Reportage: Frank Buchmeier (buc)
Sie sind nun seit zwei Jahren im Ruhestand. Wie ertragen Sie das Pensionärsdasein?
Diese Frage kann Ihnen meine Frau besser beantworten, weil sie am meisten unter mir leiden muss. (Werner Holzwarth steht auf und kehrt in Begleitung zurück). Darf ich vorstellen: meine Frau, Antje.
Angenehm. Frau Holzwarth, ich fragte Ihren Mann gerade, wie es ihm als Pensionär geht.
Antje Holzwarth Anfangs war die Situation nicht einfach für ihn. Werner ist ja ein sehr umtriebiger Typ. Er hat sich sofort auf die Suche nach neuen Aufgaben gemacht, mancher Neuorientierungsversuch scheiterte allerdings kläglich.
Werner Holzwarth Erst hing ich im Haus rum und habe kontrolliert, was meine Frau so treibt. Das kam bei Antje nicht gut an. Dann habe ich klischeemäßig damit begonnen, Golfunterricht zu nehmen. Das Problem ist mein Ehrgeiz: Alles, was ich mache, will ich gut machen, aber ich habe schnell gemerkt, dass ich niemals gut Golf spielen werde. Also habe ich es wieder aufgegeben. Texten ist dagegen etwas, das meinen eigenen Ansprüchen ab und zu genügt. Deswegen schreibe ich zurzeit mehr denn je.
Von außen betrachtet sind Sie ein ungleiches Paar. Wie haben Sie sich kennengelernt?
Antje Holzwarth Das war 1999 an der Uni. Werner war mein Prof und ich seine 22-jährige studentische Hilfskraft. Es ist absurd, wenn man sich in so einer Konstellation näherkommt. Ich habe mir versucht einzureden, dass ich nicht verliebt bin, aber irgendwann siegte das Gefühl über den Verstand. Als klar war, dass wir ein Paar sind, bin ich nach Berlin und habe mich aus der Entfernung aufs Diplom vorbereitet.
Ihr Mann ist etwa 30 Jahre älter als Sie. Wie reagiert die Umwelt darauf?
Antje Holzwarth Wir sind nun seit fast 15 Jahren zusammen und seit fünf Jahren verheiratet. Das heißt, wir haben uns längst daran gewöhnt, dass wir komisch angeschaut werden. Werner wird in die Schublade „zweiter Frühling, alter Bock“ gesteckt, mir wird ein Vaterkomplex unterstellt. Aber das ist mir wurst.
Werner Holzwarth Anfangs habe ich mich in der Öffentlichkeit nicht mal getraut, Antjes Hand zu halten. Ich kam mir wie ein Päderast vor. Ein bisschen hilft mir mein Image als Autor des „kleinen Maulwurfs“. Bei jemandem, der so ein Buch geschrieben hat, rechnet man damit, dass er einen Knall hat und seine Frau nicht in das gängige gesellschaftliche Raster passt. Mittlerweile gehe ich mit blöden Bemerkungen lockerer um, ich sage dann: „Ich habe mir als Professor meine beste Studentin geschnappt.“
Frau Holzwarth, Sie müssen mit dem Vorurteil leben, dass Sie sich einen wohlhabenden, älteren Herrn geangelt und somit für den Rest Ihres Lebens ausgesorgt haben.
Antje Holzwarth Ich selbst weiß ja, dass das nicht der Grund war, warum ich mit Werner zusammensein wollte. Außerdem genieße ich zwar den Luxus, aber ich brauche ihn nicht. Ich könnte jederzeit wieder wie früher in einer kleinen Dachkammer wohnen. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass es so kommt: Was ich zurzeit als freie Grafikerin verdiene, würde auch ohne Werners Vermögen für mich ausreichen.
Warum machen Sie beide als Grafikerin und Texter kein gemeinsames Kinderbuch?
Antje Holzwarth Wir haben tatsächlich vor, als Illustratorin-Texter-Team etwas zu machen. Mein naturalistischer Zeichenstil ist zwar eigentlich für Kinderbücher eher nicht geeignet, aber es muss ja nicht gleich ein zweiter „Kleiner Maulwurf . . .“ werden.