Ein Demonstrationszug hat am Samstag in Schorndorf auf den vierten Jahrestag des Brandanschlags von Winterbach aufmerksam gemacht. Die Redner zogen Parallelen zu den aktuellen rechten Umtrieben in Sachsen-Anhalt.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Schorndorf - Rund 200 überwiegend junge Demonstranten haben sich am Samstagnachmittag vor dem Schorndorfer Bahnhof eingefunden. Anlass war der vierte Jahrestag des Brandanschlages in Winterbach, der sich in der Nacht vom 9. auf den 10. April 2011 ereignet und bundesweit Aufsehen erregt hatte. Eine Gruppe Rechtsextremer hatte neun junge Männer mit türkischen und italienischen Wurzeln angegriffen, die auf einem Gartengrundstück am Engelberg feierten. Fünf flüchteten in ein Gartenhäuschen, das von den Verfolgern in Brand gesteckt wurde.

 

Wer das Feuer gelegt hat, ist auch nach zwei Prozessen vor dem Stuttgarter Landgericht nicht endgültig klar. Neun Verdächtige standen in den Jahren 2012 und 2013 vor Gericht. Im ersten Prozess wurden zwei junge Männer wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt, ein Jahr später neun weitere Angeklagte. Eine „explosive Mischung aus rechter Gesinnung, Alkohol und Gruppendynamik“ bezeichnete die Vorsitzende Richterin damals das Motiv, das den „Sturmlauf aufs Nachbargrundstück“ ausgelöst habe.

Parallelen zu Brandstiftung in Tröglitz

Während der Kundgebung am Samstag, die von der Initiative Rems-Murr-Nazifrei und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) organisiert wurde, zogen die Redner Parallelen zu den Ereignissen in Tröglitz (Sachsen-Anhalt). Die Brandstiftung in der geplanten Asylbewerberunterkunft geht aller Wahrscheinlichkeit nach auf das Konto Rechtsextremer. Diese sorgen seit Monaten in dem Dorf für Unruhe, haben den Rücktritt des Bürgermeisters herbeigeführt und durch Drohungen Anlass gegeben, den Landrat des Burgenlandkreises unter Polizeischutz zu stellen.

Dagmar Uhlig aus dem Kreisvorstand Stuttgart der Partei Die Linke warnte während der Kundgebung auf dem Marktplatz, rechte Umtriebe zu verharmlosen. Walter Burkhardt vom VVN erinnerte an die vielen Ungereimtheiten, die sich um die Aufklärung der NSU-Morde und das Umfeld der rechtsextremen Terrorgruppe ranken. Während der Kundgebungen, die in den Vorjahren am Jahrestag des Winterbacher Brandanschlags regelmäßig stattfanden, wurde zum Teil heftige Kritik an dessen Aufklärung und den juristischen Folgen geübt. „Wir sind schockiert von dem Prozess und den Pannen der Ermittler“, sagte ein Sprecher während der Demonstration zum ersten Jahrestag.

Winterbacher Bürgermeister schickt Grußwort

„Wir haben mit rund 200 Demonstranten gerechnet“, sagte Burkhardt. Der Winterbacher Bürgermeister Albrecht Ulrich war dieses Mal nicht unter ihnen. Er schickte ein Grußwort, das während der Kundgebung auf dem Marktplatz verlesen wurde. Ihm sei es nicht möglich, teilzunehmen, hieß es darin. Von Anfang an hatte sich der Winterbacher Bürgermeister demonstrativ gegen rechte Umtriebe in seiner Gemeinde gestellt. „Wir wehren uns hier gegen fremdenfeindliche Tendenzen“, sagte er nur wenige Tage nach dem Brandanschlag während einer Demonstration, zu der sich rund 1300 Menschen in Winterbach versammelt hatten.