Welche Bedeutung Gott und Glaube für Obama haben, erklärt er gleich zu Beginn: „Meine politische Arbeit hat mit kirchlichem Engagement in den Armenvierteln von Chicago begonnen“, erzählt er. Im Präsidentschaftswahlkampf 2008 war für Obama seine Verbindung zum umstrittenen Pfarrer Jeremiah A. Wright zum Problem geworden. Er verließ Wrights Kirche, nachdem dieser seine Gemeinde „Gott verdamme Amerika“ hatte skandieren lassen. Allerdings ist es auch eine Szene in einer Kirche, die zu den wichtigsten Momenten seiner Amtszeit gehört: Nach dem Anschlag eines weißen Rassisten auf eine von Schwarzen besucht Kirche in Charleston hielt der Präsident dort die Trauerrede. Am Ende stimmte Obama „Amazing Grace“ an – und rührte Millionen zu Tränen.

 

In Berlin geht es weniger pathetisch zu. Obama erzählt, was er jetzt so treibt: ausschlafen, mehr Zeit für Michelle und die Kinder, die aber über zwei Amtsperioden so alt geworden sind, dass sie sich nun mehr für ihre Freunde als für den alten Papa interessieren. Sympathisch war Obama schon immer, wenn er über seine Familie spricht. Beruflich will er nun mit seiner Stiftung junge Menschen dabei unterstützen, Verantwortung zu übernehmen für eine bessere Welt von morgen. Die Berliner haben Erfahrung mit dieser Art von Erweckungsreden. US-Präsidenten mögen sie in der einstigen Frontstadt sowieso – aber Obama ist der erste seit Kennedy, der sich so perfekt für messianische Projektionen eignet. Als er 2008 das erste Mal in die Stadt kam, damals noch als Senator of Illinois, standen die Menschen sechs Stunden an, um ihn an der Siegessäule reden zu hören. Damals, in der zweiten Amtsperiode von George W. Bush, war die Sehnsucht nach Glaubwürdigkeit und Differenziertheit groß. Es gibt da Gefühlsparallelen zu Donald Trump.

Junge Leute stellen kritische Fragen

Der Name des Mannes, mit dem sich Merkel am Nachmittag beim Nato-Gipfel in Brüssel und diesen Freitag beim G7-Treffen auf Sizilien auseinandersetzen muss, fällt am Brandenburger Tor nicht. Nur einmal spricht Obama über die Rückabwicklung seiner Gesundheitsreform und warnt – ein Hinweis auf Trumps Mexikopolitik –, dass wir uns in dieser Welt nicht hinter Mauern verstecken könnten.

Die Moderatoren – neben Bedford-Strohm stellen auch Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au sowie vier Jugendliche Fragen – bemühen sich jedoch, der Runde nicht den Charakter einer Werbeveranstaltung für die „guten“ Weltenlenker zu verleihen. Und so konfrontieren sie die beiden Talkgäste mit ihren – aus christlicher Sicht – problematischsten Politikentscheidungen. Bei Obama gehört dazu der Drohnenkrieg gegen den Terror. Bezeichnenderweise kommt die heftigste Kritik daran von dem Mann, der nicht auf das Podium gelassen wurde. Es sei, ließ Martin Schulz parallel verbreiten, offensichtlich, dass diese neue Form der Kriegsführung den internationalen Terrorismus nicht schwäche. Dabei sei es „egal“, ob die Befehle von Obama oder Trump ausgingen.

Bei der „Flüchtlingskanzlerin“ ist den Kirchentagsleuten der Schwenk weg von der Willkommens- hin zu einer Abschiebekultur ein Dorn im Auge. „Ich weiß, ich mache mich damit nicht beliebt“, druckst Merkel vor der Antwort auf die Frage herum, warum die Behörden auch bereits gut integrierte Migranten wieder in ihre Heimatländer zurückbringen – auch ins gefährliche Afghanistan: Es gebe Ermessensspielräume und das Recht, angefangene Ausbildungen abzuschließen. An ihrer „Rückführungspolitik“ will die Kanzlerin aber im Grundsatz nicht rütteln, was mit spärlichem Applaus quittiert wird.

Welche Bedeutung Gott und Glaube für Obama haben, erklärt er gleich zu Beginn: „Meine politische Arbeit hat mit kirchlichem Engagement in den Armenvierteln von Chicago begonnen“, erzählt er. Im Präsidentschaftswahlkampf 2008 war für Obama seine Verbindung zum umstrittenen Pfarrer Jeremiah A. Wright zum Problem geworden. Er verließ Wrights Kirche, nachdem dieser seine Gemeinde „Gott verdamme Amerika“ hatte skandieren lassen. Allerdings ist es auch eine Szene in einer Kirche, die zu den wichtigsten Momenten seiner Amtszeit gehört: Nach dem Anschlag eines weißen Rassisten auf eine von Schwarzen besucht Kirche in Charleston hielt der Präsident dort die Trauerrede. Am Ende stimmte Obama „Amazing Grace“ an – und rührte Millionen zu Tränen.

