Dieser Killer braucht kein „Co.“: Leonard March geht seinen Weg ganz alleine. Und den pflastert er mit einer Leiche nach der andern. Dave Zeltsermans „Killer“ ist ein Noir der feinsten Sorte.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Manche Krimis nehmen einen schon mit ihrem Einband gefangen – zuletzt Richard Starks „Hunter“. Andere sind von Optik und Haptik her, nun, etwas einfacher, erdiger. Wie zum Beispiel die Pulp-Master-Thriller, zuletzt mit dem hochgelobten „Killer“ von Dave Zeltserman auf den Markt gekommen: knallfarbiger Einband, etwas holzschnittige Typo, immer wieder Hurenkinder. Nur, in puncto Qualität schenken sich die beiden Bücher nichts. Auch Zeltsermans Geschichte vom abgebrühten Berufsverbrecher gehört in die oberste Noir-Liga.

 

Held der Geschichte ist der Berufskiller Leonard March, der eigentlich, je nach US-Bundesstaat, eine jahrhundertelange Haft oder gleich die Todesstrafe verdient hätte. Ein Mann also, auf dessen Kerbholz schier kein Platz mehr ist. Doch March macht einen Deal mit der Justiz und kommt nach nur 14 Jahren wieder frei. March ist zwar ein alter Mann geworden, aber sein düsteres Leben als nächtliche Putzkraft ist immer noch besser als das endlose Dahinvegetieren im Hochsicherheitsknast.

Asbestversuchte Absteige

Marchs Problem ist weniger dieses Dasein am Existenzminimum in einer asbestversuchten Absteige, immer wieder angestarrt von Leuten, die ihn erkennen. Vielmehr leidet er darunter, dass seine erwachsenen Kinder nichts mit ihm zu tun haben wollen (seine Frau, die immerhin zu ihm hielt, als sein bis dahin geheimer Broterwerb ans Licht kam, ist schon einige Zeit tot).

Und da ist noch etwas: das Geschäft mit dem Richter ging zulasten des Mafiabosses, für den March einen Mord nach dem anderen verübt hatte. Nun muss der Killer i.R. um sein Leben fürchten. Doch zu seinem Glück haben ihn die alten Instinkte noch nicht verlassen. Das bekommen auch deutlich jüngere Kollegen schmerzhaft zu spüren.

Virtuos verschachtelt

Zeltserman erzählt in einem lakonischem Tonfall, virtuos verschachtelt er die Zeitebenen, nimmt Tempo zurück, wo es notwendig ist, und gibt ordentlich Gas, wo es die Handlung verlangt. Keine Frage: So geht noir.

Dave Zeltserman: „Killer“. Aus dem Englischen von Ango Laina und Angelika Müller. Pulp Master, Berlin. 266 Seiten, 14,80 Euro.