jetzt ein Ziel.“ Nicht zufällig entfalteten gerade in Kobane die Bombardements der Amerikaner immer mehr Wirkung.

 

Draußen vor der Zeltstadt surren 16 dieselbetriebene Stromaggregate, genug, um den täglichen Stromverbrauch in Höhe von 6000 Kilowattstunden zu decken. Die Heizung funktioniere gut, sagt Barbara Kammerbauer, Oberst im Dienst des Ulmer Kommandos. Ein Problem sei, dass sich der mit den Stiefeln hereingeschleppte Schlamm mit der Zeit in Staub verwandle – eine Last für Atemwege und Computertastaturen. Aber Jammern gilt für die Offizierin Barbara Kammerbauer nicht: Am Oberschenkel festgeschnallt führt sie eine Pistole, ein unübersehbarer Ausweis ihrer Verantwortungsstellung im Lager.

In hundert Stahlcontainern sind neben Zelten und Laptops auch Funktechnikanlagen, Werkzeuge, Waffen, Drainagerohre, Kabel, eine Wasseraufbereitungsanlage oder die Feldküche auf den Heuberg geliefert worden. Erstaunlich, wofür die leeren Container anschließend gut sind: In eine Reihe gestellt, bilden sie Schutz gegen Beschuss. Auf einen der Stahlquader ist ein Maschinengewehrposten zur Eigensicherung gepflanzt worden.

Eine gefahrvolle Aufgabe

Österreichische Soldaten bauen vor der Zeltstadt gerade einen sogenannten Kundus-Bunker. Dessen Inneres bildet ein Container mit Platz für bis zu 20 Schutzsuchende. Drum herum werden mit feinem Geröll gefüllte Drahtkörbe aufgetürmt. Bei einer Wandstärke von zwei Metern, so zeigte die Erfahrung, kann dieser oberirdische Bunker auch großen Granaten standhalten. Obendrauf werden Stahlträger geschweißt, sie halten weitere Steinkörbe zum Schutz vor Artilleriebeschuss. Hier in Stetten am kalten Markt, sagt ein österreichischer Offizier, habe sein Bundesheer zum ersten Mal die Gelegenheit, sich am Bau eines solchen Bunkers zu erproben.

Allein im Feindesland, das ist eine gefahrvolle Aufgabe. Sie kann fatal enden. Am Mittag, auf dem Weg zum Fleischeintopf in einer Baracke, lässt sich der Kommandeur Richard Roßmanith auf den 13. Juli 1995 ansprechen, dem Tag des Massakers von Srebrenica, bei dem mehr als 3000 muslimische Männer ermordet wurden. Schlecht ausgerüstete niederländische UN-Soldaten haben keinerlei Widerstand geleistet, als serbische Einheiten ihren Stützpunkt angriffen. Die wehrlosen Opfer wurden ihren Mördern übergeben. Ein Zivilgericht in Den Haag hat im Juli die Niederlande für das Massaker mitverantwortlich gemacht. „Ich habe auch niederländische Soldaten hier. Wir haben oft darüber gesprochen“, sagt Roßmanith. „Für die niederländischen Streitkräfte war das damals eine traumatische Entwicklung.“ Die Lehre müsse heißen, „nie wieder in solch eine Situation zu kommen“.

Mögen auf manchem Fliegerhorst des Landes die Ersatzteile fehlen, dem Ulmer Kommando scheint es an kaum etwas zu mangeln. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich verpflichtet, ist zu erfahren, bis 2019 weitere 142 Millionen Euro in Kommunikations- und Computertechnik zu investieren – eine Antwort auf die Forderungen der Verbündeten nach mehr deutschem Engagement zur Bewältigung globaler Krisen. Der CDU-Politiker Henning Otte sagt später dennoch über das Große, Ganze: „Wir müssen den Beschaffungsprozess wesentlich verbessern.“ Schließlich sei die Bundeswehr aktuell an 18 Einsätzen im Ausland beteiligt.

