Weil immer weniger Fünftklässler eingeschult werden, droht der Haierschule in Faurndau das Aus. Der Wandel zur Gemeinschaftsschule war torpediert worden.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Vierzig Jahre nach der von vielen als schmerzhaft empfundenen Eingemeindung könnte Göppingens größter Stadtbezirk Faurndau seine weiterführende Schule verlieren. Nur 15 Anmeldungen hat es für dieses Schuljahr für die fünfte Klasse der Haierschule gegeben. Das Kultusministerium verlangt für den dauerhaften Betrieb einer Werkrealschule mindestens 16 Kinder in der Eingangsklasse. „Wir werden einen blauen Brief bekommen“, sagte die für den Schulbereich zuständige Bürgermeisterin Gabriele Zull. Werde zweimal hintereinander die angelegte Messlatte verfehlt, sei Schluss.

 

CDU hat Antrag auf Gemeinschaftsschule nicht gestützt

Im vergangenen Jahr hatte eine von der CDU angeführte Gemeinderatsmehrheit entschieden, den Gemeinschaftsschul-Antrag der Haierschule nicht zu unterstützen. Die CDU trage deshalb die Verantwortung für das drohende Aus, sagte Christian Stähle (Linke). Der nun von der CDU gemachte Vorschlag, die Haierschule zu einer Sekundarschule zu entwickeln, entspringe wohl dem schlechten Gewissen, mutmaßte er.

Der CDU-Fraktionschef Felix Gerber wies dies zurück. Er bezeichnete die Sekundarschule als „zukunftsweisend“. Erst unlängst hatte die Göppinger Walther-Hensel-Schule die Genehmigung eines solchen Schulversuchs beantragt. Die Sekundarschule ähnelt der Gemeinschaftsschule, ist aber praktischer orientiert und lässt Schüler mit Gymnasialempfehlung außen vor.

Rektorin lehnt Wandel zur Sekundarschule ab

Von der Rektorin der Haierschule, Ingrid Stotz, erntete die CDU jedoch eine Absage. Man habe eine Konzeption zur Gemeinschaftsschule entwickelt, die sich am Bedarf der Schüler und des Orts orientiere. „Ein neues Etikett würde nicht nur unsere Eltern in Erstaunen versetzen, sondern auch die Faurndauer“, heißt es im Schreiben der Rektorin. „Wir können nur etwas anbieten, von dem wir eine Vorstellung haben.“ Die Nachfrage von Stefan Horn (FW), ob der CDU-Vorstoß abgestimmt gewesen sei, ließ Gerber unbeantwortet.

Das mögliche Aus für die Werkrealschule könnte sich auch auf den Grundschulbereich auswirken. Denkbar sei, die frei werdenden Räume in der Haierschule der Waldorfschule anzubieten. Man könne künftig aber auch alle Faurndauer Grundschüler an einer dann dreizügigen Haierschule konzentrieren und diese zu einer Ganztagesgrundschule höchster Qualität ausbauen, sagte Zull. Das Gebäude der zweiten Grundschule im Ort, der Schillerschule, könnte anderweitig verwertet werden.

Zunächst sollen die Eltern befragt werden

Allerdings dürfte dieses Szenario einen Aufschrei produzieren, prophezeite Eva Epple (Grüne). Schließlich liegt die erst für drei Millionen Euro sanierte Haierschule am Ortsrand, die Schillerschule hingegen im Zentrum. Vor dem Gemeinderat liegt eine schwierige Entscheidung. „Wir müssen in die Kindergärten gehen und mit denen reden, die es betrifft“, sagte Zull.