Zwischen T-Shirt-Wetter und Graupelschauer hatte das Wetter alles auf der Pfanne, was ein anständiger April zu bieten haben sollte. Am Ende war der Monat gefühlt zu kalt – und gemessen zu warm.

Stuttgart - Wenn es draußen wieder länger hell ist, denkt der Mensch, es wird auch langsam wieder wärmer. Im Prinzip ist das nicht falsch, aber eben nur im Prinzip. Das gilt vor allem für den April, der ja von vielen feinsinnigen Dichtern als höchst launisch beschrieben wurde. Und das völlig zu Recht. Ein April mit einer meteorologischen Achterbahnfahrt zwischen Graupelschauer und Hitzschlag ist genau so normal, wie die nach fünf Monaten Winterschlaf leere Starterbatterie am Rasenmäher oder der allgemeine Frühjahrs-Kaufrausch nach Trinkhalmen, Rosendünger, Ameisengift und unaussprechlichen Gardena-Kupplungen im Baumarkt.

 

In diese wettertechnische Tradition aus nervösen Aufs und Abs von Temperatur, Sonne und Regen passt der zweite Frühlingsmonat 2016 nahezu idealtypisch. „Es ist doch im April fürwahr, der Frühling weder halb noch gar“, schrieb einst Mörike. Wie treffend: Ein kühler Tag zum Auftakt, dann ein paar Erfreuliche hinterher, dann wieder runter – wie die Fieberkurve eines Junggockels. Aktuell ist das Wetter zwar auf einem Erholungskurs, der April bleibt aber gefühlt als zu kalt in Erinnerung, weil pünktlich zum Start der Freibadsaison am 23. des Monats das Thermometer markant in den Keller rauschte und die wackeren Schwimmer bei Pappschnee-Schauern ihre Bahnen durch das nur mäßig beheizte Blau ziehen mussten.

Insgesamt gab es sechs Tage mit Bodenfrist

Der Eindruck täuscht aber: Statistisch betrachtet war der vergangene Monat sogar ein ganz kleines bisschen zu warm. Das langjährige Mittel von 8,9 Grad wurde leicht übertroffen, der April 2015 geht mit durchschnittlich 9,3 Grad in Statistik ein. Fast im Schnitt also, trotz „der wirklich unüblichen Kälte gegen Ende des Monats“, wie Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst erklärt. Wobei die Blüten und Knospen in der Kälteperiode in der vergangenen Woche noch Glück hatten. Zwar fiel an der Wetterstation Schnarrenberg das Thermometer am 28. April auf Minus 1,7 Grad, aber das ist nur leichter Frost. Insgesamt gab es sechs Tage mit Bodenfrost, normal sind neun. Laut Meteorologe Riedl hätte es aber schlimmer kommen können. Die kalte Luft aus dem Norden strömte über den Nordatlantik zu uns, und diese maritime Kaltluft ist immer noch deutlich wärmer, als wenn der Wind von Nordost über das noch winterkalte russische Festland zu uns geflossen wäre.

In Sachen Sonnenschein war der April ein finsterer Geselle

Freilich – es hätte auch gerne ein wenig schöner sein können, denn in puncto Sonnenschein war der April kein durchschnittlicher, sondern ein ziemlich finsterer Geselle. 133,3 Stunden schien die Sonne, das sind knapp 21 Stunden weniger als normal (154,1) oder 86,5 Prozent des Normalwerts. Beim Regen dagegen war es ein völlig normaler April. Im langjährigen Mittel fallen 53,6 Liter aus den Wolken, 2016 waren es nur zwei gut eingeschenkte Viertele weniger, genau gesagt: 53,1 Liter.

Wobei der Vorwonnemonat auch ganz anders kann. In jeder Richtung: 2007 war es mit 14,2 Grad im Schnitt fast fünf Grad wärmer als im langjährigen Mittel, 1973 wurde mit einem Mittelwert von 5,3 Grad der bisher kühlste April gemessen. Was im übrigen ein gutes Zeichen sein kann. Der bisher kälteste Tag des Monats wurde am 8. April 2003 mit Minus 11,7 Grad registriert – danach gab es einen Rekordsommer.

Na dann kann ja nichts mehr passieren.