Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)
Die Produktion des „Trabant“ wurde im April 1991 eingestellt. Foto: dpa

Millionenfach flimmerten die langen Trabbischlangen, die nach dem Mauerfall gen Westen tuckerten, über die Fernsehschirme. Doch selbst das massive Produktplacement half nicht mehr viel: Die Produktion des „Trabant“ wurde im April 1991 eingestellt, weil die meisten Ostdeutschen es kaum erwarten konnten, endlich in einem schicken und komfortablen Westauto zu sitzen, das zudem ohne jahrelange Wartezeit lieferbar war. Der Trabbi mit seinem unüberriechbaren Zweitaktmotor – nur im letzten Modelljahr erhielt er ein modernes Viertakt-Aggregat von VW – war dagegen technisch hoffnungslos veraltet. Das meistverkaufte Modell P601 wurde 26 Jahre weitgehend unverändert gebaut. Manche sahen in dem Kleinwagen einen weiteren Beweis für die Überlegenheit der Markt- über die Planwirtschaft. Dabei galt der Trabbi bei der Markteinführung 1958 durchaus als fortschrittliches Automobil. So konnte das erste Modell P50 bereits mit einem Frontantrieb aufwarten, während der westdeutsche VW Käfer von einem fahrtechnisch weit schwieriger zu beherrschenden Heckmotor angetrieben wurde. Innovativ war auch die Karosseriekonstruktion: ein tragender Stahlrahmen wurde mit einer Verkleidung aus baumwollverstärktem Kunstharz beklebt – aus purer Not, weil Tiefziehblech geeigneter Qualität in der DDR Mangelware war. Daher auch der Spitzname „Rennpappe“. Heute setzen viele Autobauer wieder auf Kunststoffe und Klebeverbindungen, um Gewicht zu sparen.