Wo liegen die größten Gefahren für denkmalgeschützte Bauten?
Hochrangige Gebäude stehen oft ausgerechnet dort, wo der Weg zum Bahnhof kurz und der Blick auf die Altstadt schön ist. Viele Menschen würden aber genau in einer solchen Lage gerne leben und arbeiten, am liebsten in einem Loft mit Blick auf den Dom . . .

. . . und genau diese „innerstädtische Filetlage“ lockt dann Investoren an, die sich Profit versprechen.
Die Bodenpreise in innerstädtischen und zentralen Lagen sind in der Regel hoch. Die Baugesetze erlauben es, dass bei Neubebauungen die Grundstücke noch profitabler genutzt werden können. Die historischen Baubestände sind zwar objektbezogen meist attraktiv, aber sie werden oftmals dennoch aufgegeben, weil man sich davon höhere Renditen verspricht.

Der Grund dafür scheint auf der Hand zu liegen: Wirtschaft schlägt Politik. Ein Investor betritt mit einem Neubauplan das Büro eines Oberbürgermeisters und stellt ihn vor die Entscheidung: Entweder es läuft nach meinen Bedingungen oder ich verwirkliche meinen Plan in einer anderen Stadt.
Das ist natürlich schwarz-weiß gezeichnet. Aber wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise an vielen Stellen Fonds beteiligt waren, die nun auch im Immobilienbereich hohe kurzfristige Renditen erzielen wollten. Das Ziel einer Werterhaltung des Bestands konkurriert hier mit Renditeerwartungen. Wenn es allerdings generell um die Frage geht, ob Bauten weitergenutzt oder ersetzt werden, muss man eines nüchtern feststellen: mit den Instrumenten des Denkmalschutzes kann eine langfristig wirksame Politik nicht allein gesteuert werden – die Zahl der geschützten Bauten ist dafür viel zu klein. Letztlich wäre eine auf lange Perspektiven angelegte Baupolitik ein Gebot nachhaltigen Wirtschaftens.

Es bleibt eine subjektive Entscheidung, welche Bauten unbedingt erhaltenswert sind.
Häuser, die länger als 100 Jahre überlebt haben, haben unter Beweis gestellt, dass sie weiter nutzbar sind. Ihr Anteil am Baubestand in Westeuropa bewegt sich zwischen 10 und 30 Prozent und ist rückläufig, wir sollten sie also sehr sorgfältig bewahren. Die als „Schutzgüter“ zu erhaltenden Bauten sind nur rund drei Prozent aller Gebäude. Das ist eigentlich zu wenig – und sie sind nicht zufällig ausgewählt.