Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Mit dem monumentalen, drei Meter hohen Herzen nimmt Strumbel aber auch Bezug zur Stauferstadt Göppingen, zu Friedrich I. „Barbarossa ist im Fluss Saleph in der heutigen Türkei ertrunken. Sein Herz blieb für immer verschwunden. Nun kehrt es in riesiger Form zurück nach Göppingen“, erklärt Strumbel. Zu jedem Stichwort konstruiert er einen Bezug. Wenn ihm ein Gedanke im Gespräch besonders bemerkenswert erscheint, nimmt er ihn über die Diktierfunktion seines Handys auf.

 

Zwischendrin zeigt er Fotos auf seinem Handy und konstruiert dabei Bezüge zu seinen Ausstellungen, während sein Beifahrer Angst hat, dass wir uns bei Tempo 140 gleich an der Leitplanke dekonstruieren. Strumbel kennt aber keine Gnade. „Habe ich dir schon meinen Kurzfilm gezeigt? ‚La Bohème und der Schwarzwald’? Der ist skandalös gut, den stelle ich aus“, sagt Strumbel und führt ein Handyvideo vor, das eine andere Fahrt von ihm dokumentiert. „Und jetzt Achtung, wenn sie auf der Bühne stirbt, fahre ich in den Tunnel, und der Scheibenwischer geht an. Genial, oder?“, freut sich Strumbel, das Handy in die rechte Hand geklemmt. Wir werden gleich auf einen Lkw auffahren. Ob der Künstler-Autofahrer das bemerkt? Wenn nicht, wer schreibt dann diesen Text?

Runter von der Autobahn. Auf der Landstraße fährt ein Leichenwagen vor uns her. Hoffentlich kein schlechtes Zeichen. Nächste Abfahrt Göllsdorf. Strumbels Herz wartet auf einem ehemaligen Nato-Testgelände auf uns. „Wir sind auf jeden Fall falsch“, flucht der Künstler auf einem Schotterweg. Das Navi hat aufgegeben. Auf einmal taucht eine Schafherde wie aus dem Nichts auf, die Tiere sind grün markiert, aber nicht durch winzige Punkte, sondern durch riesige Farbverläufe. „Geil, das sind Graffiti-Schafe, die würde ich genauso ausstellen. Hier auf dem Land brauchst du halt kein LSD“, jubiliert Stefan Strumbel, ehe er sich wegen allgemeiner Orientierungslosigkeit wieder selbst beschimpft. „Fuck you Strumbel! Ah, Moment, an die Kühe erinnere ich mich, wir sind doch richtig.“ In verbotenem Tempo geht es über Waldwege. Und plötzlich taucht mitten im Wald eine bunkerartige Anlage auf.

Kunst auf dem Nato-Gelände

Der Bildhauer Jürgen Knubben residiert mittlerweile auf dem ehemaligen Nato-Gelände mitten im Naturschutzgebiet. Statt kaltem Krieg wird hier jetzt Kunst verarbeitet. Neben Knubbens Wohnhaus befindet sich eine kleine Halle, in der Strumbels Herz wartet. Dahinter hat Knubben einen Skulpturenpark angelegt, wechselnde Künstler stellen hier im Freien aus. Unter der Ausstellungsfläche, hinter der Halle, befindet sich ein echter Bunker.

Knubbens Sohn Gabriel betreibt eine kleine Stahlfirma, er hat das Herz nach den Plänen Strumbels gebaut. „Ah, da kommt er ja, der Verrückte“, begrüßt Gabriel Knubben Stefan Strumbel euphorisch. Um den herzigen Koloss zu konstruieren, waren sechs Männer nötig, die vier Wochen gebraucht haben. „Die einzelnen Stücke waren so schwer, dass wir sie zum Teil zu zweit halten mussten, während einer geschweißt hat“, erklärt Gabriel Knubben.

Weiter geht die irre Autofahrt, die freitägliche Raserei nach Rottweil. Was hat Strumbel für Göppingen genau geplant? Dort erregte er vor wenigen Wochen mit einer sozialen Skulptur in der Tradition von Joseph Beuys Aufsehen, als er eine Blutspendeaktion in eine Performance umdeutete. „In Zeiten, in denen virtuelle Freundschaften echte Verbindungen überlagern, gibt es doch nichts Verbindenderes als das Blut der anderen“, so Strumbel. Mit einem Herz will Strumbel in der Göppinger Kunsthalle nun an die Blutspendeaktion anknüpfen. Die Halle selbst hat Stefan Strumbel lila und schwarz angemalt. „Rot ist die Farbe des Blutes der Armen, blaues Blut steht für Adel und für Reichtum, beides zusammengemischt ergibt die heilige Farbe Lila“, sagt Strumbel.

