Der lange Arm der russischen Propaganda reicht längst bis Deutschland. Das muss beunruhigen, meint StZ-Redakteur Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Der russische Propagandaapparat funktioniert. Die Auswirkungen haben längst auch Deutschland erreicht. Rund 10 000 Russlanddeutsche haben in mehreren Städten gegen die ihrer Meinung nach ausufernde Gewalt von Ausländern protestiert. Auslöser war die angebliche Vergewaltigung eines 13-jährigen Mädchens in Berlin durch Asylbewerber. Zwar hat die Polizei erklärt, dass es keine Entführung und auch keine Vergewaltigung gegeben habe, aber die Fakten sind den „besorgten Bürgern“ egal. Sie glauben den Berichten der vom Kreml gesteuerten russischen TV-Kanäle, die das Gerücht als Tatsache verkaufen.

 

Die Aufrufe zum aktuellen Protest in Deutschland über die sozialen Netzwerke und die Demonstrationen liefen alle nach einem ähnlichen Muster ab, weshalb von einer konzertierten Aktion ausgegangen werden kann. Kremlkritiker vermuten Netzwerke der russischen Botschaft dahinter. Offensichtlich ist das Ziel der Organisatoren zu polarisieren und Unsicherheit in der Gesellschaft zu säen.

Beruhigend ist, dass es ihnen nur bei einem Bruchteil der rund sechs Millionen russischsprachigen Menschen in Deutschland gelungen ist. Beunruhigend ist, dass es in diesem Land offensichtlich eine Art Parallelgesellschaft gibt, die die Propaganda aus der Heimat der Wahrheit vor Ort vorzieht.