Mit dem Vorschlag, eine allgemeine Dienstpflicht einzuführen, wird Politik gegen die junge Generation gemacht. Zukunftsfragen werden so nicht beantwortet, im Gegenteil.

 

Dass das Pflichtjahr als etwas Positives verkauft wird, ist zynisch. Die Jungen – mit deren Stimmen keine Wahlen gewonnen werden und die nur selten im Fokus stehen – sollen ausbaden, was Politiker versemmelt haben. Sie sollen nach dem Schulabschluss in Pflege- und Altenheimen die Pflegelücke füllen, die über Jahre hinweg nicht gestopft wurde. Mit der Diskussion über eine Wiedereinführung soll vom eigentlichen Problem abgelenkt werden, den gravierenden Mängeln in diesen Bereichen. Kaschiert wird das Ganze mit dem Hinweis auf „gesellschaftlichen Zusammenhalt“ und „prägende Erfahrungen für die Persönlichkeitsentwicklung“. Natürlich ist es wichtig, dass junge Menschen aus ihrer eigenen Komfortzone herauskommen und herausfinden, wer sie sind.

Doch: Durch ein Zwangsjahr wird das nicht geschehen. Ohnehin steht ein solcher Zwang im Kontrast zu den freiheitlichen Werten der Demokratie in Deutschland. Es braucht diese Diskussion nicht. Wirklich wichtig wäre es, den Pflegenotstand zu beheben. Gerne auch mit jungen Menschen, die endlich fair entlohnt würden. Und gerne mit mehr Anreizen für die Jungen, die sich sowieso schon freiwillig engagieren. (Jaqueline Vieth)