Ein Herz für Barbarossa

Mit dem monumentalen, drei Meter hohen Herzen nimmt Strumbel aber auch Bezug zur Stauferstadt Göppingen, zu Friedrich I. „Barbarossa ist im Fluss Saleph in der heutigen Türkei ertrunken. Sein Herz blieb für immer verschwunden. Nun kehrt es in riesiger Form zurück nach Göppingen“, erklärt Strumbel. Zu jedem Stichwort konstruiert er einen Bezug. Wenn ihm ein Gedanke im Gespräch besonders bemerkenswert erscheint, nimmt er ihn über die Diktierfunktion seines Handys auf.

Zwischendrin zeigt er Fotos auf seinem Handy und konstruiert dabei Bezüge zu seinen Ausstellungen, während sein Beifahrer Angst hat, dass wir uns bei Tempo 140 gleich an der Leitplanke dekonstruieren. Strumbel kennt aber keine Gnade. „Habe ich dir schon meinen Kurzfilm gezeigt? ‚La Bohème und der Schwarzwald’? Der ist skandalös gut, den stelle ich aus“, sagt Strumbel und führt ein Handyvideo vor, das eine andere Fahrt von ihm dokumentiert. „Und jetzt Achtung, wenn sie auf der Bühne stirbt, fahre ich in den Tunnel, und der Scheibenwischer geht an. Genial, oder?“, freut sich Strumbel, das Handy in die rechte Hand geklemmt. Wir werden gleich auf einen Lkw auffahren. Ob der Künstler-Autofahrer das bemerkt? Wenn nicht, wer schreibt dann diesen Text?

Runter von der Autobahn. Auf der Landstraße fährt ein Leichenwagen vor uns her. Hoffentlich kein schlechtes Zeichen. Nächste Abfahrt Göllsdorf. Strumbels Herz wartet auf einem ehemaligen Nato-Testgelände auf uns. „Wir sind auf jeden Fall falsch“, flucht der Künstler auf einem Schotterweg. Das Navi hat aufgegeben. Auf einmal taucht eine Schafherde wie aus dem Nichts auf, die Tiere sind grün markiert, aber nicht durch winzige Punkte, sondern durch riesige Farbverläufe. „Geil, das sind Graffiti-Schafe, die würde ich genauso ausstellen. Hier auf dem Land brauchst du halt kein LSD“, jubiliert Stefan Strumbel, ehe er sich wegen allgemeiner Orientierungslosigkeit wieder selbst beschimpft. „Fuck you Strumbel! Ah, Moment, an die Kühe erinnere ich mich, wir sind doch richtig.“ In verbotenem Tempo geht es über Waldwege. Und plötzlich taucht mitten im Wald eine bunkerartige Anlage auf.

Kunst auf dem Nato-Gelände

Der Bildhauer Jürgen Knubben residiert mittlerweile auf dem ehemaligen Nato-Gelände mitten im Naturschutzgebiet. Statt kaltem Krieg wird hier jetzt Kunst verarbeitet. Neben Knubbens Wohnhaus befindet sich eine kleine Halle, in der Strumbels Herz wartet. Dahinter hat Knubben einen Skulpturenpark angelegt, wechselnde Künstler stellen hier im Freien aus. Unter der Ausstellungsfläche, hinter der Halle, befindet sich ein echter Bunker.

Knubbens Sohn Gabriel betreibt eine kleine Stahlfirma, er hat das Herz nach den Plänen Strumbels gebaut. „Ah, da kommt er ja, der Verrückte“, begrüßt Gabriel Knubben Stefan Strumbel euphorisch. Um den herzigen Koloss zu konstruieren, waren sechs Männer nötig, die vier Wochen gebraucht haben. „Die einzelnen Stücke waren so schwer, dass wir sie zum Teil zu zweit halten mussten, während einer geschweißt hat“, erklärt Gabriel Knubben.

Im Angesicht seines Mammutherzens wird Strumbel euphorisch. „Da haut es dir das Blech weg, oder?“ – „Du kannsch zufrieden sein“, sagt Jürgen Knubben. Ein größeres Lob wurde auf Rottweiler Gemarkung noch nie ausgesprochen. Als Jürgen Knubben seinen Besuchern noch die Skulpturen rund um das Haus zeigt, fährt ein Roller vorbei, der wie ein Schaf klingt. Vielleicht war ja doch was im Trinkwasser? „Dass du mir die Skulpturen bisher nicht gezeigt hast, Jürgen“, beschwert sich Strumbel bei Knubben. „Du hast halt immer so pressiert, wenn du da warst“, erwidert Knubben. Mit Strumbels Tempo kann eben keiner mithalten. Wie kann es sein, dass dieser Künstler scheinbar nie stillsteht, immer das nächste Projekt vor Augen hat? Die einzig mögliche Erklärung: sein Herz schlägt schneller.