Eine Szene wie aus einem Freitagskrimi. Doch das ZDF hat die Dokumentation „F wie Fälschung – Blütenträume“ für die Reihe „Terra X“ gedreht. Es ist eine Hommage an jene Kriminellen, die für ihre Finesse eher bewundert als gefürchtet werden – wie etwa der Brite David Hartley, der im 18. Jahrhundert kleine Stücke vom Rand von Goldmünzen abknipste, daraus neue schmolz und sie unter den Armen verteilte. „King David“, wie der Mann genannt wurde, endete am Galgen.

 

Kuhl dagegen hat nichts von einem Robin Hood, ihm ging es um seine Altersvorsorge. Daraus macht er keinen Hehl. Sechs Jahre Gefängnis brummten ihm die Richter auf. Er kam noch glimpflich davon. Er hat die Straße im offenen Vollzug verbüßt, wohnortnah. Morgens verließ er die JVA für die Arbeit in seinem Atelier. Er sagt: „Sonst hätte ich wohl Schluss gemacht.“ Hans-Jürgen Kuhl lächelt müde, wenn man ihn fragt, wie es ihm nach seiner Verhaftung erging. Er ist vor der Ausstrahlung der Doku nach Berlin gekommen, um Interviews zu geben. Ein nervöser Schlaks mit einer Stimme, die heiser ist von den vielen Zigaretten. Silbergraues Haar rahmt sein fein geschnittenes Gesicht. Mundwinkel, die herabhängen. Um den dürren Oberkörper schlabbert ein Sakko. Kuhl steht wie ein Fragezeichen in einem Kabuff im ZDF-Hauptstadtstudio. Es ist der einzige noch freie Raum für Einzelinterviews. Keine Fenster, keine Aschenbecher. Er sagt: „Ich komme mir vor wie im Gefängnis.“

Modemacher und Partykönig – ein Leben am Limit

Der Absturz des Hans-Jürgen Kuhl begann früh. Als Kind war er ein Virtuose an der Nähmaschine. In den sechziger Jahren ein gefeierter Modemacher und Produzent von Hotpants, von Höschen aus Leder. Kokspartys, Frauen, Nächte in Spielcasinos: Kuhl führt ein Leben am Limit, zwischen Monte Carlo und Köln-Bickendorf. Geld spielte keine Rolle, solange er genug davon hatte. Einen Zocker, so nennt er sich selber. Als es mit der Mode nicht mehr lief, sattelte er auf Siebdrucke um – Pop-Art von Warhol, erst kopiert, dann leicht variiert, als sich der Künstler beschwerte. Vom Warhol zur Dollarnote war es nicht mehr weit.

Klar sei ihm die Sache peinlich, aber ein schlechtes Gewissen habe er nie gehabt, versichert Kuhl. Außerdem sei das Ganze ja nicht seine Idee gewesen. Ein befreundeter Albaner aus dem Rotlichtmilieu habe ihn darauf gebracht. Frische Dollar für den irakischen Markt, ein todsicheres Ding, erzählte ihm der Freund. Für zehn Millionen Blüten könne er zwei Millionen echte Dollars lockermachen. Kuhl zuckte, die Geschäfte liefen schlecht. Pop-Art gab es jetzt bei Ikea billiger. Er, der Fabrikantensohn aus einem Haus mit Butler, stand zum ersten Mal vor der Frage: Muss ich zum Sozialamt? Kuhl entschied sich anders. Er setzte alles auf eine Karte. Ein Coup, und er wäre alle Sorgen los. Kuhl kratzte 11 000 Euro für eine Druckmaschine zusammen. Doch der Deal platzte. Die Noten seien also nie in Umlauf geraten, beteuert Kuhl. Als Künstler, der aus Versehen vom rechten Weg abgekommen ist, so sieht er sich selber. Heute lebt Kuhl von einer schmalen Rente. Sein Atelier ist sein Zuhause. Ein 100-Dollar-Schein erinnert ihn an den gescheiterten Coup. Er hängt gerahmt an der Wand im Büro. In der Mitte der Kopf eines Mannes, der als US-Präsident und Verfasser der Unabhängigkeitserklärung Geschichte schrieb, auch er ein gelernter Drucker. Kuhl nennt ihn „meinen Franklin“.