In Berlin geht es weniger pathetisch zu. Obama erzählt, was er jetzt so treibt: ausschlafen, mehr Zeit für Michelle und die Kinder, die aber über zwei Amtsperioden so alt geworden sind, dass sie sich nun mehr für ihre Freunde als für den alten Papa interessieren. Sympathisch war Obama schon immer, wenn er über seine Familie spricht. Beruflich will er nun mit seiner Stiftung junge Menschen dabei unterstützen, Verantwortung zu übernehmen für eine bessere Welt von morgen. Die Berliner haben Erfahrung mit dieser Art von Erweckungsreden. US-Präsidenten mögen sie in der einstigen Frontstadt sowieso – aber Obama ist der erste seit Kennedy, der sich so perfekt für messianische Projektionen eignet. Als er 2008 das erste Mal in die Stadt kam, damals noch als Senator of Illinois, standen die Menschen sechs Stunden an, um ihn an der Siegessäule reden zu hören. Damals, in der zweiten Amtsperiode von George W. Bush, war die Sehnsucht nach Glaubwürdigkeit und Differenziertheit groß. Es gibt da Gefühlsparallelen zu Donald Trump.

Junge Leute stellen kritische Fragen

Der Name des Mannes, mit dem sich Merkel am Nachmittag beim Nato-Gipfel in Brüssel und diesen Freitag beim G7-Treffen auf Sizilien auseinandersetzen muss, fällt am Brandenburger Tor nicht. Nur einmal spricht Obama über die Rückabwicklung seiner Gesundheitsreform und warnt – ein Hinweis auf Trumps Mexikopolitik –, dass wir uns in dieser Welt nicht hinter Mauern verstecken könnten.

Die Moderatoren – neben Bedford-Strohm stellen auch Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au sowie vier Jugendliche Fragen – bemühen sich jedoch, der Runde nicht den Charakter einer Werbeveranstaltung für die „guten“ Weltenlenker zu verleihen. Und so konfrontieren sie die beiden Talkgäste mit ihren – aus christlicher Sicht – problematischsten Politikentscheidungen. Bei Obama gehört dazu der Drohnenkrieg gegen den Terror. Bezeichnenderweise kommt die heftigste Kritik daran von dem Mann, der nicht auf das Podium gelassen wurde. Es sei, ließ Martin Schulz parallel verbreiten, offensichtlich, dass diese neue Form der Kriegsführung den internationalen Terrorismus nicht schwäche. Dabei sei es „egal“, ob die Befehle von Obama oder Trump ausgingen.

Bei der „Flüchtlingskanzlerin“ ist den Kirchentagsleuten der Schwenk weg von der Willkommens- hin zu einer Abschiebekultur ein Dorn im Auge. „Ich weiß, ich mache mich damit nicht beliebt“, druckst Merkel vor der Antwort auf die Frage herum, warum die Behörden auch bereits gut integrierte Migranten wieder in ihre Heimatländer zurückbringen – auch ins gefährliche Afghanistan: Es gebe Ermessensspielräume und das Recht, angefangene Ausbildungen abzuschließen. An ihrer „Rückführungspolitik“ will die Kanzlerin aber im Grundsatz nicht rütteln, was mit spärlichem Applaus quittiert wird.

Obama berichtet, wie politische Entscheidungen ihn verfolgen

Was er in Syrien gemacht beziehungsweise nicht gemacht hat, „verfolgt mich“, bekennt Obama, als es um moralische Dilemmata und dann konkret um die Drohnenangriffe geht: „Manchmal haben meine Entscheidungen zum Tod unschuldiger Zivilisten geführt.“ Der Ex-Präsident nimmt jedoch für sich in Anspruch, mit neuen Überprüfungsverfahren die Zahl getöteter Unbeteiligter erheblich reduziert zu haben im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus: „Sie dürfen nicht vergessen: Das sind Leute, die gerne auf dieser Veranstaltung eine Bombe zünden würden.“

Gepredigt wird aber auch: gegen das Verzweifeln an dieser bösen Welt, für den Glauben daran, dass sich alles zum Guten wenden kann. „Geschichte besteht aus Rückschlägen“, sagt Angela Merkel, die aber aus ihrer eigenen Biografie heraus gelernt haben will, die Hoffnung über lange Zeiträume nicht zu verlieren. „Wir dürfen nicht nur in Monaten denken, wir müssen in Jahren denken.“

Und auch Obama gibt den Mutmacher in einer komplizierten, gefährlichen Welt: „Wenn Sie zynisch denken, dass alle Politiker und Institutionen sowieso korrupt sind, und Sie selbst ohnehin nichts ändern können – dann wird es tatsächlich schlimmer werden.“ Wenn man sich aber engagiere, werde es nicht so sein. „Jedes Mal, wenn Sie einem Kind Mut zusprechen, machen Sie die Welt ein kleines Stückchen besser.“ Der Fast-Messias hat gesprochen.