Die Luft ist verpestet, die Städte sind vollgestopft mit Autos statt mit Menschen, die flanieren – das allein würde an Argumenten reichen, um das Autofahren einzustellen. Dazu kommt: Man boykottiert Textildiscounter, weil diese unter widrigen Bedingungen produzieren. Man fliegt selten mit dem Flugzeug, weil das schlecht für die Umwelt ist. Bei Langstrecken nimmt man den Zug. Man schleppt lieber Glas- statt Plastikflaschen daheim die Treppen hoch und grübelt abends vor dem Einschlafen wie man die Gelbe Sack-Anzahl im eigenen Haushalt drastisch reduzieren könnte. Kurz: Ideologisch gesehen gehört auch die Autorin zu denen, die Kritiker als „linksgrünversiffte Gutmenschen“ verunglimpfen. Positiv formuliert: Sie denkt sehr, sehr viel darüber nach, wie man möglichst nachhaltig lebt und auch der Nachwelt ein schönes Leben auf diesem Planeten ermöglicht.

 

Der Dieselskandal und die Abgastestversuche mit Affen durch ominöse Lobbyverbände sollten eigentlich den letzten Autofahrer überzeugen, dass es moralisch richtiger ist, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen und den eigenen Wagen zu verkaufen. Aber was, wenn man sein Auto trotzdem liebt? Weil man als Daimlerkind aufgewachsen ist und die ganze Kindheit über nie daran gezweifelt ist, dass ein Mercedes die beste und schönste Erfindung der Welt ist?

Weil der Weg zur Arbeit mit dem Auto trotz aller Staus nur halb solange dauert wie mit dem Nahverkehr. Weil man im Vorort wohnt und nachts gerne sicher zu Hause ankommt, anstatt sich mit volltrunkenen Pöblern in der Bahn auseinander zu setzen. Weil man im Auto nicht von lauten Handygesprächen belästigt wird, seine eigene Musik dafür richtig aufdrehen und nebenher rauchen kann. Man muss nicht zu einer Haltestelle laufen und sich Abfahrtszeiten merken. Stattdessen: Man läuft zum Auto und fährt los. Wann man will. Ganz bequem. Autofahren bedeutet Freiheit, und die möchte man eben oft nicht missen. Auch wenn das 2018 nicht mehr als cool gelten mag.