Jammern gilt nicht

Denkbar in solchen kriegerischen Tagen, dass es dieses Kommando einmal mit der IS-Miliz zu tun bekommt. Der Vormarsch der Islamisten ist ein Thema, auch beim Generalleutnant. Er lehne es ab, die IS „als Terrorgruppe zu bezeichnen“, sagt er unterwegs. Ehemalige Militärführer Saddam Husseins, heißt es, hätten das Wort. Gerüchten zufolge zählt die Miliz mittlerweile 30 000 bis 40 000 Radikale. „Das hat aber auch einen Vorteil“, erklärt der Taktiker Roßmanith: „Sie bieten jetzt ein Ziel.“ Nicht zufällig entfalteten gerade in Kobane die Bombardements der Amerikaner immer mehr Wirkung.

Draußen vor der Zeltstadt surren 16 dieselbetriebene Stromaggregate, genug, um den täglichen Stromverbrauch in Höhe von 6000 Kilowattstunden zu decken. Die Heizung funktioniere gut, sagt Barbara Kammerbauer, Oberst im Dienst des Ulmer Kommandos. Ein Problem sei, dass sich der mit den Stiefeln hereingeschleppte Schlamm mit der Zeit in Staub verwandle – eine Last für Atemwege und Computertastaturen. Aber Jammern gilt für die Offizierin Barbara Kammerbauer nicht: Am Oberschenkel festgeschnallt führt sie eine Pistole, ein unübersehbarer Ausweis ihrer Verantwortungsstellung im Lager.

In hundert Stahlcontainern sind neben Zelten und Laptops auch Funktechnikanlagen, Werkzeuge, Waffen, Drainagerohre, Kabel, eine Wasseraufbereitungsanlage oder die Feldküche auf den Heuberg geliefert worden. Erstaunlich, wofür die leeren Container anschließend gut sind: In eine Reihe gestellt, bilden sie Schutz gegen Beschuss. Auf einen der Stahlquader ist ein Maschinengewehrposten zur Eigensicherung gepflanzt worden.

Eine gefahrvolle Aufgabe

Österreichische Soldaten bauen vor der Zeltstadt gerade einen sogenannten Kundus-Bunker. Dessen Inneres bildet ein Container mit Platz für bis zu 20 Schutzsuchende. Drum herum werden mit feinem Geröll gefüllte Drahtkörbe aufgetürmt. Bei einer Wandstärke von zwei Metern, so zeigte die Erfahrung, kann dieser oberirdische Bunker auch großen Granaten standhalten. Obendrauf werden Stahlträger geschweißt, sie halten weitere Steinkörbe zum Schutz vor Artilleriebeschuss. Hier in Stetten am kalten Markt, sagt ein österreichischer Offizier, habe sein Bundesheer zum ersten Mal die Gelegenheit, sich am Bau eines solchen Bunkers zu erproben.

Allein im Feindesland, das ist eine gefahrvolle Aufgabe. Sie kann fatal enden. Am Mittag, auf dem Weg zum Fleischeintopf in einer Baracke, lässt sich der Kommandeur Richard Roßmanith auf den 13. Juli 1995 ansprechen, dem Tag des Massakers von Srebrenica, bei dem mehr als 3000 muslimische Männer ermordet wurden. Schlecht ausgerüstete niederländische UN-Soldaten haben keinerlei Widerstand geleistet, als serbische Einheiten ihren Stützpunkt angriffen. Die wehrlosen Opfer wurden ihren Mördern übergeben. Ein Zivilgericht in Den Haag hat im Juli die Niederlande für das Massaker mitverantwortlich gemacht. „Ich habe auch niederländische Soldaten hier. Wir haben oft darüber gesprochen“, sagt Roßmanith. „Für die niederländischen Streitkräfte war das damals eine traumatische Entwicklung.“ Die Lehre müsse heißen, „nie wieder in solch eine Situation zu kommen“.

Zum Abend ist es auf dem Heuberg noch einmal kälter geworden. Der Übungstag neigt sich dem Ende zu, im warmen Soldatenheim wird aus Coastland wieder Stetten am kalten Markt. Die Berliner Zuschauer der Übung steigen in einen Helikopter, der sie zu einer Transall-Maschine auf dem Flughafen Friedrichshafen bringt. Die Transall sei immer noch eine gute Maschine, versichern die Presseoffiziere, auch wenn sie schlechtgeredet werde wie so vieles andere bei der Bundeswehr. Der Fotograf einer Nachrichtenagentur bearbeitet noch rasch seine besten Fotos. Eines zeigt einen schwer bewaffneten Infanteristen vor einem ausgedienten Militärlastwagen. Ein schöner Symbolschnappschuss. Bloß für diesmal passt er einfach nicht.