Auch im vergangenen Jahr ist die Villa Berg weiter verfallen. Nach dem Beschluss des Gemeinderats im vergangenen Sommer über einen Rückkauf muss die Stadt jetzt mit dem Insolvenzverwalter und der Gläubigerbank verhandeln.

S-Ost - Wieder ist ein Jahr vorbei, wieder sind ein paar mehr Mauersteine der Villa Berg brüchiger geworden, ein paar mehr Pflanzen weiter gewuchert. Aber die Zukunft der Villa Berg, der leer stehenden Fernsehstudios und des Parks ist weiter offen. Am Zustand der Villa und des Parks hat sich im vergangenen Jahr zwar nichts geändert – aber immerhin haben sich 2013 gleich zwei Initiativen und die Stadt selbst intensiv mit dem Thema beschäftigt und auch einen Grundsatzbeschluss gefasst – eine Bestandsaufnahme:

 

Haus für Film und Medien:

Nach den Vorstellungen des Vereins Neues Kommunales Kino Stuttgart könnte in der Villa Berg ein Haus für Film und Medien entstehen. Hinter dem Verein stehen 23 Stuttgarter Institutionen wie beispielsweise die Akademie Schloss Solitude, das Deutsch-Türkische Forum, die Filmakademie, das Haus des Dokumentarfilms, das Kunstmuseum, das Linden-Museum, die Merz-Akademie, die Jugendhaus-Gesellschaft und viele mehr.

Der Verein hat im vergangenen Sommer einen Stadtteildialog organisiert, bei dem rund 50 Vertreter von Vereinen, Schulen und beispielsweise auch Seniorenwohnheimen aus dem Stadtbezirk Stuttgart-Ost in fünf Arbeitsgruppen über mögliche Nutzungen der Villa diskutierten. In den Gesprächsrunden stießen ganz unterschiedliche Interessenlagen aufeinander. Einigkeit herrschte lediglich bei dem Wunsch nach einer öffentlichen Gastronomie in der Villa und bei der Ablehnung einer wie auch immer gearteten elitären Kultureinrichtung für eine ganz kleine Zielgruppe. Ansonsten reichten die Forderungen von günstig mietbaren Räumen für Vereine über das Angebot von Lehrerfortbildung bis hin zu einem Gründerzentrum für junge Kreativunternehmen.

Klar wurde im vergangenen Jahr auch, dass das Raumangebot in der Villa selbst auch nach einem Umbau wahrscheinlich bei weitem nicht für das gewünschte umfassende Angebot eines Hauses für Film und Medien ausreichen würde. Deswegen liebäugelt das eine oder andere Vereinsmitglied mit einer – zumindest vorübergehenden – Nutzung der benachbarten ehemaligen Fernsehstudios im Park, die seit geraumer Zeit leer stehen.

Occupy Villa Berg:

Die Initiative Occupy Villa Berg begann im vergangenen Mai, im Internet und bei zahlreichen und vielfältigen Aktionen und Veranstaltungen, Ideen für die Villa und den Park zu sammeln. Zu den Initiatoren gehörten Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufen, mit ganz unterschiedlichen Interessen und aus dem ganzen Stadtgebiet.

Die Ergebnisse der Monate langen Arbeit hat die Initiative in einem Abschlussbericht zusammengestellt, der OB Kuhn überreicht und dem Bezirksbeirat Ost in einer Sitzung vorgestellt wurde. Auch in diesem Bericht werden teilweise entgegengesetzte Interessenlagen deutlich. Auch hier steht der Wunsch nach einer öffentlichen Nutzung für alle Generationen und alle sozialen Schichten ganz oben, auch hier wird eine „Nutzung der über- und unterirdischen Funk- und Fernsehstudios durch Kultur und Kreativwirtschaft“ zumindest übergangsweise nicht ausgeschlossen. Gleichzeitig wird aber beispielsweise auch ganz konkret ein „Erlebnisraum Wasser“ mit dem wieder gefüllten Halbmondsee und den Wasserspielen im Südgarten angeregt.

Gemeinderatsbeschluss:

Der Gemeinderat hat im Sommer 2013 mit großer Mehrheit beschlossen, dass die Stadt die Villa Berg zurückkaufen, sie sanieren und dann der Öffentlichkeit zugänglich machen soll. Auch die ehemaligen Sendestudios im Park sollen gekauft und später abgerissen werden. Die frei werdende Fläche soll wieder in Park umgewandelt werden. Bisher hatte das Düsseldorfer Unternehmen Property Development Investors (PDI) eine Kaufoption für das Areal. Sie wollte die Fernsehstudios in Wohnungen umbauen. Diese Option lief zum Jahresende aus. Nun müssen der Insolvenzverwalter, die Gläubigerbank IKB und die Stadt in Verhandlungen treten. Die Bereitschaft dazu war schon im vergangenen Jahr von allen Beteiligten signalisiert worden.