Heute zeigen wir gerne mit dem Finger auf die 1950er und 60er Jahre und verdammen die Abrissorgien dieser Jahre. Aber hat diese Abrisswut in Wahrheit nicht bis heute angehalten – nur etwas heimlicher?
Das Denken der Avantgarde des 20. Jahrhunderts wollte eine Erneuerung der Stadt und glaubte an die Chance eines „geschichtsfreien Neubeginns“. Nach dem Modernisierungsbruch der 1970er Jahre verlagerten sich Eingriffe eher auf Maßnahmen im Inneren der Bauten. Wir haben das auf Zürich bezogen untersucht – wir waren erstaunt und erschrocken, wie viele „Innenverluste“ zu beklagen sind, aber auch wie viele Häuser aus dem 19. Jahrhundert nach wie vor verloren gehen.

Wenn ein altes Gebäude Zukunft haben soll, dann braucht es auch ein Konzept, wie es bewirtschaftet werden soll. Im Ruhrgebiet ist die Kultur in die Zechen eingezogen.
Der Umgang mit Industrieanlagen ist eine Herausforderung. Meist sind die Maschinen ausgebaut und verschwunden, wenn eine Anlage schließt. Nur wenige Industriedenkmäler können mit ihrer großartigen Ausstattung erhalten werden – ein Beispiel ist etwa Völklingen, hier blieb vieles bestehen. Der Regelfall sind eher Turbinenhallen ohne Turbinen.

In Stuttgart ist erbittert über den Denkmalschutz des Bonatz-Baus gestritten worden. Der Bahnhof ist ein Wahrzeichen der Stadt – spiegelt sich in der Debatte auch der Wunsch, die eigene Identität zu bewahren?
Der Bahnhof ist ein Schlüsselbau der Baugeschichte des 20. Jahrhunderts. Den positivistischen Zugriff der heutigen Planer – die ja erklären, einen besseren Neubau errichten zu können – halte ich für naiv.