Bei einer Demonstration für den Ausstieg aus dem Bahnprojekt Stuttgart 21 haben Projektgegner am Samstag ihrem Unmut Luft gemacht.

Stuttgart - Bei einer Demonstration für den Ausstieg aus dem Bahnvorhaben Stuttgart 21 haben Projektgegner am Samstag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) scharf kritisiert. Für Merkel, die sich jüngst für den Weiterbau ausgesprochen hatte, sei Stuttgart 21 nur noch ein Symbol ihrer Durchsetzungskraft, sagte Hannes Rockenbauch vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21. „Sie wollen uns schlicht zeigen, wer der Herr im Haus ist, wer die Herrin in der Bundesrepublik ist.“

 

Einige der nach Angaben der Veranstalter mehr als 8000, laut Polizei 6000 Demonstranten skandierten „Merkel weg“. Auf Plakaten stand „Merkeldämmerung“, „Mutti weg“ und „Angie braucht den Tiefbahnhof wie der Pharao die Pyramide“. Die Projektgegner forderten einen modernisierten Kopfbahnhof.

Aus Sicht von Brigitte Dahlbender, Landeschefin vom Bund für Umwelt und Naturschutz, lässt sich anders als von der Kanzlerin geplant das Thema nicht aus dem Bundestagswahlkampf heraushalten. Dies gelte umso mehr, nachdem sich auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) für das bis zu 6,8 Milliarden Euro teure Vorhaben stark gemacht hat.

Rockenbauch: „Ihr werdet uns nicht los, wir euch schon“

Die Umweltschützerin warnte Grün-Rot, sich an den bis zu 2,3 Milliarden Mehrkosten für Stuttgart 21 zu beteiligen. Sollte es bei den Grünen Gedankenspiele geben, für einen verbesserten Filderbahnhof die Landeskasse zu öffnen, sei dies ein nicht akzeptabler Dammbruch. „Die 2,3 Milliarden Euro sind nur die Spitze des Eisbergs.“

Dahlbender erinnerte an ein Gutachten von Münchner Experten, das bereits 2008 Kosten von bestenfalls 6,9 Milliarden Euro vorhergesagt habe. Dass der Bahn-Vorstand jetzt so tue, als seien die 2,3 Milliarden „vom Himmel gefallen“, sei nicht nachvollziehbar.

Rockenbauch und Dahlbender riefen die Bürger dazu auf, in ihrem Protest nicht nachzulassen. Stuttgart 21 werde sich nicht von allein erledigen. Die wachsende Wut über das Projekt müsse in häufigere und mächtige Demonstrationen umgemünzt werden. „Ihr werdet uns nicht los, wir Euch schon“, rief Rockenbauch an die Adresse der Politik.

Der Journalist Franz Alt plädierte für eine „Bürgerbahn statt Größenwahn“. Statt Milliarden in ein Großprojekt zu stecken, solle die Bahn die Stilllegung von 25 000 Streckenkilometern und 12 000 Bahnhöfen in den letzten Jahren rückgängig machen. Die Bahn müsse die Bedürfnisse der Menschen erkennen; ihnen seien vor allem sichere, pünktliche und preiswerte kurze und mittlere Verbindungen wichtig.