Das alles war sehr rührend, und die Qualen, die Debra Milke in all den Jahren in der Todeszelle hinter sich hat, sind zweifellos unvorstellbar. Doch es bleiben Fragen offen.   Warum hat ihr damaliger Mitbewohner James Styers den kleinen Christopher in die Wüste gefahren und ihm wie bei einer Hinrichtung eine Kugel in den Hinterkopf gejagt? Einer Theorie zufolge fühlte sich Styers von Milke, mit der er sich eine Beziehung wünschte, abgewiesen und wollte vernichten, was seiner Meinung nach zwischen den beiden stand.   Aber auch die Theorie, dass der Mord ein Komplott zwischen Milke und Styers war, um eine Lebensversicherung zu kassieren, ist noch immer nicht ganz aus der Welt.

 

Gegen Milke spricht unter anderem, dass in ihrer Handtasche Pistolenkugeln des gleichen Kalibers gefunden wurden, mit dem Christopher zu Tode kam.   Styers, der ebenfalls zum Tode verurteilt ist und auf seine Hinrichtung wartet, schweigt zu all dem beharrlich. Es ist gut möglich, dass er sein Geheimnis mit ins Grab nimmt.

Debra Milke steht derweil vor der Aufgabe, ihr Leben wieder zusammenzusetzen. Wo sie damit anfangen soll, weiß sie noch nicht. „Ich muss das von einem Tag zum nächsten machen“, sagt sie. „Normal“ im herkömmlichen Sinn, das weiß sie,wird es wohl niemals mehr werden.