Ein Robin Hood, nein, das war er nicht

Eine Szene wie aus einem Freitagskrimi. Doch das ZDF hat die Dokumentation „F wie Fälschung – Blütenträume“ für die Reihe „Terra X“ gedreht. Es ist eine Hommage an jene Kriminellen, die für ihre Finesse eher bewundert als gefürchtet werden – wie etwa der Brite David Hartley, der im 18. Jahrhundert kleine Stücke vom Rand von Goldmünzen abknipste, daraus neue schmolz und sie unter den Armen verteilte. „King David“, wie der Mann genannt wurde, endete am Galgen.

Kuhl dagegen hat nichts von einem Robin Hood, ihm ging es um seine Altersvorsorge. Daraus macht er keinen Hehl. Sechs Jahre Gefängnis brummten ihm die Richter auf. Er kam noch glimpflich davon. Er hat die Straße im offenen Vollzug verbüßt, wohnortnah. Morgens verließ er die JVA für die Arbeit in seinem Atelier. Er sagt: „Sonst hätte ich wohl Schluss gemacht.“ Hans-Jürgen Kuhl lächelt müde, wenn man ihn fragt, wie es ihm nach seiner Verhaftung erging. Er ist vor der Ausstrahlung der Doku nach Berlin gekommen, um Interviews zu geben. Ein nervöser Schlaks mit einer Stimme, die heiser ist von den vielen Zigaretten. Silbergraues Haar rahmt sein fein geschnittenes Gesicht. Mundwinkel, die herabhängen. Um den dürren Oberkörper schlabbert ein Sakko. Kuhl steht wie ein Fragezeichen in einem Kabuff im ZDF-Hauptstadtstudio. Es ist der einzige noch freie Raum für Einzelinterviews. Keine Fenster, keine Aschenbecher. Er sagt: „Ich komme mir vor wie im Gefängnis.“

Modemacher und Partykönig – ein Leben am Limit

Der Absturz des Hans-Jürgen Kuhl begann früh. Als Kind war er ein Virtuose an der Nähmaschine. In den sechziger Jahren ein gefeierter Modemacher und Produzent von Hotpants, von Höschen aus Leder. Kokspartys, Frauen, Nächte in Spielcasinos: Kuhl führt ein Leben am Limit, zwischen Monte Carlo und Köln-Bickendorf. Geld spielte keine Rolle, solange er genug davon hatte. Einen Zocker, so nennt er sich selber. Als es mit der Mode nicht mehr lief, sattelte er auf Siebdrucke um – Pop-Art von Warhol, erst kopiert, dann leicht variiert, als sich der Künstler beschwerte. Vom Warhol zur Dollarnote war es nicht mehr weit.

Klar sei ihm die Sache peinlich, aber ein schlechtes Gewissen habe er nie gehabt, versichert Kuhl. Außerdem sei das Ganze ja nicht seine Idee gewesen. Ein befreundeter Albaner aus dem Rotlichtmilieu habe ihn darauf gebracht. Frische Dollar für den irakischen Markt, ein todsicheres Ding, erzählte ihm der Freund. Für zehn Millionen Blüten könne er zwei Millionen echte Dollars lockermachen. Kuhl zuckte, die Geschäfte liefen schlecht. Pop-Art gab es jetzt bei Ikea billiger. Er, der Fabrikantensohn aus einem Haus mit Butler, stand zum ersten Mal vor der Frage: Muss ich zum Sozialamt? Kuhl entschied sich anders. Er setzte alles auf eine Karte. Ein Coup, und er wäre alle Sorgen los. Kuhl kratzte 11 000 Euro für eine Druckmaschine zusammen. Doch der Deal platzte. Die Noten seien also nie in Umlauf geraten, beteuert Kuhl. Als Künstler, der aus Versehen vom rechten Weg abgekommen ist, so sieht er sich selber. Heute lebt Kuhl von einer schmalen Rente. Sein Atelier ist sein Zuhause. Ein 100-Dollar-Schein erinnert ihn an den gescheiterten Coup. Er hängt gerahmt an der Wand im Büro. In der Mitte der Kopf eines Mannes, der als US-Präsident und Verfasser der Unabhängigkeitserklärung Geschichte schrieb, auch er ein gelernter Drucker. Kuhl nennt ihn „meinen Franklin“.