Der Wohnturm Gewa-Tower ist insolvent, aber der unmittelbare Nachbar steht erfolgreich kurz vor der Fertigstellung. Auch diese Randbebauung zum Turm hatte einst die Firma Gewa hochziehen wollen.

Fellbach - So unterschiedlich können Geschäfte und Geschäftsmodelle laufen. Während die Wohnungskäufer und die Anleger um einen Weiterbau des Gewa-Towers nach Baustopp und Insolvenzantrag bangen, laufen direkt daneben die Arbeiten wie am Schnürchen. Zwischen dem Tower und der Eberhardstraße, also als direkter Nachbar, lässt die Firma Weisenburger Projekt GmbH unter dem Stichwort „Turrealis“ Wohnungen bauen und vermietet sie mit großem Erfolg.

 

Von 152 Mietwohnungen mit einer Gesamtfläche von etwa 12 000 Quadratmetern in sieben Mehrfamilienhäusern sind 70 vor einem Monat an die neuen Bewohner übergeben worden, 36 in dieser Woche, und die Schlüssel für die restlichen Wohnungen werden in der nächsten Woche übergeben, sagt Sven Müller, der Geschäftsführer.

Turm- und Wohnungsbaugrundstück gehören einst dem Tower-Investor

Besonders pikant: Das Grundstück für „Turrealis“ hat der Turm-Investor Michael Warbanoff von der Gewa-Firmengruppe an die Firma Weisenburger erst vor wenigen Jahren verkauft. Für die gesamte Bebauung des Areals fehlte ihm das Geld. Die sieben Mehrfamilienhäuser zählen zur Randbebauung rund um den Turm, ebenso wie das von der Gewa 5 to 1 GmbH und Co. KG vor kurzem verkaufte, auch noch nicht fertiggestellte Hotel an der Schorndorfer Straße.

Ein Problem aus der Insolvenz des Nachbarn und einstigen Grundbesitzers entsteht für die Firma Weisenburger laut Sven Müller nicht. Die Grundstücke sind komplett getrennt worden – mit einer Ausnahme: Im Gebäude an der Kreuzung Bühlstraße mit der Eberhardstraße ist die Heizzentrale für das Gesamtareal untergebracht, also für die Wohnhäuser, den Turm und das Hotel. Dort stehen die technischen Einrichtungen der Stadtwerke Fellbach, Gas-Brennwertkessel und ein Blockheizkraftwerk (BHKW). Die Firma Weisenburger hat mit den Stadtwerken Fellbach einen so genannten Contracting-Vertrag abgeschlossen, einen langfristigen Liefervertrag für Wärme.

Am nördlichen Rand des Areals wird die Straße neu gebaut

Der Baustopp für den Tower und das Hotel wirkt sich auch nicht auf eine andere benachbarte Baustelle aus. Am nördlichen Rand des Geländes, in der Eberhardstraße, an der westlichen Seite der Bühlstraße und in einem Abschnitt der Friedrich-List-Straße, wird entlang der neuen Wohnhäuser fleißig gearbeitet. Die Firma Weisenburger hat dies beauftragt. Rund ums Projekt „Turrealis“ lässt die Firma die Gehwege und Häuserzugänge herstellen. Randsteine sind neu gesetzt worden, um Parkbuchten zu markieren. Die Eberhardstraße, die künftig deutlich schmäler sein wird, wie bereits erkennbar ist, ist für die Arbeiten vollständig gesperrt worden. „Der Außenbereich, die Gehsteige und die Parkierung der Randbebauung werden gerichtet. Gleichzeitig lässt die Stadt die Straße herstellen“, sagt die Fellbacher Baubürgermeisterin Beatrice Soltys. Die Kosten haben sich die Stadt und die Projektentwicklerin geteilt. Der südliche Rand des Areals ist ebenfalls noch Baustelle und muss mit der Fertigstellung des Towers neu gestaltet werden. Dies wird eine Aufgabe für die neuen Turm-Investoren sein, auf die jeder in Fellbach hofft.